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And Cäcilie spaziert
Stets nachmittags nach dein Läuschen;

§>old errötend, deponiert
Sie dort aus dem Tisch ein Sträußchen.

Blumen umging als Barbar,
Denn sie kann es ja nicht wissen,
Daß es Krischan Plöter war,
Der sie an den Zaun geschmissen.

Papa Schwendel geht es nah,
Und er murmelt sehr betroffen:
„Der vcrfluchte Kerl hat ja
Alle Flaschen ausgesoffen!"

Endlich ist nun, strahlend blau,
Auch der Erntetag erschienen.

Aber ach, bedeutend flau
And mit äbgekühlten Mienen

Die Mama geht fast vor Graus
And Entsetzen in die Äöhe:
Das Quartier im Gartenhaus
Jst verdreckt und voller Flöhe! —


Wird der Sekretär begrüßt,

Als er froh hinausgckommen.
Manches nämlich, was verdrießt,
Äaben Schwendels wahrgenommen.

Ach, Cäcilie erscheint
Es beinah' zum Lerzgefrieren,
And sie hat darum geweint,
Daß der Sekretär mit ihren

Ia, umwölkt war das Geschick!
Daß es doch sich ausgehellt hat,
Liegt daran, daß sich zum Glück
Krischan Plöter eingestellt hat,
Der, was er nicht missen mag,
Liegen ließ die Tabakspseife.
Alles kommt nun an den Tag,
Daß es jeder klar begreife

Papa Schwendel sagt: „So, so>
Das war eigentlich vernünftig!"
And Mama sieht sich jetzt froh
Schon als Schwiegermutter künftig,
Als Cäcilie erweicht
Maxen jetzt mit froher Stirne
Zwar nicht einen Apfel reicht,
Aber doch die schönste Birne.

Peter Robtnson

Der Iägersmann

„Dinge gehen vor im Mond!" hätte Morgenstern
gesagt.

Es war aber auch Irrsinn, was der alte Blasius tat.
Stellen Sie sich vor: ein Mann im Blütenalter von 72,
kaum mehr als ein Gehäuse fürs Zipperlein, verkalkt wie
eine Marmorstatue, kurzsichtig wie eineBlindschleiche, nimmt
Plöylich jeden Morgen zwei Prisen Lebenssalz, fängt an
zu mensendiecken und will partout aus die Iagd gehen.

Seine Äaushälterin ließ sogleich den Äausarzt kommen,
aber den beredete der alte Blasius bei einer Flasche Beau-
jolais.

Am selben Tag kaufte sich der alte Blasius einen Dril-
ling und annoncierte nach einem Jagdhund. Gegen den
Drilling war nichts einzuwenden, aber der Iagdhund, Tyras
geheißen, war ein verkommenes Exemplar aus einem Zigar-
rengeschäft.

Als er ihn bckam, fragte der alte Blasius: „Nun,
Tyras, weißt du denn, was ein Lase ist, du guter Lund?
Ei, so sag doch mal!"

Iedoch Tyras wollte anscheinend sein Gewissen nicht
mit einer Lüge belasten. Er sagtc nicht ein Wort.

Die Äaushälterin, die srüher mal auf einem Gut ge-
dient hatte und sich mit Iagdgästen auskannte, tat statt
des Schrotes Kaffeesatz in die Patronen. Am nächsten Mor-
gen in aller Frühe ging der alte Blasius auf die Iagd.

Er stieselte nach Quakelsbühl, legte sich an einem Kraut-
feld aus den Vauch, sah alsbald etnen Lasen und blaxte los.

Tyras kläffte irgendwo entsetzlich.

Nach einer Weile sah der alte Blasius wieder einen
Lasen und schoß abermals. Dann wartete er.

And als der alte Blasius am Mittag heimkam, entnahm
er seiner Iagdtasche zwei Gänse, die Tyras apportiert hatte.

Curry

^epbst

/ln clen v/iesensiüngen,

/sn clen V/sIclesgsngen,

Qie im 8c>mmer unsere biebe suiin,

/lcb, sn ullen Orten,

Oie uns lieb gevvorclen,
blst cler bierbst sein mücles V/erk getsn.

l/ncl icb bin wie cliese,

/^rm wie 8sum uncl V/iese
Obne cleine biebe, trsuervoll.

V/ircl cker benr micb krsgen,

V/ercle icb ibm sugen,

Osll er micb nicbt vnecler weclcen soll.

n. v.

Die Martinsgänse

Thieme und Keilert sind Nachbarn. Draußen vor der
Stadt hat sich jeder ein Läuschen gebaut, ein sreundlichcs
Eigenheim. Ia, das ist das Wahre: Klein, aber mein! --
Die Lypotheken allerdings sind zu berücksichtigen.

Zu jedem der Läuschen gehört ein Gärtchen, und Thieme
sowohl wie Keilert gedenken, viel damit anzufangen. Vvr
allem wollen sie Geflügel halten, — vom nächsten Iahre an,
wenn man sich schon gründlich eingewohnt hat. Aber etwas
hat man jetzt schon unternommen. Im Frühjahr nämlich
ist durch die Straße eine Frau gekommen, die junge Gänse
zu verkaufen hatte, muntere Tierchen, deren Aufzucht loh-
nend sein mußte. Frau Thieme hat damals ein Gänschen
gekauft, und Frau Keilert hat das dann auch getan. Die
Tiere sind vortrefflich gediehen und können prächtige Mar-

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