Bähndken RiikepottS grotzer Tag
gewesen ist. Die Frauen haben neugierig aus den Fenstern
gclauscht, was cs Neues gibt.
Iust in diesem feierlichen Augenblick ist der Pennbruder
auf Twartschultes Diele gestanden, wo ein schöner Flausch-
rock hing. And weil es den Burschen gar sehr sreute, daß
der Nock so tadellos sitzt, hat er ihn auch gleich anbehalten.
Als der Twartschulte heimkommt, vermißt er den Rock,
rust seine Frau, die wieder ruft Bähndken, der fragt von
§>aus zu Laus; denn wenn er schon von amtswegen die
Lokalchronik ausrust, kann er doch unmöglich auf anderes
achten!
Die einzige, die etwas wciß, ist die Frau Liempinsel.
Die behauptet, sie habe zufällig bemerkt, daß der Penn-
bruder mit des Vorstehers Rock gleich hinter dem „Lamm"
den Weg in die Feldgemarkung gegangcn, nein, gelausen sei-
Schließlich ist ein Vorstehersrock nichts xbeliebiges!
And so brandet eine Entrüstungswoge vom Schultenhaus
durch alle Katen. Daß jemand am hellichten Tage, justa-
mcnt zu der Zctt, da Bähndken ausschellt, aus einem Lause,
gar aus dem des Schulten, einen Rock stiehlt, das gilt ein-
fach als gemein!
„Da muß sofort was geschehen!" brüllt der Twartschulte.
Er wütet gegeu seinc Frau, daß sie nicht besser aufgepaßt
habe. Wütet gegen Bähndken, daß er gerade ausklingelte,
als der Dieb bei ihm, dem Vorsteher, den Nock mitgehen
hieß. Er beschimpft de» Amtsdiener: „er stehe da, als habe
er auch noch die dicksten Kamellen im Sack! Er sei ein
Lüderjan . . ."
„Iegott! Was soll das man bloß werden?" denkt
Bähndke» verbiestert und prummelt an dem einzigen Knopf
des sogenannten Waffenrocks. Endlich stammelt er: „Was
soll ich dabei machen, wenn der son intfamigten Schweine
hund ist! Das ist einer von den ganz Linterrücksen!"
Aber unter den Zornblicken des Schulten strafft er sich.
And obschon er inwendig einen gewissen Angstbibber nicht
los wird, sagt er und versucht dabei einen encrgischen Ton:
er werde den Lumpenkerl verfolgen, sei es auch bis ans
Ende der Welt! Werde ihm den Rock abjagen, den Dicb
aber, tot oder lebendig, ins Kaschott liefern!
Der Twartschulte schaut ihn ein wenig zweifelnd an.
Sagt dann bei dem guten Willen des anderen: „Dat 's dcine
verdammichte Pflicht!", und er hafte ihm dafür, daß er
seinen Flauschrock wieder kriege. — In seiner Stimmc grollt
es noch leise nach.
Da sich bei dieser Gelegenheit viele Leute angesammelt
haben, dencn Bähndken diesmal wenigstens imponieren will,
so befällt ihn jeht wirklich ein gelinder Tatenrausch, daß er
endlich einmal was Amtsschweres, etwas Autoritäres erlebt.
Er reckt sich, stapft davon und zieht gleich den Säbel, mit
dem er wild in der Luft herumfuchtelt.
-I-
Er biegt in den Feldweg, den der Pennbruder nach
der Aussage der Frau Liempinsel ging. Eine ganze Weile
hat ers ziemlich eilig. Aber der Pfad geht durch sonn-
glühenden Sand. Bähndken wird sehr, schr durstig dabei
und matt. Da sieht er plötzlich was Fremdes zwischen den
Kornfeldern. Er schleicht sich vorsichtig ran und schreit, um
den wankenden Mut selbst zu belebcn: „Im Namen des
Gesetzes!"
Der Angerusene steht verdutzt und denkt: So oder so
greift man mich doch wieder! — Also beschließt er, geduldig
zu warten, und nimmt in dcm gestohlenen Rock.eine so
(Fortsehung Seite 7)
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gewesen ist. Die Frauen haben neugierig aus den Fenstern
gclauscht, was cs Neues gibt.
Iust in diesem feierlichen Augenblick ist der Pennbruder
auf Twartschultes Diele gestanden, wo ein schöner Flausch-
rock hing. And weil es den Burschen gar sehr sreute, daß
der Nock so tadellos sitzt, hat er ihn auch gleich anbehalten.
Als der Twartschulte heimkommt, vermißt er den Rock,
rust seine Frau, die wieder ruft Bähndken, der fragt von
§>aus zu Laus; denn wenn er schon von amtswegen die
Lokalchronik ausrust, kann er doch unmöglich auf anderes
achten!
Die einzige, die etwas wciß, ist die Frau Liempinsel.
Die behauptet, sie habe zufällig bemerkt, daß der Penn-
bruder mit des Vorstehers Rock gleich hinter dem „Lamm"
den Weg in die Feldgemarkung gegangcn, nein, gelausen sei-
Schließlich ist ein Vorstehersrock nichts xbeliebiges!
And so brandet eine Entrüstungswoge vom Schultenhaus
durch alle Katen. Daß jemand am hellichten Tage, justa-
mcnt zu der Zctt, da Bähndken ausschellt, aus einem Lause,
gar aus dem des Schulten, einen Rock stiehlt, das gilt ein-
fach als gemein!
„Da muß sofort was geschehen!" brüllt der Twartschulte.
Er wütet gegeu seinc Frau, daß sie nicht besser aufgepaßt
habe. Wütet gegen Bähndken, daß er gerade ausklingelte,
als der Dieb bei ihm, dem Vorsteher, den Nock mitgehen
hieß. Er beschimpft de» Amtsdiener: „er stehe da, als habe
er auch noch die dicksten Kamellen im Sack! Er sei ein
Lüderjan . . ."
„Iegott! Was soll das man bloß werden?" denkt
Bähndke» verbiestert und prummelt an dem einzigen Knopf
des sogenannten Waffenrocks. Endlich stammelt er: „Was
soll ich dabei machen, wenn der son intfamigten Schweine
hund ist! Das ist einer von den ganz Linterrücksen!"
Aber unter den Zornblicken des Schulten strafft er sich.
And obschon er inwendig einen gewissen Angstbibber nicht
los wird, sagt er und versucht dabei einen encrgischen Ton:
er werde den Lumpenkerl verfolgen, sei es auch bis ans
Ende der Welt! Werde ihm den Rock abjagen, den Dicb
aber, tot oder lebendig, ins Kaschott liefern!
Der Twartschulte schaut ihn ein wenig zweifelnd an.
Sagt dann bei dem guten Willen des anderen: „Dat 's dcine
verdammichte Pflicht!", und er hafte ihm dafür, daß er
seinen Flauschrock wieder kriege. — In seiner Stimmc grollt
es noch leise nach.
Da sich bei dieser Gelegenheit viele Leute angesammelt
haben, dencn Bähndken diesmal wenigstens imponieren will,
so befällt ihn jeht wirklich ein gelinder Tatenrausch, daß er
endlich einmal was Amtsschweres, etwas Autoritäres erlebt.
Er reckt sich, stapft davon und zieht gleich den Säbel, mit
dem er wild in der Luft herumfuchtelt.
-I-
Er biegt in den Feldweg, den der Pennbruder nach
der Aussage der Frau Liempinsel ging. Eine ganze Weile
hat ers ziemlich eilig. Aber der Pfad geht durch sonn-
glühenden Sand. Bähndken wird sehr, schr durstig dabei
und matt. Da sieht er plötzlich was Fremdes zwischen den
Kornfeldern. Er schleicht sich vorsichtig ran und schreit, um
den wankenden Mut selbst zu belebcn: „Im Namen des
Gesetzes!"
Der Angerusene steht verdutzt und denkt: So oder so
greift man mich doch wieder! — Also beschließt er, geduldig
zu warten, und nimmt in dcm gestohlenen Rock.eine so
(Fortsehung Seite 7)
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