— „Sie sind immer 'n halben Takt voraus mit der Bratsche l Bei Stra-
winski fällt das nicht auf, aber bedenken Sie, daß wir Mozart spielen."
Die Puppe
O weh, o weh! Wenn nur das doch schon in fast dreißig
Zahren feuererprobte Eheglück der guten Tante Paula und
des braven Onkel Wilhelm jetzt keinen Knacks bekommen
hat! Aber das Schicksal tiftelt so niederträchtige Zusam-
menhänge aus.-
„Nun, Lieschen: wie soll denn die neue Puppe heißen?"
hatte Tante Paula gefragt. Die Puppe aber hatte sie sel-
ber geschenkt; es war eine mit einem sogenannten Charakter-
kopf, die zu finden sie sehr froh gewesen war.
„Die Puppe heißt Paula," hatte Lieschen geantwortet.
„Weil sie dir so ähnlich ist, Tante." — And Tante Paula
war geschmeichelt und zufrieden gewesen.
Onkel Wilhelm hatte davon nichts gewußt. Nachher
aber, auf dem Äeimwege, bemerkte er: „Nu sage bloß,
Paula, — wie bist du darauf gekommen, dem Kind so 'ne
schrecklich häßliche Puppe zu schenken?"-
O weh, o weh! Es ist noch gar nicht abzusehn, wann
Tante Paula wieder bereit sein wird, mit ihrem Gatten
zu sprechen. —-on.
Stojentiens Weihnachtsgeschenke
Von Peter Robinson
Der alte Stojentien hatte sich etwas Feines für das
Weihnachtsfest ausgedacht. Ia, nun wollte er doch mal sehen,
was sie eigentlich und wirklich über seine Geschenke dachten,
die lieben Verwandten, wie ihnen die teuren Dinge gefielen,
ob er das Rechte damit getroffen oder bei diesem und jenem
doch ein bißchen vorbei geschossen hatte. Er hoffte stark,
daß dabei einige menschliche Masken ein bißchen gelüftet
werden würden, was herbeizuführen er sonst keine Gelegen-
heit hatte. Denn er kam mit dem ganzen Verwandtenkreise
immer nur einmal im Iahre zusammen, und das war eben
beim Weihnachtsfeste.
Der alte Stojentien haufie als Iunggeselle in einem
Landstädtchen alS dessen vornehmfter Ackerbürger, indem er
unmittelbar vor dem Tore ein bedeutendes Gut besaß und
betrieb, das ihm vor vielen Iahren durch Erbschaft zuge-
tFortsetzung Seite 1SZ)
ver bunte ^eller
Oas war in äen Kinäerzeiten.
Zur weihnacht bei äen
Seschenken stanä
Oie Zchale mit Züßigkeiten,
Oie wir äen bunten Oeller
genannt,
Kn Umfang beäeutenä unä so
gewaltig,
Sehäuft äer slnhalt unä
vielgestaltig:
Auunterst äas Funäament
mußten sein
Oie Uepfel, Nüsse unä
Upselsinen,
Oann pfefferkuchen unä
zwischenärein
Oie Feigen, Manäeln unä
Lraubenrosinen,
Sewürzplätzchen mancherlei
Urt,
Makronen, so srisch unä zart,
Unä äann, sacht bräunlich nur
angebacken,
Oie Zchnitte unä Lrote aus Marzipan
Unä Herzen, geränäert mit zierlichen Zacken
Unä aromatischem §ruchtguß äaran, —
Sanz oben aber auf wackligen lZeinchen
Uus Marzipan äas rosige Zchweinchen.
sta, äas war Fülle! Uicht abzusehn
Mar äa äas Snäe; es wollte uns scheinen,
Uls sollt' es nun immer uns üppig gehn.
Zu Unfang griffen wir mehr nach äen feinen,
ven besseren Zachen; äas Marzipan
Marä vorgezogen äem psefferkuchen;
Srst kamen äie Feigen unä Manäeln heran, —
Oie Uüsse konnten w!r später versuchen.
5o ging äas §est unä äie Oage nachher;
Oer bunte Leller warä mählich äann leer.
wir wuräen bescheiäen, unä rechter Senuh
Crschien äann auch äie gewöhnliche Uuß,
Unä wenn wir äann an äie letzte gekommen,
Oen unerbittlichen Uest
Oer §ülle, äie äoch ein Snäe genommen, —
Oa war äas versunkene §est
Mit allem Slanze noch einmal geweckt;
Mit äieser Uuß warä es äann wirklich beschlossen,
Unä beinah' hat sie am besten geschmeckt
von all äem vielen, äas wir genossen.
Uch, bunter weihnachtsteller! 5o stellt
Uuch äie volle Zchale äas Oeben
Uns hin; äa ist so viel, äas gefällt,
Uls sollt' es kein Cnäe geben,
Unä würäen niemals äie §reuäen fehlen.
wir haben so viel, wir können ja wählen.
voch äie 5chale wirä leer; äa liegt nun zum Schluß,
'Zchon etwas vertroknet, äie letzte Uutz,
vie allerletzte, unä ätese nun zeigt
vie würze äes beschliehenäen Uestes:
Uus äer letzten §reuäe noch einmal steigt
vie §ülle äes ausgebrannten §estes.
180
winski fällt das nicht auf, aber bedenken Sie, daß wir Mozart spielen."
Die Puppe
O weh, o weh! Wenn nur das doch schon in fast dreißig
Zahren feuererprobte Eheglück der guten Tante Paula und
des braven Onkel Wilhelm jetzt keinen Knacks bekommen
hat! Aber das Schicksal tiftelt so niederträchtige Zusam-
menhänge aus.-
„Nun, Lieschen: wie soll denn die neue Puppe heißen?"
hatte Tante Paula gefragt. Die Puppe aber hatte sie sel-
ber geschenkt; es war eine mit einem sogenannten Charakter-
kopf, die zu finden sie sehr froh gewesen war.
„Die Puppe heißt Paula," hatte Lieschen geantwortet.
„Weil sie dir so ähnlich ist, Tante." — And Tante Paula
war geschmeichelt und zufrieden gewesen.
Onkel Wilhelm hatte davon nichts gewußt. Nachher
aber, auf dem Äeimwege, bemerkte er: „Nu sage bloß,
Paula, — wie bist du darauf gekommen, dem Kind so 'ne
schrecklich häßliche Puppe zu schenken?"-
O weh, o weh! Es ist noch gar nicht abzusehn, wann
Tante Paula wieder bereit sein wird, mit ihrem Gatten
zu sprechen. —-on.
Stojentiens Weihnachtsgeschenke
Von Peter Robinson
Der alte Stojentien hatte sich etwas Feines für das
Weihnachtsfest ausgedacht. Ia, nun wollte er doch mal sehen,
was sie eigentlich und wirklich über seine Geschenke dachten,
die lieben Verwandten, wie ihnen die teuren Dinge gefielen,
ob er das Rechte damit getroffen oder bei diesem und jenem
doch ein bißchen vorbei geschossen hatte. Er hoffte stark,
daß dabei einige menschliche Masken ein bißchen gelüftet
werden würden, was herbeizuführen er sonst keine Gelegen-
heit hatte. Denn er kam mit dem ganzen Verwandtenkreise
immer nur einmal im Iahre zusammen, und das war eben
beim Weihnachtsfeste.
Der alte Stojentien haufie als Iunggeselle in einem
Landstädtchen alS dessen vornehmfter Ackerbürger, indem er
unmittelbar vor dem Tore ein bedeutendes Gut besaß und
betrieb, das ihm vor vielen Iahren durch Erbschaft zuge-
tFortsetzung Seite 1SZ)
ver bunte ^eller
Oas war in äen Kinäerzeiten.
Zur weihnacht bei äen
Seschenken stanä
Oie Zchale mit Züßigkeiten,
Oie wir äen bunten Oeller
genannt,
Kn Umfang beäeutenä unä so
gewaltig,
Sehäuft äer slnhalt unä
vielgestaltig:
Auunterst äas Funäament
mußten sein
Oie Uepfel, Nüsse unä
Upselsinen,
Oann pfefferkuchen unä
zwischenärein
Oie Feigen, Manäeln unä
Lraubenrosinen,
Sewürzplätzchen mancherlei
Urt,
Makronen, so srisch unä zart,
Unä äann, sacht bräunlich nur
angebacken,
Oie Zchnitte unä Lrote aus Marzipan
Unä Herzen, geränäert mit zierlichen Zacken
Unä aromatischem §ruchtguß äaran, —
Sanz oben aber auf wackligen lZeinchen
Uus Marzipan äas rosige Zchweinchen.
sta, äas war Fülle! Uicht abzusehn
Mar äa äas Snäe; es wollte uns scheinen,
Uls sollt' es nun immer uns üppig gehn.
Zu Unfang griffen wir mehr nach äen feinen,
ven besseren Zachen; äas Marzipan
Marä vorgezogen äem psefferkuchen;
Srst kamen äie Feigen unä Manäeln heran, —
Oie Uüsse konnten w!r später versuchen.
5o ging äas §est unä äie Oage nachher;
Oer bunte Leller warä mählich äann leer.
wir wuräen bescheiäen, unä rechter Senuh
Crschien äann auch äie gewöhnliche Uuß,
Unä wenn wir äann an äie letzte gekommen,
Oen unerbittlichen Uest
Oer §ülle, äie äoch ein Snäe genommen, —
Oa war äas versunkene §est
Mit allem Slanze noch einmal geweckt;
Mit äieser Uuß warä es äann wirklich beschlossen,
Unä beinah' hat sie am besten geschmeckt
von all äem vielen, äas wir genossen.
Uch, bunter weihnachtsteller! 5o stellt
Uuch äie volle Zchale äas Oeben
Uns hin; äa ist so viel, äas gefällt,
Uls sollt' es kein Cnäe geben,
Unä würäen niemals äie §reuäen fehlen.
wir haben so viel, wir können ja wählen.
voch äie 5chale wirä leer; äa liegt nun zum Schluß,
'Zchon etwas vertroknet, äie letzte Uutz,
vie allerletzte, unä ätese nun zeigt
vie würze äes beschliehenäen Uestes:
Uus äer letzten §reuäe noch einmal steigt
vie §ülle äes ausgebrannten §estes.
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