Die AtLraktion
— „Was, Sie heiraten, Fräulein Betty? Von morgen ab sind Sie nicht
mehr da? Na, dann wird aber der Kaffee hier besser werden müssen."
Die Geschichte des SilvestergasteS
und dem Wunsche, solch einem Verlassenen etwas Gutes zu
tun. Das war nur eine nicht zu vermeidende Begleiterschei-
nung;die Lauptsache war für die Lerren, einmal etwas Selt-
sames zu hö>en und den eingeladenen Fremdling zu einem
Bericht über irgend ein eigenartiges Schicksal zu veran-
lassen, das doch bei ihm zu vermuten war. Denn wenn je-
mand sogar am Silvesterabend, wo doch alles ein bißchen
zusammenkriecht, so ganz einsam und mutterseelenallein da-
siht, so ist das doch schon eine Ausnahme, und der Mensch
muß jedenfalls auf keinem ganz gewöhnlichen Wege in seine
einsame Ecke gelangt sein, gewandert oder gekrochen oder
auch gesprungen. So einer muß doch was erzählen können,
und das wünschten die Äerren, darauf legten sie es an. Sie
hatten auch schon einige Male guten Erfolg damit gehabt
und in ein diesem Zwecke dienendes, prunlvoll in Schweins-
leder gebundenes Buch aus feinstem Schreibpnpier, das in
Goldbuchstaben den Titel „Silvestergeschichten" trug, ein
paar merkwürdige Geschichten eintragen können.
Diesmal war nun Doktor Orlovius die Ausgabe zu-
gefallen, einen solchen Silvestergast heranzubringen, und es
war ihm ohne große Mühe gelungen. Der fremde Mann
hatte in einem Kaffeehause ziemlich niederen Ranges ge-
sessen, einem mehr für Tagesgäste bestimmten Lokale, das
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