/^uf 6em 6ei-ge, 63 weät 6er V/in6,
On vveint 6er I6nrin itir Kin6,
Os tun 6er I6nrin 6ie !6än6e tv vvek,
3in6 5teif vom ?ro5t, 5in6 l<slt vvie 86inee.
„/^6 I6irte, liebfter I6irte mein,
V/illst 6u mir wiegen mein Kin6elein?"
„I61 knnn 6ir 6ein Kin6Iein ni<6it wiegen, sslarei,
Kleine I6er6en Im6 6rau6en, i5t keiner 6abei."
36mm, 56iei, 56um, 56>ei . . .
/6f 6em 6erge, 6a weKt 6er V/in6,
Orei Könige s6enken 6em Kin6,
3ie IcKenken Oemanten, perlen un6 60I6,
Klariae 8timme tleKt 5o K0I6:
„A61 König, lieber König mein,
6ib iKm 6einen ?urpur rum Oeckelein!"
„Kleinen purpur i6 iKm ni<6>t geden kann,
Kleine Königswür6e Kängt 6aran."
36um, s6ei, s<6>um, IcKei. . .
/^us 6em 6erge, 6a weöt 6er V/in6,
Viel Knglein uml6weben 6as Kincl.
Klaria betet, 6ie I/</orte verweän,
Klariae /^ugen weinen un6 sleän:
„/^6 ^ngel, liebste ^ngel mein,
OK wiegt, oä wärmt mein Kin6elein!"
„Onsre I6än6e aus l6<6>t können wiegen nit,
/^sser 6ott, aber 6ott eräört 6eine Litt'!"
86>um, s6>ei, 56um s6>ei . . .
/^us 6em 6erge, 6a ruKt 6er V/in6,
l)a Iä6>elt 6as 6eluskin6,
l)a sangen 6ie Kngel Lu singen an,
l)a fängt 6ie V/iege ru l6wingen an!
6ott lelöer vvieget 6as Kin6elein,
6ott bettet 6as Knäölein in Kie6er ein,
6ott geö, 6a6 6er Kimmlis6en I6eIo6ei
l)ies Kie6 ein ir6il6 K60 tei!
56um, t6ei, t6um, t6ei . . .
Stojentiens Weihnachtsgeschenke
fallen und unter seiner Lerrschaft durch Ankäufe noch sehr
vergrötzert worden war. Er lebte behaglich dort und hatte
auch genug menschliche Beziehungen gefunden, zum Doktor,
Apotheker, Bürgermeister und anderen Lonoratioren. Nur
wenn die Weihnachtszeit heran kam, fand er es ein bißchen
ungemütlich. Die guten Bekannten hatten doch alle Ange-
hörige und Verwandtschaft und wurden durch weihnachts-
gemäste Geiühle gewiss--rmasten etwas von ihm abgerückt,
und da fühlte er sich dann doch alleine. Deshalb packte er
regelmäßig zehn Tage vor dem Fest seinen Koffer und fuhr
erst einmal nach Berlin, sehr großartig austretend, was
nichts bei ihm ausmachte, denn er war ja wohlhabend und
brauchte sonft das Iahr über nicht viel für seine Person.
In Berlin unterhielt er sich, so gut es gehen wollte, und
kaufte Geschenke ein, mit denen er dann in seine alte Leimat-
stadt reiste, wo seine ganze Verwandtschaft ansässig war,
an der Spitze der Geheime Regierungsrat Wollkemmer,
ein Vetter von ihm. Bei dem fand am ersten Feiertage
eine Art weihnachtlicher Generalversammlung der Sippe mit
stark offizieller Christbaumillumination statt, und bei dieser
Gelegenheit bescherte Stojentien seine Geschenke, die stets
nobel waren. Immer hatte man ihm sehr gedankt, die Land
war ihm geschüttelt worden, sogar Küsse hatte er bekommen,
und Worte der Bescheidenheit waren gefallen, wie: „Aber
nein, das ist viel zu kostbar für mich!" — „Nein wirklich,
das ist gar zu viel!" und ähnliche, denn besonders geist-
reiche Variationen gibt es da kaum. Den alten Stojentien
hatte das gefreut. Wenn er dann aber in seine Residenz zu-
rückgekehrt war, hatte er manchmal an seinem Stammtisch
gelegentlich vertraulicher Aeußerungen erfahren können, daß
es mit Weihnachtsgeschenken auch Veidruß gibt, daß schein-
bar strahlende Gesichter, sowie sie abgekehrt sind, sehr lang
werden, daß nachher alle möglichen ssmtauschversuche ange-
stellt werden, und was sonst noch an weihnachtlichem Boden-
satz und bitterer Lefe zu spüren ist. Der Apotheker hatte
sogar einmal im Llnmut geäußert, man sollte den Ansinn
des Aeberraschens überhaupt lassen und den Leuten, wenigstens
den Erwachsenen, nur bares Geld schenken, dann könnten
sie sich selber kaufen, wozu sie Lust hätten, und man hätte
nicht all die Schererei. Da hatte nun der alte Stojentien
überlegt, wie das eigentlich mit seinen vielen Geschenken
sein möchte, und gedacht: „Wenn ich doch bloß mal zu wissen
kriegte, was sie davon sagen. Man müßte ein Mäuschen
sein oder sich unsichtbar machen können und dann zuhören."
— Ietzt endlich sollte das geschehen: er würde zuhören.
Man hosse nun aber, bitte, nicht zu viel: der alte
Stojentien hatte inzwischen nicht zaubern gelernt und konnte
sich nicht in ein Mäuschen verwandeln; auch verstand er
nicht, sich unsichtbar zu machen. Das werden die Menschen
überhaupt nie zustande bringen, auch in tausend Iahren
nicht, und das ist gut so, denn es würden doch nur die
scheußlichsten Verdrießlichkeiten und viele Gemeinheiten
— „Donnerwetter, Frau, warum haben Sie denn das Zeug
nicht über Ihren Platz gelegt?"
— „Weil i mir glei denkt hab', daß der Quark tröppeln tät."
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On vveint 6er I6nrin itir Kin6,
Os tun 6er I6nrin 6ie !6än6e tv vvek,
3in6 5teif vom ?ro5t, 5in6 l<slt vvie 86inee.
„/^6 I6irte, liebfter I6irte mein,
V/illst 6u mir wiegen mein Kin6elein?"
„I61 knnn 6ir 6ein Kin6Iein ni<6it wiegen, sslarei,
Kleine I6er6en Im6 6rau6en, i5t keiner 6abei."
36mm, 56iei, 56um, 56>ei . . .
/6f 6em 6erge, 6a weKt 6er V/in6,
Orei Könige s6enken 6em Kin6,
3ie IcKenken Oemanten, perlen un6 60I6,
Klariae 8timme tleKt 5o K0I6:
„A61 König, lieber König mein,
6ib iKm 6einen ?urpur rum Oeckelein!"
„Kleinen purpur i6 iKm ni<6>t geden kann,
Kleine Königswür6e Kängt 6aran."
36um, s6ei, s<6>um, IcKei. . .
/^us 6em 6erge, 6a weöt 6er V/in6,
Viel Knglein uml6weben 6as Kincl.
Klaria betet, 6ie I/</orte verweän,
Klariae /^ugen weinen un6 sleän:
„/^6 ^ngel, liebste ^ngel mein,
OK wiegt, oä wärmt mein Kin6elein!"
„Onsre I6än6e aus l6<6>t können wiegen nit,
/^sser 6ott, aber 6ott eräört 6eine Litt'!"
86>um, s6>ei, 56um s6>ei . . .
/^us 6em 6erge, 6a ruKt 6er V/in6,
l)a Iä6>elt 6as 6eluskin6,
l)a sangen 6ie Kngel Lu singen an,
l)a fängt 6ie V/iege ru l6wingen an!
6ott lelöer vvieget 6as Kin6elein,
6ott bettet 6as Knäölein in Kie6er ein,
6ott geö, 6a6 6er Kimmlis6en I6eIo6ei
l)ies Kie6 ein ir6il6 K60 tei!
56um, t6ei, t6um, t6ei . . .
Stojentiens Weihnachtsgeschenke
fallen und unter seiner Lerrschaft durch Ankäufe noch sehr
vergrötzert worden war. Er lebte behaglich dort und hatte
auch genug menschliche Beziehungen gefunden, zum Doktor,
Apotheker, Bürgermeister und anderen Lonoratioren. Nur
wenn die Weihnachtszeit heran kam, fand er es ein bißchen
ungemütlich. Die guten Bekannten hatten doch alle Ange-
hörige und Verwandtschaft und wurden durch weihnachts-
gemäste Geiühle gewiss--rmasten etwas von ihm abgerückt,
und da fühlte er sich dann doch alleine. Deshalb packte er
regelmäßig zehn Tage vor dem Fest seinen Koffer und fuhr
erst einmal nach Berlin, sehr großartig austretend, was
nichts bei ihm ausmachte, denn er war ja wohlhabend und
brauchte sonft das Iahr über nicht viel für seine Person.
In Berlin unterhielt er sich, so gut es gehen wollte, und
kaufte Geschenke ein, mit denen er dann in seine alte Leimat-
stadt reiste, wo seine ganze Verwandtschaft ansässig war,
an der Spitze der Geheime Regierungsrat Wollkemmer,
ein Vetter von ihm. Bei dem fand am ersten Feiertage
eine Art weihnachtlicher Generalversammlung der Sippe mit
stark offizieller Christbaumillumination statt, und bei dieser
Gelegenheit bescherte Stojentien seine Geschenke, die stets
nobel waren. Immer hatte man ihm sehr gedankt, die Land
war ihm geschüttelt worden, sogar Küsse hatte er bekommen,
und Worte der Bescheidenheit waren gefallen, wie: „Aber
nein, das ist viel zu kostbar für mich!" — „Nein wirklich,
das ist gar zu viel!" und ähnliche, denn besonders geist-
reiche Variationen gibt es da kaum. Den alten Stojentien
hatte das gefreut. Wenn er dann aber in seine Residenz zu-
rückgekehrt war, hatte er manchmal an seinem Stammtisch
gelegentlich vertraulicher Aeußerungen erfahren können, daß
es mit Weihnachtsgeschenken auch Veidruß gibt, daß schein-
bar strahlende Gesichter, sowie sie abgekehrt sind, sehr lang
werden, daß nachher alle möglichen ssmtauschversuche ange-
stellt werden, und was sonst noch an weihnachtlichem Boden-
satz und bitterer Lefe zu spüren ist. Der Apotheker hatte
sogar einmal im Llnmut geäußert, man sollte den Ansinn
des Aeberraschens überhaupt lassen und den Leuten, wenigstens
den Erwachsenen, nur bares Geld schenken, dann könnten
sie sich selber kaufen, wozu sie Lust hätten, und man hätte
nicht all die Schererei. Da hatte nun der alte Stojentien
überlegt, wie das eigentlich mit seinen vielen Geschenken
sein möchte, und gedacht: „Wenn ich doch bloß mal zu wissen
kriegte, was sie davon sagen. Man müßte ein Mäuschen
sein oder sich unsichtbar machen können und dann zuhören."
— Ietzt endlich sollte das geschehen: er würde zuhören.
Man hosse nun aber, bitte, nicht zu viel: der alte
Stojentien hatte inzwischen nicht zaubern gelernt und konnte
sich nicht in ein Mäuschen verwandeln; auch verstand er
nicht, sich unsichtbar zu machen. Das werden die Menschen
überhaupt nie zustande bringen, auch in tausend Iahren
nicht, und das ist gut so, denn es würden doch nur die
scheußlichsten Verdrießlichkeiten und viele Gemeinheiten
— „Donnerwetter, Frau, warum haben Sie denn das Zeug
nicht über Ihren Platz gelegt?"
— „Weil i mir glei denkt hab', daß der Quark tröppeln tät."
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