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Bescheidener — „Llch, wenn ich einen lieben Mann hätte und ein paar
nette Kinder, —da wäre ich vollkommen glücklich!" — „Was
du immer alles willst! Ich wäre mit dem Mann zufrieden."

Das Rakhaus

Grade in des Ltädlchens Mtle
Unser stolzes Rathaus steht,
Wie der pol, um den sich alles
Leben ganz gehorsam dreht.

Me die Küchlein um die Glucke,
Die sie treu und sorglich wahrt,
Haben ringsum alle Häuser
Um das Rathaus sich geschark.

Diese ganz besondre Zlellung
Prägt sich klar und deutlich aus,
Und es weih auch jeder Iremde,
Was bewandt mit diesem Haus.

RSmlich, teils schaut es gebiekend,
Ernst und skrenge hin vor sich,
Teils auch sorgend und gemütlich,
Sozusagen mütterlich.

—on.

ver pikenier

Mein Lchatz, mein böser Zchatz
hat mich verraten,

§alsch war Lchwur unck Uusz.

Nun geh ich unter Ivallensteins
Lolckaten,

Oa gibt es gute, gülckene Oukaten
Unck auch cken Oock umbsus.

Oor lUagckeburg hört ich ckie Rugeln
pfeisen,

Oer Oock hat mich verschmäht.

Oenn eine tät mir hart am Herzen
streisen,

Ooch fiel sie ab an ihrem golcknen
Reifen,

Oen ich ins lvams genäht.

Pech

„Was ist denn eigentlich mit dem Meyer los, der läuft
ja so bedrückt herum die lehte Zcit? Wird's denn nichts
mit der reichen Partie?"

„Nee, mein Lieber, das ist vorbei, daraus wird nichts
mehr."

„Wieso denn nicht?"

„Ia, wissen Sie, der arme Kerl hat Pech gehabt. Seincr
Braut, die sich bekanntlich für viel jünger ausgibt, als sie
in Wirklichkeit ist, schickte er zum Geburtstag 25 Nosen
mit einem Brief, in dcm geschriebeu stand: ,Für jedes
Lebensjahr eine Nose' oder so was ähnliches."

„Na und dann?"

„Ia, dann hat der Blumenhändler, weil Meyer ein
guter Kunde von ihm ist und Rosen sowieso gerade reichlich
waren, ein gutes Dutzcnd mehr eingepackt, als bestellt waren."

Zuvorgekommen

— „So eine Unverschämtheit von dem Kerl! Gestern
mache ich mit ihm Brüderschast, und heute will er mich
anpumpen."

— „Warum machst du auch Brüderschaft mit ihm!"

— „Weil ich ihn anpumpen wollte."

5o hab ich mich ckem Oocke abgestohlen,
lvas fang ich mit mir an?

Nun gehts nach Oayern auf ckes Oilly Zohlen,
Unck will cker Oeufel mich auch ckort nicht holen,
Lr musz mich ckoch mal han.

ltnck bin ich einmal ckann im Ztrausz geblieben,
Ztirbt mein Lchmerz mit mir.

Mein lieber Lchatz, ckich tat ich ckennoch lieben,
Hast cku mich auch ins Llenck unck in Oock getriebcn,
Mich armen pikenier. A. W.

Kindermund

Mutti hält streng daraus, daß sich das kleinc Fritzchen
vor dem Zubcttgehen fein säuberlich Gcsicht und Lände
reinigt.

Dieser Erziehung zur Reinlichkeit kann dcr Knirps
aber keinen sonderlichcn Geschmack abgewinnen. Eines
Abends ruft Mutti: „Fritzchen, hast du dich fchon ge-
waschen?" — und prompt tönt's aus dem Kinderzimmer:
„Ach Mutti, ich bin so furchtbar müde, heut' wasch' ich
mich morgen!"

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