Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Ein verzeihlicher Irrtnm

— „Za, Lerr Kauzky, was haben Sie sich denn da
für einen mächtigen Schnurrbart wachsen lossen?"
-„Aber, was Zhnen nicht einfällt —-

ich esse doch gerade — das Schwanz-Stückel von meinem
Blaufisch! !!

Der Mann mlt dem Buckel

noch ein Wort sagen kann, lächelt er mich an und streckt
mir die Land hin: „Ah, du bift es! Prosit Neujahr, mein
Lieber! Na, wie geht's denn?"

„Danke, danke — recht gut!" ftottere ich.

Der fremde Lerr lächelt weiter; ich finde sogar,
daß er ein bißchen blödsinnig grinst, — jeden-
falls hat er zu viel zu Silvester getrunken.

„Na, das sreut mich!" sagt er und klopft mir
auf den Arm, denn höher kann er nicht reichen,
weil er sehr klein ist. Ich benutze natürlich die
Gelegenheit und klopfe ihm zur Erwlderung
noch einmal auf seinen Buckel. Da macht er
auf einmal ein nachdenkliches Gesicht. „Donner-
wetter, jetzt fällt mir's ein! Lier das Auto
bringt mich darauf, — sonst hätte ich's am Ende
ganz und gar vergessen. Meine gräßliche Zer-
streutheit! Ich hätte ja damals zu Fuß nach
Lause laufen müssen, wenn du nicht so liebens-
würdig gewesen wärst. Du hast mu's doch nicht
übel genommen, daß ich nicht daran gedacht
habe."

„Aber keine Spur!" sage ich, und das
stimmt, denn ich hatte ja wirllich keinen An-
laß, ihm was übel zu nehmen.

196

Aber was passiert nun? Einen Zwanzigmarkschein
drückt mir der Mann mit dem Buckel in die Land. „Lier,
lieber Freund, und nochmals vielen Dank!" And dann
sitzt er auch schon im Auto und fährt los. Freundlich winkt
er mir noch zu, und ich winke auch, aber blödsinnig. And
nun hab' ich einen Zwanzigmarkschein, zu dem ich auf ganz
unrechtmäßige Weise gekommen bin, den ich mir, wenn
auch unwissentlich, erschlichen habe. And nun sagt mir,
Kinder: was bedeutet das für mich? Was wird mir das
neue Iahr bringen?"

Aber darauf wußten wir Onkel Fabian keine Aus-
kunft zu geben. —on.

Strummel nimmt leider kein Blatt vor den Mund, —
auch als Gast nicht; er sagt immer mit unschöner Offenheit
seine Meinung.

Am Silvesterabend war er Gaft bei Fadenzug. Der
brachte einen Punsch herein, an dessen Vereitung er eine
halbe Stunde in der Küche gemurtst hatte. „So, meine
Lerrschaften — jetzt bitte ich, zu kosten! Ein ganz besonderer
Punsch, — das Nezept hab' ich von meinem Onkel Philipp
geerbt."

Strummel nahm einen Schluck und überlegte. Aber
dann sagte er: „Wissen Sie, — es ist jammerschade, daß
Ihr Onkel Sie nicht enterbt hat." Piro

Die Geschichte des Silvestergastes

Von Peter Robinson

Daß ihre Silvesterfeiern einiger Ausf-ischung bedürs-
ten, darin waren die alten Iunggesellen vom „Zirkel der
Brüder vom sicheren Lebenswandel" alle emig gewesen,
aber Konsul Splittegarb allein fällt das Verdienft zu, dann
jenen guten Gedanken gehabt zu haben, der nun schon einige
Male in die letzte Nacdt des Iahres eine neue und nicht
gewöhnliche Anterhaltung gebracht hatte, — den Gedanken
nämlrch, irgend einen gnnz wildsrrmden. in ersichtlicher Ein-
samkeit sich befindenden und ohne Verwandtschaft, ohne
Freunde, ja auch nur Bekannte über die Schwelle des neuen
I chres tretenden Menschen zu suchen, heranzuholen und im
Zirkel an dem herr ichen Abendessen und der dann folgen-
den alkoholischen Sitzung teilnehmen zu lassen. Dieses Anter-
nehmen beruhte aber kerneswegs auf Menschenfreundlichkeit

— „Wer hat denn die Nagesseile unter die chirurgischen Instru-
mente geleqt? Wollen die Lerren vielleicht nachschnuen, ob
einer aus Versehen dafür eine Knochenjäge eingesteckt hat?"
 
Annotationen