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Lösungder Wochenaufgabe4,,Der starke Mann"(Nr. 1818)

Preis von Mk. 100.— für die Bildidee des 4. Bildes zuerkannl der Einsenderin:
TonyBrunner, Nestomitz bei Aussig a. Elbe.

Drei weitere lustige Lösungen


Georg Paffek, Lindenburg O. S. MargareteLiebig, Greisswald. Dr. med. F. Schmitz, Bonn a. Rh

Psychoanalyse
Also ich habe wirklich
dasäußerstegetan. Und
doch hatsich meineKrank-
heit verschlimmert, hat
ihre Basis gewissermas-
sen verbreitert. Seit
gestern weiß ich das.

Denn gestern kam Onkel
Kasimir zu Besuch. Als
er im Türrahmen er-
schien, überfiel mich plötz-
lich ein wahnsinniges
Angstgesühl, ich sank
bleich und zitternd in
einen Sessel, entsann
mich im gleichen Mo-
ment, daßderSessel aus
Rindsleder war, sprang
entseht auf und stürzte
aus die Straße, um dort
einem Ochsengespann zu
begegnen . . .

Da ging ich beschämt
wieder hinauf. Und
überlegte mir aus der
Treppe,was denn eigent-
lich mit mir los sei.

And es wurde mir ent-
setzlich klar: ich hatte
jetztnichtnur mehrAngst
vor Ochsen. Ich hatte
nun auch Angst vor
Onkel Kasimir. . .

Gleichgültig. Das
mußteüberwunden wer-
den. Ich wußte ja ganz
genau, woher es kam.

Aber als ich dann wieder
vor OnkelKasimirstand,
war die Angst wieder
da. Der Onkel schlug mir
jovial auf die zitternden
Schultern: „Nanu,

Iunge — haft du denn
Angft vor mir?"

„Onkel," sagte ich
bleich und stotternd, „ich
habe mal aus deiner
Pfrife geraucht —"

Onkel Kasimir lachte
sehr laut. Es ging mir
durch und durch. „Aber
deshalb brauchst du doch
wahrhaftig keine Angst
vor mir zu habenl"

MeineFraumachteeine
bezeichnende Geste nach
der Stirn.

„Ach, Onkel," sagte ich traurig, „ich habe vor jedem
Ochsen Angst . . ."

Worauf Onkel Kasimir postwendend abreiste. Ich weiß,
er wird mich enterben. Das hat man von der Wahrheitsliebel

Morgen aber-

(Ich mußte mich hier für einige Minuten unterbrechen.

Meine Frau kam herein und teilte mir mit, mein Iunge
hätte sich so unsinnig vor einem Ochsen geängstigt. Ich
habe den Bengel gründlich verhauen. Er hat sicher aus
meiner Pfeife geraucht. And das mit fünf Iahren!)

Morgen aber fahre ich zu Dr. Leid. Meine letzte Ret-
tung ist die Psychoanalyse!
 
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