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Zeichnung von Ch. A. Burkart

Die Geschichte des Silvestergaftes

uin diese Zeit, die achte Abendstunde, ganz leer war. In
der Nähe des Fensters hatte er gesessen, aber der Vorhang
war zugezogen gewesen, und auf ihm hatte die Silhouette
des Mannes sich abgehoben, wie er, den Kopf in die Äand
gestützt und das Gesicht abwärts gerichtet, anscheinend sehr
unfroh dort hockte, und dieses Schaltenbild hatte den Ein-
druck einer sast gespensterhaften Einsamkeit erweckt. Doktor
Orlovius war deshalb sofort hineingegangen. Er hatte einen
Mann in der Mitte der Dreißig gefunden, mittelgroß und
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mager, mit kurzem, struppigen Laar über einer nicht grade
edlen Stirn, die höher wirkte, als sie eigentlich war, da sie
nicht als einheitliche Fläche erschien, denn sie trug einen
Lalbierungsstrich in Gestalt einer langen, wohl schon ziem-
lich alten Narbe. Der Mann hatte, und das fiel zuerst und
hauptsächlich an ihm auf, ein schrecklich blasses Gesicht, das
sonst aber nicht ungesund aussah; seine Farbe war häßlich
blaß wie schlechter Magerkäse.

Er zuckte etwas zusammen, als Doktor Orlovius ihn
nun anredete. Ein Zug von Anterwürfigkeit trat in sein
 
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