Im Drogenladen — „Lafi du Zahnschmerzen, Kleiner?"
— „Nein!" — Warum hältst du denn das Taschentuch vor's Gesicht?"
— „Daß mich keiner erkennt. . . ich soll Insektenpulver holen."
Lapriccio am l^erbttmoi'gen
Vor meiner Isiaustür tunc! icsi steute rnorgen
Z>n feines 5pinnensä6csien susgelpnnnt
Ouer über meinen Weg. 3csi wnr geknngen,
Verlperrt vvsr )ec!er V/eg ins treie I^nnc!.
Oss siüclcsten blit^te necliilcst in 6er Lonne,
3o 5ei6en^nrt, vvie nur ein ^lstein lpinnt.
Icst lüst micü um, um nncü clem ^oll ^u lrngen,
Oocir nirgencls ^eigte sicsi ein Z!senl<in6.
Der gute Verwandte
Mein Freund Theobald schrieb mir nach 10
Iahren — wir haben immer in mäßigen Inter-
vallen korrespondiert — solgenden Bries:
„Lieber Nudi! Es ist gemein von Dir, daß
Du mir nicht einmal ein Wort von Deiner Leirat
mitgeteilt hast. Ich nehme seit vielen Iahrzehnten
— Theobald ist 38 Iahre alt —so innigen Anteil
an Deinem Geschich und Du streichst mir mit Dei-
nem eisigen Schweigen sortwährend Zement auss
Butterbrot meiner freundschastlichen Gefühle.
Wie geht es Dir? Willst Du mich nicht ein-
mal besuchen? Wir haben so viel Platz. Natür-
lich mußt Du allein kommen, denn sür Deine liebe
Frau ist es bei uns nicht geräumig genug. And
außerdem effen wir Margarine. Also, ich erwarte
Dich bestimmt zu Pfingsten. Es gibt noch einige
Austern von Ostern her, so ca. sünf Stück. Ich
habe sie geöffnet, um zu sehen, ob sie noch lebten,
und ob es ihnen gut ging, dann habe ich sie in
der Badewanne angesiedelt, wo sie ja hoffentlich
alles haben, was sie brauchen, und sich sür Deine
Ankunft frisch erhalten.
Ich mache es ihnen sehr komfortabel: jeden
Tag werfe ich ihnen eine handvoll Salz hinein
und gieße alle vierzehn Tage einen Tropsen Iod-
tinktur nach, denn, wie Du weißt, ist ihr ursprüng-
liches Element auch jodhaltig. So ist für Dich
schon alles vorbereitet, ich hoffe immer, daß sich
die Austern noch fortpflanzen, was bis jetzt leider
nicht geschehen ist. Schade! Ich hätte Dir gerne
auch in der Quantität zufriedenstellendes geboten.
Was mich betrifft, so geht es mir danke. Ich habe
seit neun Iahren meinen Onkel Balduin bei mir. Er ist
ein entzückender alter Äerr. Verheiratet habe ich mich nicht.
Er war dagegen.
Onkel Valduin sorgt reizend für mich. Er trifft alle
Anordnungen in Bezug auf den Laushalt, wovon ich na-
türlich nichts verstehe. Er bestimmt, was gekocht werden
soll, wieviel und wie teuer; ich brauche mich um gar nichts
(Fortsetzung Seite 87)
v/enn icst nun nbergläubilcst vvüff gewelen,
Oann wür' i<ck> wie6er ltrnclis ^urücli ins Icknus
Ins Lett unck stütt' getagt: 6etperrt ilt ireute
l)er V/eg, 6ns LcsticlilLl winlit: 6eb> nicstt stinnus!
Oocst steute wnr icü wunckerbnr steroilcü
On6 sterlottlicst sterb geffirnmt uncl linrnptbereit.
On6 icff Lerrist, ein kreier stlann, 6ie Ketten
Dncl LOg 6ie Llstr — es wsr 6ie üöcbitte 2eit!
— „Freilich, Sie wohnen ja recht einsam mit Ihrer Gattin in
dem Läuschen hier draußen, Lerr Meier. Aber da gibt man
weniger Geld aus; Sie werden hübsch was zurücklegen können."
— „Ach, lieber Freund-bis jetzt haben wir nur immer
den Weg in die Stadt zurückgelegt."
Pech
— „So was kann nur mir passieren! Da setze ich mich im
Wirtshaus aus den neben mir liegenden Lut, entschuldige
mich bei dem Tischnachbarn, kriege 'ne gewaltige Ohrfeige —
und merke nachher erst, daß es mein eigener Lut war!"
— „Seitdem wir Sie haben, Emmy, sind unsere
Böden blitzblank!" — „Glauben, Gnädige, ich
will Llnehre einlegen, wenn ich mit meinem Vetter
hie und da unsere modernen Tanzabende halte?"
84
— „Nein!" — Warum hältst du denn das Taschentuch vor's Gesicht?"
— „Daß mich keiner erkennt. . . ich soll Insektenpulver holen."
Lapriccio am l^erbttmoi'gen
Vor meiner Isiaustür tunc! icsi steute rnorgen
Z>n feines 5pinnensä6csien susgelpnnnt
Ouer über meinen Weg. 3csi wnr geknngen,
Verlperrt vvsr )ec!er V/eg ins treie I^nnc!.
Oss siüclcsten blit^te necliilcst in 6er Lonne,
3o 5ei6en^nrt, vvie nur ein ^lstein lpinnt.
Icst lüst micü um, um nncü clem ^oll ^u lrngen,
Oocir nirgencls ^eigte sicsi ein Z!senl<in6.
Der gute Verwandte
Mein Freund Theobald schrieb mir nach 10
Iahren — wir haben immer in mäßigen Inter-
vallen korrespondiert — solgenden Bries:
„Lieber Nudi! Es ist gemein von Dir, daß
Du mir nicht einmal ein Wort von Deiner Leirat
mitgeteilt hast. Ich nehme seit vielen Iahrzehnten
— Theobald ist 38 Iahre alt —so innigen Anteil
an Deinem Geschich und Du streichst mir mit Dei-
nem eisigen Schweigen sortwährend Zement auss
Butterbrot meiner freundschastlichen Gefühle.
Wie geht es Dir? Willst Du mich nicht ein-
mal besuchen? Wir haben so viel Platz. Natür-
lich mußt Du allein kommen, denn sür Deine liebe
Frau ist es bei uns nicht geräumig genug. And
außerdem effen wir Margarine. Also, ich erwarte
Dich bestimmt zu Pfingsten. Es gibt noch einige
Austern von Ostern her, so ca. sünf Stück. Ich
habe sie geöffnet, um zu sehen, ob sie noch lebten,
und ob es ihnen gut ging, dann habe ich sie in
der Badewanne angesiedelt, wo sie ja hoffentlich
alles haben, was sie brauchen, und sich sür Deine
Ankunft frisch erhalten.
Ich mache es ihnen sehr komfortabel: jeden
Tag werfe ich ihnen eine handvoll Salz hinein
und gieße alle vierzehn Tage einen Tropsen Iod-
tinktur nach, denn, wie Du weißt, ist ihr ursprüng-
liches Element auch jodhaltig. So ist für Dich
schon alles vorbereitet, ich hoffe immer, daß sich
die Austern noch fortpflanzen, was bis jetzt leider
nicht geschehen ist. Schade! Ich hätte Dir gerne
auch in der Quantität zufriedenstellendes geboten.
Was mich betrifft, so geht es mir danke. Ich habe
seit neun Iahren meinen Onkel Balduin bei mir. Er ist
ein entzückender alter Äerr. Verheiratet habe ich mich nicht.
Er war dagegen.
Onkel Valduin sorgt reizend für mich. Er trifft alle
Anordnungen in Bezug auf den Laushalt, wovon ich na-
türlich nichts verstehe. Er bestimmt, was gekocht werden
soll, wieviel und wie teuer; ich brauche mich um gar nichts
(Fortsetzung Seite 87)
v/enn icst nun nbergläubilcst vvüff gewelen,
Oann wür' i<ck> wie6er ltrnclis ^urücli ins Icknus
Ins Lett unck stütt' getagt: 6etperrt ilt ireute
l)er V/eg, 6ns LcsticlilLl winlit: 6eb> nicstt stinnus!
Oocst steute wnr icü wunckerbnr steroilcü
On6 sterlottlicst sterb geffirnmt uncl linrnptbereit.
On6 icff Lerrist, ein kreier stlann, 6ie Ketten
Dncl LOg 6ie Llstr — es wsr 6ie üöcbitte 2eit!
— „Freilich, Sie wohnen ja recht einsam mit Ihrer Gattin in
dem Läuschen hier draußen, Lerr Meier. Aber da gibt man
weniger Geld aus; Sie werden hübsch was zurücklegen können."
— „Ach, lieber Freund-bis jetzt haben wir nur immer
den Weg in die Stadt zurückgelegt."
Pech
— „So was kann nur mir passieren! Da setze ich mich im
Wirtshaus aus den neben mir liegenden Lut, entschuldige
mich bei dem Tischnachbarn, kriege 'ne gewaltige Ohrfeige —
und merke nachher erst, daß es mein eigener Lut war!"
— „Seitdem wir Sie haben, Emmy, sind unsere
Böden blitzblank!" — „Glauben, Gnädige, ich
will Llnehre einlegen, wenn ich mit meinem Vetter
hie und da unsere modernen Tanzabende halte?"
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