Zeichnung von I. Mauder
Für und gegen Trockenlegung
Prohibitivnskommiffar Obermair
her!" rief er dann einem vierschrötigen, dunkelbraunen
Lerrn zu.
„Mein Name ist Bierfilz," sagte der Gerufene, „Jessas,
der Obermair Corbinian!"
„Also setzen S' Eahna, Lerr Nachbar, tean ma mal
mit'nand reden. Dös san Zuständ! Geln S'? Ia, was sagen
denn nacha Sie zu dem Saustall, Lerr Bierfilz?"
„O mei, Lerr Kommissar, Zuständ san dös! Wolln S'
a Virginia? Wie hamma 's nacha mit deraTrockenlegung?"
„Ia mei, Lerr Bierfilz, dös is a hochpolitische Ange-
legenheit, a hochpolitische. Darüber spricht ma net gern.
Alles, was i Eahna sag'n kann, is, datz i Eahna nix sag'n
kann, was i net sag'n derf, weil i nix sag'n soll, als dös:
es is a grausliche G'schicht! Bitte, der nächste!"
Lerr Bierfilz entfernte fich bekümmert.
Ein scklanker, sehr blasser Lerr mit langem Spitzbart
und hohem, zwiebelsöl-migem Kopf trat heran.
„Mein Name ist Rettich," stellte er fich vor.
„Sie, i kenn Eahna doch, Lerr Rettich!"
„Freili kenna S' mi, Lerr Kommissar! Aber bal S'
uns trocken legen, nacha kenn i Eahna net mehr, Sie dami-
scher Lackl, Sie grauslicher Ahu!"
„Äalts Mäu'!" donnerte Obermair.
„Bal S' uns trocken legen," fuhr Lerr Rettich sort,
und Obermair bemerkte, daß er in Scheiben geschnttten
war, „nacha könna S' mi gern ham. I geh ins Ausland,
i geh nach Preußen. Wo kein Bier is, da hat der Nettich
sein Recht verloren. Mein Laden mach i zu. I hab' Familie!"
„Lieber Lerr Rettich, regen S' Eahna net aus. Wir
machen halt a Kompromiß, i wer glei die geeignete Formel
finden. Was der Staat tut, is allwei a Schmarrn, un i bin
der erste Diener des Staates. Ihr Gesuch ist genehmigt."
Auf ähnliche Weise erledigte Obermair die übrigen
Abordnungen. Da waren die Salzbrezen erschienen, die
Weißwürste und Negensburger und viele andere am Alko-
holverbot interessierte Kreise.
Zuletzt kamen die Gärangestellten, eine Abordnung der
Lefepilze.
„Also brotlos woll'n S' uns machen? Koa Bier solls
mehr geben? And Sie, Lerr Kommiffar, was is nacha mit
Eahna? Genga S' net mehr ins Lofbräu und zum Sal-
vator? Trinken S' Aeberkinger Sprudel am Nockherberg?
Weinen möcht ma, Lerr Kommissar, net über uns, aba
über Eahna, Sie Vaterlandsverräter!"
Corbinian war im Tiefsten verwundet und gerührt.
Er umarmte den Lefepilz, und sie sangen zusammen
das Lied:
198
Für und gegen Trockenlegung
Prohibitivnskommiffar Obermair
her!" rief er dann einem vierschrötigen, dunkelbraunen
Lerrn zu.
„Mein Name ist Bierfilz," sagte der Gerufene, „Jessas,
der Obermair Corbinian!"
„Also setzen S' Eahna, Lerr Nachbar, tean ma mal
mit'nand reden. Dös san Zuständ! Geln S'? Ia, was sagen
denn nacha Sie zu dem Saustall, Lerr Bierfilz?"
„O mei, Lerr Kommissar, Zuständ san dös! Wolln S'
a Virginia? Wie hamma 's nacha mit deraTrockenlegung?"
„Ia mei, Lerr Bierfilz, dös is a hochpolitische Ange-
legenheit, a hochpolitische. Darüber spricht ma net gern.
Alles, was i Eahna sag'n kann, is, datz i Eahna nix sag'n
kann, was i net sag'n derf, weil i nix sag'n soll, als dös:
es is a grausliche G'schicht! Bitte, der nächste!"
Lerr Bierfilz entfernte fich bekümmert.
Ein scklanker, sehr blasser Lerr mit langem Spitzbart
und hohem, zwiebelsöl-migem Kopf trat heran.
„Mein Name ist Rettich," stellte er fich vor.
„Sie, i kenn Eahna doch, Lerr Rettich!"
„Freili kenna S' mi, Lerr Kommissar! Aber bal S'
uns trocken legen, nacha kenn i Eahna net mehr, Sie dami-
scher Lackl, Sie grauslicher Ahu!"
„Äalts Mäu'!" donnerte Obermair.
„Bal S' uns trocken legen," fuhr Lerr Rettich sort,
und Obermair bemerkte, daß er in Scheiben geschnttten
war, „nacha könna S' mi gern ham. I geh ins Ausland,
i geh nach Preußen. Wo kein Bier is, da hat der Nettich
sein Recht verloren. Mein Laden mach i zu. I hab' Familie!"
„Lieber Lerr Rettich, regen S' Eahna net aus. Wir
machen halt a Kompromiß, i wer glei die geeignete Formel
finden. Was der Staat tut, is allwei a Schmarrn, un i bin
der erste Diener des Staates. Ihr Gesuch ist genehmigt."
Auf ähnliche Weise erledigte Obermair die übrigen
Abordnungen. Da waren die Salzbrezen erschienen, die
Weißwürste und Negensburger und viele andere am Alko-
holverbot interessierte Kreise.
Zuletzt kamen die Gärangestellten, eine Abordnung der
Lefepilze.
„Also brotlos woll'n S' uns machen? Koa Bier solls
mehr geben? And Sie, Lerr Kommiffar, was is nacha mit
Eahna? Genga S' net mehr ins Lofbräu und zum Sal-
vator? Trinken S' Aeberkinger Sprudel am Nockherberg?
Weinen möcht ma, Lerr Kommissar, net über uns, aba
über Eahna, Sie Vaterlandsverräter!"
Corbinian war im Tiefsten verwundet und gerührt.
Er umarmte den Lefepilz, und sie sangen zusammen
das Lied:
198