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Wird nicht erlaubt!

In allen Berufen ist der Innendienst dem Außendienst
vorzuziehen. Innen gibt's nur Amgang mit Beamten, austen
noch ganz andre Peinlichkeiten. Eine Tatsache, die selbst
Museumsdirektoren, die es immerhin nur in beschränkter
Anzahl gibt, nicht unbekannt ist. Vor allem nicht Äerrn Ge-
heimrat Z., dem Direktor des berühmten Germanischen Mu°
seums in der noch berühmteren Stadt N.

Geheimrat Z. also hatte Außendienst. Befand sich in
Frankfurt — in Frankfurt a. O., das für Kenner mit
Frankfurt a. M. durchaus nicht zu verwechseln ist. And hörte,
daß sich in dem kleinen Orte L. der dicht bei Frankfurt a. O.
unberührt von den Fortschritten der Zivilisation dahin-
dämmert, eine herrliche Barockplastik befände. Eine Barock-
plastik, die für einen Museumsdirektor, noch dazu sür den
Direktor des Germanischen Museums in N., von unbeding-
tem Intereffe sei.

Geheimrat Z. fuhr also nach L. And stellte sich dem
Ortsgewaltigen vor.

„Ich komme mit einer Bitte, Äerr Bürgermeister. Mein
Name ist Z., ich bin Direktor des Germanischen Museums —"

Aber da brauste der Ortsgewaltige aus und unterbrach mit
empörter Äandbewegung des Lerrn Geheimrats bescheidene
Einleitung. „Wird nichterlaubtl Wird keinesfalls erlaubt!"

„Aber Lerr Bürgermeisterl Ich will ja garnicht—"
„Wird nicht erlaubtl Vor vier Wochen haben wir hier
ein Panoptckum gehabt, vor drei Wochen einen Zirkus, vor
acht Tagen eine Menagerie, und jetzt noch ein Germanisches

Museum-wird nicht erlaubtll"

And brauste hinaus. Geha

Ellens Bräutigam

Mein Freund Woldemar ist eigentlich Zahnarzt, aber
das geht nicht mehr so recht, es kommen zu wenig Patienten,
und der Geißfuß, jenes brillante, armlange Instrument, das
Backchhne zum Wauken und starke Männer zu Schweiß.
ausbrüchen verleitet, rostet unbenützt im Instrumentenschrank.

Woldemar zieht infolgedessen keine Zähne mehr, sondern
Konsequenzen und verlegt sich aus Charakterkunde. Er hat
einen neuen Zweig dieser Wissenschaft entdeckt, die Zahn-
lesekunst. In den Oberzähnen steckt das Passive, die An-
lagen, im Antei kiefer das Aktive, die Fähigkeiten. Mir hat
Woldemar versichert, daß ich oben Geschäftstüchtigkeit, unten
Kunstsinn habe. Daß der Geschäftssinn bei mir keine Früchte
zeitigt, liegt wohl daran, daß ich den Oberkieser nicht be-
wegen kann. Ich wünsche manchmal, mein Oberkiefer säße
unten.


Angewandtes Nadio — „Wenn Sie den ganzen Tag die Lörer

aufhaben, da kann ja Ihre Frau aar
nix mehr mit Ihnen redenl" — „No, is dös vielleicht a Nachteil?"

Aber das gehört nicht hierher. Ich wollte
von Ellens Bräutigam erzählen. Der Charak-
ter dieses jungen Mannes machte Ellen viel
Kopfzerbrechen, und um endgültige Klarheit zu
bekommen, behauptetesie,erhabeschlechteZähne,
und empfahl ihm dringend Woldemar. Der
Llng'ückliche besah seine Zähne im Spiegel und
begriff seine Braut nicht mehr.

Viermal schützte er vor, noch keine Zeit
gehabt zu haben, das fünftemal aber, als ihn
Ellen wieder sragte: „Nu, was hat der
Zahnarzt gesagt?" log er frech: „Nun, was
soll er wohl gesagt haben? Schon faul! hat er
gesagt."

Wie ich höre, hat Ellen die Verlobung
aufgelöst.

A. W.

In München

Collum heißt der Lals. Alle wußten es,
nur der kleine Knödelseder wußte es nicht, und
ausgerechnet ihn sragte der Lateinprofessor Leit-
stiesel. So ist das immer.

Aber der wackere Pädagoge verzagt nicht,
er hofft durch Assoziationen den Iungen auf
das Richtige zu bringen. Ohne über die sozia-
len Verhältnisse bei Knödelseders ausgeklärt zu
sein, sragt er:

„Was träqt denn deine Mutter um den
Lals?"

Er hofft, daß ihm die Antwort: „Ein Kol-
lier!" zuteil wird.

Knödelseder besinnt sich.

„Nun, trägt deine Mutter gar nichts um
den Lals?"

„Doch, Lerr Professorl"

Der Pävagoge strahlt. „Was denn?"

„Einen Kropf!"

A. W.

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