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Der DLmelack

in'n Moor, aber du hast ja vier Pferde, und für dich is
das nichts, und Mist hast du ja auch wie Äe». Wen» du
bloß dreiviertel von all deinen Dünger da hinschaffft, dann
wett' ich meine beste Kuh gegen dei» krankes Ferken, daß
da sogar noch 'mal was aufwächst."

„Das kann wohl sein," antwortete Iibbo gläubig, „ich
hab' da neulich schon ein paar dicke Butterblumcn auf
gesehen."

Erneut blickte Lüder hoch, wiederum war er beruhigt.
!l»d dann begann er die Vorzüge der hoffnungslosen Sand-
wüste in so bunten Farben zu schildern, daß auch ein
Klügerer als Iibbo blindlings zugegriffen hättc.

„!lnd denn hört da so 'ne schöne Düne zu dcn Acker,
wv Bausand sür 'ne ganze Stadt in liegt."

Iibbo wiegte unschlüssig den Kopf, aber immer lang-
samer, und schließlich, als der Kopf stille stand, sagte er:

„Ich glaub' das wohl, daß ich den Wüstkamp brauchen
kann. Was soll er kosten?"

!lnd jetzt begann ein recht bäuerliches Landeln, und
hierbei stand Iibbo seinen Mann. Einen abenteuerlichen
Preis bewilligte cr nicht, aber immerhin doch mehr, als
Liider von irgend einem anderen Bewohner dicses Planetcn
crhalten hätte für den ziemlich umfangreiche» Parzellen
komplex, dessen grundsähliche llnfruchtbarkeit bestimmt jcdc
Düngermenge erfolgreich besiegt hätte.

Nach Abschluß des Vertrages aus L>a»dschlag wurden
die noch entbehrlichen Bestände an Nüchternheit beseitigt.
Dann begaben sich die beiden Männer in den Busch und
weckten Püttenkolks Beetje, oder vielmehr Lüder besorgte
das, der gutmütig genug war, die Kosten der Expedition
aus sich z„ nehmen.

Nach einer Weile, während der Zcegensteert mit Bcctje
allein verhandelt hatte, wurde auch Iibbo eingelassen, dein
die Besitzerin der Kate unter furchtbarem Gestank seitens
der Stube solgendes aus frischem Ziegenmist ersah:

„Iibbo Dungelpiep, wenn du in der Lotterie reich wer-
den willst, dann mußt du erst ein Los nehmen, am liebsten
gleich mehr, weil die beffer hclsen, das is die Art von Lose.
Anfangen mußt du mit eine Rummer, wo der Tag, der
Monat und das Iahr von deine Geburt in zusammenge-
oechnet sind, andere Nummern sind aber auch gut."

Äier stürzte Iibbo hinaus. Zu Äause hatte er einen
Iiegenbock und einen Eber, aber gegen Püttenkolk Beetjes
Stube konnten sie nicht an, da roch es übertrieben.-

Am nächsten Tage wollte Lüder zu Iibbo gehen und ih»
an den Verkauf erinnern, als dieser bei ihm angefahren kam.

„Lüder, ich glaub' ja nun zwar, daß dich das reut mit
dem Verkauf von deinem Wüstkamp. Aber Wort is Wort,
»ich? Steig man auf, wir machen das in 'r Stadt richtig,
kannst denn auch gleich dein Geld kriegen. Wollen denn
auch Lose kaufen."

Zeegensteert grinste unbändig in sich hinein. Dieser
erste Streich war großartig gelungen. Er hatte nicht ge-
glaubt, daß die Dämlichkeit Iibbos so riesengroß sei.

Das Geschäft kam unter Dach, und Lüder kaufte sich
für einen erheblichen Teil der Kaufsumme Lose. Iibbo wollte
»ur eins haben, eine bestimmte Nummer, und da diese nicht
vorhanden, veranlaßtc er den Kollekteur, sie möglichst zu
beschaffen.

In der Folgezeit sahen sich die beiden Bauern wenig.
^üder ging Iibbo aus dem Wege, denn einmal mußtc er
ja doch herausfinden, wie furchtbar er angeführt war.

So verging ein viertel Iahr, da kam endlich der Augen-
blick. Mit wehleidigem Gesicht stieg Dungelpiep bei Lüder
an. Er war i^cht grob, nur weich.

„Och, Lüder, wie mir das leid tut, der Kauf von deinem
Acker. Wenn das nich schriftlich wär', dann wollt' ich das
wohl wieder zurücknehmen."

Da begehrte heiß der Triumph in Lüder auf.

„Du Dämelack meinst, weil du schlau genug bist, bei
Stina ihren Vadder sein Lof einzuheiraten, du könnt'st auch
mit Zeegensteert Geschäfte machen? Ne, gekauft is gekauft
-Last den Lof nicht schon bald klein?"

Iibbo riß wie in maßloser Verblüffung alle Kopföff-
nungen, so weit es irgend anging, aus.

„Na, sowas aber auch. Last du denn damals gar nicht
gewußt, daß auf den Wüstkamp die Station von der neuen
Eisenbahn hinkömmt? O, sieh, ich dachte, das war' Dam-
lichkeit von dir, und nu is es bloß Pech. Tschäh, ich hab'
da sechsmal so viel für wieder gekriegt, als ich bezahlte."

Der Abend, der war überhaupt ein Glücksabend, auch
mit dem Lose.

„Sieh, ich bin am 23. August 1895 geboren, die 1895
hab' ich voran gestellt. August ist der siebte Monat, dazu
23 sind 29. Die hinter die andere Zahl is 189529. Die Num-
mer hab' ich mir gekauft, und da sind Mk. 100000 aus ge-
kommen. Tschä, Lüder, du sollt'st auch man noch 'mal hin-
gehen nach Püttenkolks Beetje und ihr fragen, was sie
dazu meint, was du dabei tun kannst."

Richtungen

— „Mit Ihrem Vetter sind Sie jeyt wohl ganz auseinander,
Lerr Baron, seitdem er politisch umgeschwenkt ist?"

— „Natürlich; ganzc Familie läßt ihn links liegen."


— „Sie sind aber heute zu ungeschickt, Lerr Affessor, —
ich werse Ihnen die Bälle doch bequem genug."

— „Sie werfen aber auch Blicke, Gnädigste."

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