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Neklame ^ „Freilich ist das 'ne Freude, wie der Bub' vom Lerrn

Doktor gedeiht! Na, der 5oerr Doktor ist ja anch Kinderarzt."
— „Aha, Frau Meier, deshalb stehen Sie auch den ganzen Tag mit dem Buben vor der Tür."

Zlänächen

Oie Nacht ist still; ich warte
vor cleines Hauses r!ür.
wach auf, üu weitze Nose,
Mein Herz verlangt nach üir!

5ieh, wie clie Lterne glänzen,
Unä wie äes Monäes pracht
Mit Zilber will umkränzen
Oie lvunäer äieser Nacht!

O zögre nicht so lange,

Oie flüchtgen Stunäen gehn.
Lo komm äoch, weitze Nose,
äch will äich glühen sehn!

H. Klotz

Beteiligung

— „Wissen Sie mir nicht eine
Gelegenheit, wo ich mich mit
kleinerem Kapital beteiligen
könnte?"

— „Zahlen S' drei Mark, dann
können Sie sich Samstag abend
an unserm Spanferkelessen be-
teiligen!"

Knoll hat sich eine Staffe-
lei gekaust. Jst damit aufs
Land gezogen. Sitzt mitten
zwischen den Aeckern. Malt ku-
bistische Bilder. Eine Bäuerin
kommt, ihr Gesicht drttckt sicht-
lich Anerkennung aus. Knoll
fragt erfreut: „Es gefällt
Ihnen wohl, gute Frau?"

„Ia," sagt die gute Fran,
„seit Sie hier sind, fressen uns
die Spatzen nicht mehr das
Korn weg."

Berufstragik

Tante Berta nennt sich Schriftstellerin. Außerdem ist
sie 45 Iahre alt. Auch ihre Phantasie ist schon stark aus-
getrocknet. Deshalb geht sie auf Iagd, nach Motiven, Ein-
sällen,FabelnfürFamilienromaneunderbaulicheGeschichten.

Neulich sitzt sie mit ihrem Neffen in einem Kaffeehaus.
Ihre Augen kreisen suchend, ihre Ohrmuscheln haben sieber-
haft zu tun, um sich auf die hundert verschiedenen Anter-
haltungen einzustellen, denen sich — vielleicht — ein nahr-
hast Bröcklein entreißen ließe.

Plötzlich zuckt sie zusammen. Ein neuer Gast ist ein-
getreten. Ein Lerr, etwa 35 Iahre alt. Als er den Lut
abnimmt, zeigt stch jedoch, daß sein Laupthaar vollkommen
weiß ist, während sein Vollbart noch die gesunde Farbe
echten Ebenholzes hat.

„Emil," sagt Tante Berta zu ihrem Neffen, „siehst du
den Lerrn? So jung noch und schon weißes Laar! Was
muß er erlebt haben, welche furchtbare Katastrophe, welche
Familienverlustel Bielleicht ist er in Asrika gereist, viel-
leicht ist er Lokomotivführer. Sein Laupthaar ist ganz
schlohweiß. Der Aermste!"

34

Tante Berta läßt sich von ihren Ideen nicht abbringen.
Sie seufzt anhaltend und laut, bis sich der neue Gast, der
am Nebentisch sitzt, zu ihr hinwendet. Zart und neugicrig
beginnt sie ein Gespräch.

„Ihnen hat das Leben wohl recht häßlich mitgespielt?"
sagt sie mitleidig.

„Ia, man hat's nicht leicht," antwortet der Lerr im
weißen Laupthaar.

„Könnten Sie mir nicht erzählen, — es ist doch imnier
ein Trost, wenn man sich einer mitfühlenden Seele anver-
trauen kann, — wie Sie zur Farbe Ihres Laares kamen?
Sie sind doch noch so jung!"

„Ia, der Beruf bringt eben manches Schwere mit

sich."

„So, so . . . im Beruf," haucht Tante Berta mit weh-
durchzitterter Stimme.

„Ia, sehen Sie, ich komme gerade mit der Bahn von
Leipzig."

„Und da also . . ."

„Ia, da in Leipzig war ich eben Reklamemann sür
Laarfärbekämme."
 
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