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6e8ckwis)8te8 ?un8ek'ie6

lieute sitren vir rnsl test-
ckupdeiäl, ckupdeiäs!
lictl tilei' sls 8iIveste5gZ8t.
ckupdeiäi, tielcis!

Oncl vii' singen gsnr geinein-
sc^iaktlictl sls Qesangsverein!
ckupdeiäi tlei6i, tieiclu,
ckupdeiäi, ckuplleiäs.

^sr ctss slte cksdr ott grau-
»3in init I^snn un6 mit der truu,
8e! clss kieue sictier ro-
msnkstt gut uncl tiell uncl frok!
>Ver cls liebt, tisb' gleicti clie Ku-
rascb, geti sut die blolcle ru
3gge keck, 6sk er ibr lei-
clenscbsttlicb ergeben sei.

Uncl clss I^sclcben lisple: /Vtu-
tter vircl ssgen „jg" ctsiul
Oncl bslcl sei clie 8scbe mau-
ertest: clss virä /^tsnn un6 brsu!
6e6er bsds Qelcl, vie beu-
er er's brsucbt, uncl vie's ibn freu!
Qlücklicb sei msn stets in f°3m-
ilien obne 8cbmerr uncl Qrsm!

V/er cls meint, üies kiecl sei kol-
osssl scbver, 6er irrt sicb vobl.
3o ein blörgler mub in bet-
rübter 8timmung sein — icki vett!

üeüer beb' nun seinen ?o-
ksl unc! rute Isut unü frob:
?rost bleujabr! 8in krüftiges Vi-
vst 6er 8Zngsrkump3nie!

Der Mann mit dem Buckel

Onkel Fabian, der am Neujahrstage zum Mittagessen
zu uns kam, war etwas außer sich; aufgerührt war er in
den Tiefen seines nicht unschönen Gemüts, zerrissen von
bangen Zweifeln, hin und her geworfen zwischen rosiger
Loffnung und schwärzlicher Furcht.

„Kinder, was hat das nun blosi zu bedeuten?" sprach
er. „Was für ein Iahr wird das für mich werden? Wird
es mich mit Glück und Segen überschütten? Eigentüch sollte
ich das annehmen, denn ein günstiges Vorzeichen ist mir ge-
worden, auf das ich wohl bauen dürfte. Aber andererseits
hat dieses Vorzeichen eine so peinliche Begleiterscheinung
gehabt, daß es dadurch vielleicht aufgehoben sein soll. Denn
wer kann die Meinung des Schicksals ergründen! Es ist
toll, sage ich euch! Also paßt mal auf!

So gcgen zehn Ahr bin ich heute aufgestanden. Einen
Kater hab' ich nicht gehabt, bloß ein winziges Käterchen, das
nach einem kräftigen Kaffee mich gleich verließ. Dann hab' ich
'ne Zigarre geraucht, und mich zum Ausgehen sertig ge-
macht, — in großer Erwartung. Denn ihr wißt ia: an
Vorzeichen glaube ich, besonders an jene, die in Begeg-
nungen liegen. Nur der fortschreitendsn Verblödung der
Menschheit ist es zuzuschreiben, daß die Deutung solcher
Vorzeichen abgekommen ist. Solche Sachen treffen immer zu.
Schase zur Linken, Segen tut winken; Schafe zur Nechten,
Streiten und Fechten-na, und so weiter.

Also: wem man zuerst begegnet, wenn man sein Laus

verlassen hat, — das ist sehr wichtig; darin liegt schon die
Entscheidung, wie der ganze Tag ablaufen soll. Wem man
aber am Neujahrstage zuerst begegnet, das ist noch drei-
hundertsünfundsechzigmal so wichtig, — denn danach gestaltet
sich das ganze Iahr. Mindestens fünf Minuten hab' ich
heute innen an der Laustür geftanden und schließlich kaum
atmen können vor Angft. Wenn mir nun zuerst ein altes
Weib in den Weg laufen würde? Ein einziges Mal ist
mir das vorgekommen, und in dem Iahr sind mir dann
auch ganz verfluchte Sachen passiert: da hab' ich meine Blind-
darmoperation gehabt, auf mein Lotterielos, das ich aber
leider nicht erneuert hatte, ist ein Lauptreffer gefallen, fünf-
hundert Mark hab' ich für eine Beleidigung bezahlen müssen,
und im Schlaswagen ift mir mein Anzug und mein Koffer
gestohlen worden, so daß ich in Berlin im Schlafanzug über
den Askanischen Platz in mein Lotel laufen mußte. Za,
das war ein Zahr, und daran ist bloß das alte Weib schuld
gewesen.

Endlich reiße ich mich aber zusammen und trete auf die
Straße. Kein Mensch ist zu sehen. Mit Zagen und Beben
gehe ich bis zur Ecke, und da, o Limmel — — da kommt über
den Platz, auf die Autohalteftelle zugehend, ein älterer, sehr
elegant gekleideter Lerr. Llnd dieser Mann hat einen Buckel,
einen gehörigen Buckel!

Einen Buckligen zu treffen, ift eine herrliche Sache, denn
das kündet Gtück an, einen ganzen Sack voll Glück. Aus
dem Sack wird gar eine ganze Waggonladung, wenn man

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