Als ins StäLtchen Nitternacht geschlichen,
Hugo schlich Lie Kreuzergass' entlang,
Jst am Eck ein Stündchen nicht gewichen
Unter Liebesweh und hellem Ilötenklang.
Doch Amalie, welcher Lües zuwiöer,
Weil sie Hapakuken nicht geliebt,
Hatte keinen Sinn für seine Lie-er,
Welch' ein §all sich wieöerholt begibt.
Unü als sie ;u arg der Lärm verdrossen,
Geffnet' sie ihr Kammerfenster weit,
Hugo Hapakuk, er fühlte sich begossen
Und schlich heim — vom Liebeswahn befreit.
Aber alle Iahre kommt er wieder,
2n der Uacht, La dies Malheur geschah.
Ecke Kreuzergasse pfeift er seine Lieder,
Unö von l2 bis l Uhr bleibt er da!
Was Gewohnheit wird, üas tut man gerne.
Hugo freut sich stets auf jene Zeit
Unö fühlt Lann in weltentrückter Ferne
Jrgenüwas — wie Liebesseligkeit.
Dazu genügt schon das kleine Einmaleins!"
Groll unL Gram verschwinöen im Erinnern
— Auch ein §all, der oftmals sich begibt —
Und er fühlt dabei in seinem Jnnern
Nur noch, daß er damals heiß geliebt.
Doch gedenkend einstiger Bedrängnis
Spielt er nur noch parapluibedeckt,
Wodurch ihn, was -amals sein Berhängnis,
Heut gegebnen Ialles nicht mehr schreckt.
Gan; im Gegenteil, wenn einmal wieder
Ecke Kreuzergasse jemand wohnt,
Welcher ihn ;um Dank für seine Lieder
So, wie einst Amalie, belohnt,
Dann geht Hapakuk beglückt nach Hause,
Schmunzelt fröhlich in Erinnerung:
„Gan; wie einst!" — und in der eignen Klause
§ühlt er sich mit einmal wieder jung.
S. rc.
Amgesattelt
drücken, mir fehlt da die
Begeisterung, ich habe zu
meiner Zeit auch so oft in
der Schule nachsitzen und
niederträchtige Strafarbei-
ten machen müssen. Aber
mein Philipp war auf dem
besten Wege, und ich freute
mich darüber. Da, nach
seinem fünften Semester,
holke ich ihn eines schönen
Tages mal von seinen
Büchern fort und wanderte
mit ihm aufs Land hinaus,
denn er hockte ja viel zu
viel im Zimmer. Das tat
ihm wohl, die frische Luft
und die freie Natur, und
er war ganz glücklich und
fing sogar an zu fingen,
etwas Lateintsches, was er
mir dann auch übersetzt hat, — es war ein Gedicht von irgend einem alten
römischen Dichter, der spazieren ging uNd dabei einen Wols traf. Aber
eigentlich paßte das Gedicht gar nicht, denn wo wir spazierten, da war
doch wahrhastig nicht an einen Wols zu denken. Dann machte er Pläne.
„So werde ich auch mit meinen Schülern wandern," sagte er, „wenn ich
erst Ordinarius bin und eine Klasse habe. Zum Lohn fllr redliches Streben
werde ich sie in jedem Sommer einmal hinaussühren, kurz vor den
großen Ferien, da stört das den regelmäßigen Fortgang der Klassen-
arbeiten am wenigsten, weil da ohnehin nicht mehr viel getan wird.
Wir werden kameradschaftlich wandern, mit frohem Gesange, und draußen
werden wir muntere Spiele treiben, tüchtige Wettkämpfe, bei denen die
Lungen mit Ozon sich füllen und die Muskeln-" Ia, und wie
mein Philipp das sagte und so recht begeistert in die L>öhe schaute und
die Arme ausbreitete, um die Vrust zu weiten-bums, da stolperte
er über einen Stein und fiel hin und schlug sich das Schienbein aus, das
rechte Schienbein. Das muß ihm gehörig weh getan haben, aber er
achtete gar nicht auf den
Schmerz, ein Einfall hatte
ihn plötzlich gepackt. „Der°
gleichen könnte auch einem
meiner Schlller auf einem
unserer Ausflüge wider-
fahren," sagte er. „Oder
noch etwas Schlimmeres.
Ein Knabe lönnte sich einen
Arm oder ein Bein brechen
oder eine Verletzung zu-
ziehen, die eine starke, nicht
leicht zu stillende Blutung
zur Folge hat. Was dann?
Ich bin doch für das Wohl
der mir anvertrauten Kna-
ben verantwortlich; ich
müßte dann doch helfen kön-
nen, die Blutungen müßte
ich zu stillen oder das ge-
brochene Glied zweckmäßig
provisorisch zu schienen
wissen. Aber von diesen
Dingen verstehe ich nichts,
71
— „Sie kennen wohl keine Noten — was?"
— „O doch, — aber ich krieg halt immer bloß Kleingeld/
Hugo schlich Lie Kreuzergass' entlang,
Jst am Eck ein Stündchen nicht gewichen
Unter Liebesweh und hellem Ilötenklang.
Doch Amalie, welcher Lües zuwiöer,
Weil sie Hapakuken nicht geliebt,
Hatte keinen Sinn für seine Lie-er,
Welch' ein §all sich wieöerholt begibt.
Unü als sie ;u arg der Lärm verdrossen,
Geffnet' sie ihr Kammerfenster weit,
Hugo Hapakuk, er fühlte sich begossen
Und schlich heim — vom Liebeswahn befreit.
Aber alle Iahre kommt er wieder,
2n der Uacht, La dies Malheur geschah.
Ecke Kreuzergasse pfeift er seine Lieder,
Unö von l2 bis l Uhr bleibt er da!
Was Gewohnheit wird, üas tut man gerne.
Hugo freut sich stets auf jene Zeit
Unö fühlt Lann in weltentrückter Ferne
Jrgenüwas — wie Liebesseligkeit.
Dazu genügt schon das kleine Einmaleins!"
Groll unL Gram verschwinöen im Erinnern
— Auch ein §all, der oftmals sich begibt —
Und er fühlt dabei in seinem Jnnern
Nur noch, daß er damals heiß geliebt.
Doch gedenkend einstiger Bedrängnis
Spielt er nur noch parapluibedeckt,
Wodurch ihn, was -amals sein Berhängnis,
Heut gegebnen Ialles nicht mehr schreckt.
Gan; im Gegenteil, wenn einmal wieder
Ecke Kreuzergasse jemand wohnt,
Welcher ihn ;um Dank für seine Lieder
So, wie einst Amalie, belohnt,
Dann geht Hapakuk beglückt nach Hause,
Schmunzelt fröhlich in Erinnerung:
„Gan; wie einst!" — und in der eignen Klause
§ühlt er sich mit einmal wieder jung.
S. rc.
Amgesattelt
drücken, mir fehlt da die
Begeisterung, ich habe zu
meiner Zeit auch so oft in
der Schule nachsitzen und
niederträchtige Strafarbei-
ten machen müssen. Aber
mein Philipp war auf dem
besten Wege, und ich freute
mich darüber. Da, nach
seinem fünften Semester,
holke ich ihn eines schönen
Tages mal von seinen
Büchern fort und wanderte
mit ihm aufs Land hinaus,
denn er hockte ja viel zu
viel im Zimmer. Das tat
ihm wohl, die frische Luft
und die freie Natur, und
er war ganz glücklich und
fing sogar an zu fingen,
etwas Lateintsches, was er
mir dann auch übersetzt hat, — es war ein Gedicht von irgend einem alten
römischen Dichter, der spazieren ging uNd dabei einen Wols traf. Aber
eigentlich paßte das Gedicht gar nicht, denn wo wir spazierten, da war
doch wahrhastig nicht an einen Wols zu denken. Dann machte er Pläne.
„So werde ich auch mit meinen Schülern wandern," sagte er, „wenn ich
erst Ordinarius bin und eine Klasse habe. Zum Lohn fllr redliches Streben
werde ich sie in jedem Sommer einmal hinaussühren, kurz vor den
großen Ferien, da stört das den regelmäßigen Fortgang der Klassen-
arbeiten am wenigsten, weil da ohnehin nicht mehr viel getan wird.
Wir werden kameradschaftlich wandern, mit frohem Gesange, und draußen
werden wir muntere Spiele treiben, tüchtige Wettkämpfe, bei denen die
Lungen mit Ozon sich füllen und die Muskeln-" Ia, und wie
mein Philipp das sagte und so recht begeistert in die L>öhe schaute und
die Arme ausbreitete, um die Vrust zu weiten-bums, da stolperte
er über einen Stein und fiel hin und schlug sich das Schienbein aus, das
rechte Schienbein. Das muß ihm gehörig weh getan haben, aber er
achtete gar nicht auf den
Schmerz, ein Einfall hatte
ihn plötzlich gepackt. „Der°
gleichen könnte auch einem
meiner Schlller auf einem
unserer Ausflüge wider-
fahren," sagte er. „Oder
noch etwas Schlimmeres.
Ein Knabe lönnte sich einen
Arm oder ein Bein brechen
oder eine Verletzung zu-
ziehen, die eine starke, nicht
leicht zu stillende Blutung
zur Folge hat. Was dann?
Ich bin doch für das Wohl
der mir anvertrauten Kna-
ben verantwortlich; ich
müßte dann doch helfen kön-
nen, die Blutungen müßte
ich zu stillen oder das ge-
brochene Glied zweckmäßig
provisorisch zu schienen
wissen. Aber von diesen
Dingen verstehe ich nichts,
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— „Sie kennen wohl keine Noten — was?"
— „O doch, — aber ich krieg halt immer bloß Kleingeld/