Wie Eenator Malovius sein eigneS TrauerstLndchen anhörle
Es ist nicht ganz klargestellt, ob der Wirt vom Grünen
Krokodil nicht die uneigennühige und diskrete Persönlich-
keit war, für die man ihn hielt; Tatsache ist, daß der Major
eines Tages den Besuch eines sehr ernst und doch zugleich
trostvoll dreinblickenden, schwarz gekleideten Lerrn erhielt,
der sich nach allerhand Präliminarien als Abgesandter des
Jnstituts „Nuhe sanst!" entpuppte, eines Instituts, das
»vom löochadel herab bis zum schlichtesten Äandwerksmann"
>n vorkommenden Fällen alle Arrangements übernahm,
sogar mit Musik. Tatsache ist ferner, daß der Major sich
die Adrefse der Firma notierte.
Es ist weiterhin absolut nicht klar, wie in die Familie
des Senators die Nachricht von der ncuen Vereinsgründung
gelangte. Aber es wäre nutzlos, sich den Kopf darüber zu
zerbrechen. Auch über jene häusliche Szene, bei der der
Senator eine stumme Komparsenrolle gespielt haben soll,
seien keine weitcren Nachforschungen angcstellt.
Kurz, bei der nächsten Tagung sah das Grüne Krokodil
statt sünf §>erren nur vier, der Senator fehlte. Aber trotz
des leeren Platzcs war der Numpfverein in dem frohen
Gcfühl, den LinnS und die lästige Entomologie endgültig
los zu sein, wicder einmal sehr gutcr Dinge. Gerade wollte
der Materialverwalter Düsterbrok unter Assistenz des Archi-
vars Burmann den Moosklumpen mit den Bärtierchen aus
der Käseglocke in den Ofen transportieren, da verkündete
die ernste Stimme des Majors:
„Ein Brief, meine Äerre», ich bitte um Silentium!"
Wirklich hatte der Wirt einen Brief hineingereicht.
„An den Vorstand des Begräbnisvereins ,Die Stillen
>m Landeh" las der Major, und, das Kuvert mit einem Nuck
aufreißend, fuhr er fort:
„-leider die Mitteilung machen-mein Mann
-nie wieder erscheinen--ausgetrete» für immer—"
„Was — — was ist das?" rief der Konsul Döpenbrink,
der noch die Feuerzange für den Flainmentod der Tardigra-
den in der Land hielt.
,-Das bedeutet natürlich," — unterbrach sich der Major,
„erheben wir uns von den Sihen, meine Lerren! Ausge-
treten für immer, das bedeutet, wir sind sortan nur zu viert."
Soll man es nur eine Torheit nennen, daß alle diese
vernünftigen älteren Lerren den ironischen Sinn dieses Brie-
fes nicht verstanden, oder soll man es ihnen als einen Zug
rührender Freundestreue auslegcn, daß sie alle spornstreichs
zum Znstitut „Ruhe sanst!" eilten, nachdem sie von der
Geschässverbindung durch den Major gehört hatten? Tat-
sächlich wirkten wohl der Wein und die Aeberraschung so
zusammen, daß sich die Erregung irgendwie entladen »nd
in Landeln umsetzen mußte.
Schon eine knappe Stunde spater betraten sechs aus
dem Schlaf getrommclte Traucrmusikanten, Angestcllte dcs
Instituts „Ruhe sanft!" unter Führung des Majors und
gefolgt von den drei älteren §>erren unauffällig den Lof
des senatorlichen .Hauses, licßcn sich in aller Stille von dem
erstaunten Personal Stühle herausreichen und wurden
vom Major, wie eine Kompagniefront ausgerichtet, in einc
— „Ia, meine Kinder kommen jetzt in ein Erholungsheim an der Ostsee, — wir
haben Protektion gchabt." — „O weh, ist das 'ne gefährliche Krankheit?"
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Es ist nicht ganz klargestellt, ob der Wirt vom Grünen
Krokodil nicht die uneigennühige und diskrete Persönlich-
keit war, für die man ihn hielt; Tatsache ist, daß der Major
eines Tages den Besuch eines sehr ernst und doch zugleich
trostvoll dreinblickenden, schwarz gekleideten Lerrn erhielt,
der sich nach allerhand Präliminarien als Abgesandter des
Jnstituts „Nuhe sanst!" entpuppte, eines Instituts, das
»vom löochadel herab bis zum schlichtesten Äandwerksmann"
>n vorkommenden Fällen alle Arrangements übernahm,
sogar mit Musik. Tatsache ist ferner, daß der Major sich
die Adrefse der Firma notierte.
Es ist weiterhin absolut nicht klar, wie in die Familie
des Senators die Nachricht von der ncuen Vereinsgründung
gelangte. Aber es wäre nutzlos, sich den Kopf darüber zu
zerbrechen. Auch über jene häusliche Szene, bei der der
Senator eine stumme Komparsenrolle gespielt haben soll,
seien keine weitcren Nachforschungen angcstellt.
Kurz, bei der nächsten Tagung sah das Grüne Krokodil
statt sünf §>erren nur vier, der Senator fehlte. Aber trotz
des leeren Platzcs war der Numpfverein in dem frohen
Gcfühl, den LinnS und die lästige Entomologie endgültig
los zu sein, wicder einmal sehr gutcr Dinge. Gerade wollte
der Materialverwalter Düsterbrok unter Assistenz des Archi-
vars Burmann den Moosklumpen mit den Bärtierchen aus
der Käseglocke in den Ofen transportieren, da verkündete
die ernste Stimme des Majors:
„Ein Brief, meine Äerre», ich bitte um Silentium!"
Wirklich hatte der Wirt einen Brief hineingereicht.
„An den Vorstand des Begräbnisvereins ,Die Stillen
>m Landeh" las der Major, und, das Kuvert mit einem Nuck
aufreißend, fuhr er fort:
„-leider die Mitteilung machen-mein Mann
-nie wieder erscheinen--ausgetrete» für immer—"
„Was — — was ist das?" rief der Konsul Döpenbrink,
der noch die Feuerzange für den Flainmentod der Tardigra-
den in der Land hielt.
,-Das bedeutet natürlich," — unterbrach sich der Major,
„erheben wir uns von den Sihen, meine Lerren! Ausge-
treten für immer, das bedeutet, wir sind sortan nur zu viert."
Soll man es nur eine Torheit nennen, daß alle diese
vernünftigen älteren Lerren den ironischen Sinn dieses Brie-
fes nicht verstanden, oder soll man es ihnen als einen Zug
rührender Freundestreue auslegcn, daß sie alle spornstreichs
zum Znstitut „Ruhe sanst!" eilten, nachdem sie von der
Geschässverbindung durch den Major gehört hatten? Tat-
sächlich wirkten wohl der Wein und die Aeberraschung so
zusammen, daß sich die Erregung irgendwie entladen »nd
in Landeln umsetzen mußte.
Schon eine knappe Stunde spater betraten sechs aus
dem Schlaf getrommclte Traucrmusikanten, Angestcllte dcs
Instituts „Ruhe sanft!" unter Führung des Majors und
gefolgt von den drei älteren §>erren unauffällig den Lof
des senatorlichen .Hauses, licßcn sich in aller Stille von dem
erstaunten Personal Stühle herausreichen und wurden
vom Major, wie eine Kompagniefront ausgerichtet, in einc
— „Ia, meine Kinder kommen jetzt in ein Erholungsheim an der Ostsee, — wir
haben Protektion gchabt." — „O weh, ist das 'ne gefährliche Krankheit?"
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