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Skojentiens Wethnachksgeschenke

große Perlen, zu beliebiger Verwendung zu fassen, der
Oberstudienrat Laabes eine goldene Ahrkette, seine Frau
ein Paket kostbarer echter Spitzen, Tante Lermine eine
Kollektion Kristallfläschchen mit goldenen Stöpseln für den
Toilettetisch, der Rechtsanwalt Dr. Kölp ein goldenes Zi-
garettenetui, seine Frau eine prachtvolle Bernsteinkette, und
für die übrigen Kurt, Max, Paul, Lelene, Frida, Käihe usw.
waren Krawattennadeln, Broschen und Aehnliches da.
Schließlich aber wurde der Kiste, und deshalb war sie lang
und flach, ein Präsent sür den alten Stojentien entnommen
und das war ein Iagdgewehr, ein prächtiger Drilling. Am
das Manöver vollkommen zu machen, hatte er auch an sich
selber etwas schicken zu müssen geglaubt, und natürlich hatte
er etwas gekauft, was er sich grade wünschte, und das war
eben die Flinte gewesen. —

Ia, das war wirklich eine Lleberraschung, so groß, daß
zuerst alle stumm waren. Tante Lermine sand das erste,
begierig von Stojentien aufgesangene Wort. „Aber so
etwas! Grade wenn kein Mensch an ihn denkt, meldet er
sich, — das sieht dem Taver ähnlich." Sie unterdrückte jetzt
die Bezeichnung Zigeuner; die Paßte grade nicht recht, denn
Zigeuner pflegen nichts zu schenken, sie nehmen eher etwas weg.

„Na, eher sieht es ihm unähnlich," meinte Wollkemmer;
„sonst hat er uns doch nie sür einen Psennig was geschenkt."

Sie standen da, und jeder sah sein Geschenk an und
schielte auf die der anderen. Es war nicht zu verkennen:
die Auffassung griff um sich, daß der merkwürdige Taver
doch stark wie das Glück gehandelt hätte, das seine Gaben
ohne Wahl und Billigkeit verteilt. Der Oberftudienrat
schätzte das Gewicht seiner Ahrkette, die Stojentien als ein
passendes Geschenk erachtet hatte, denn bei seinem letzten
Besuch hatte er Laabes noch mit einer eisernen Kriegskette
gesehen. Znzwischen hatte sich der Pädagoge aber doch eine

neue zugelegt, eine sehr prunkvolle, wenn auch nur von außen,
denn fie war bloß plattiert, — mit zehn Iahren Garantie.
Er hatte sie aber für eine echte ausgegeben. Die neue gefiel ihm
natürlich besser,aber was sollte er machen? Er war gezwungen,
zu sagen: „Das hätte ich ahnen sollen! Dann hätte ich
mir doch nicht selber eine gekauft. Was soll ich mit zwei
goldenen Ahrketten? So ein Blödsinn!"

Frau Nat Wollkemmer betrachtete ihre Perlen. „Ob

die wohl echt sind? Wenn sie echt wären, dann sreilich-1"

Stojentien nahm ihr die Perlen aus der Land und prüfte sie
mit dem Gehaben eines jener Sachverständigen im Film, die
kostbare oder verdächtige Dinge zu untersuchen haben und
immer so dumme Gesichter dabei machen. „Die sind echt,
da gehe ich jede Wette ein," erklärte er, und die Besitzerin
freute sich. „Zch könnte sie zu Ohrringen verwenden; ich
muß doch mal beim Iuwelier sragen, was das kosten würde."
Davon aber wollte der Geheime Regierungsrat nichts hören;
er war sehr sparsam — übrigens hatte er nur sein Gehalt —
und sllrchtete nun, das eine ihm ganz überflüssig erscheinende
Ausgabe ihr Gorgonenhaupt erheben würde. „Ansinn! was
willft du mit solchen Ohrringen?" erklärte er. „Wir können
die Perlen verkaufen." Dann sollte er auch sein Petschaft
verkaufen, sagte die Gattin dagegen; das wäre ein tüchti-
ges Stück Gold und liege doch nur nutzlos auf dem Schreib-
tisch herum. Beide Gatten waren danach etwas verstimmt.
Der alte Stojentien streichelte seine Flinte und stärkte sich
an ihrem erquickenden Anblick.

Tante Lermine gefielen die schönen Kristallsiäschchen
mit den goldenen Stöpseln. Aber sie hatte keinen so groß-
artigen Toilettetisch, auf den solche Prunkbehälter köstlicher
Essenzen gepaßt hätten; überhaupt zog sie sich, wie ein
Soldat oder Feuerwehrmann, immer rasch und forsch an.
Die junge Frau Dr. Kölp dagegen hatte solch einen Toi-
lettetisch, und sie zog sich nicht rasch wie ein Soldat oder

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