KatzerS WeIhnach<Sbesuch
Aber der Kerl kam nicht, und Vetter Iulius war sehr
traurig darüber. Wenn er das gewußt hätte, sagte er, dann
hätte er dem Dienstmann doch lieber zehn Mark gegeben;
daraus wäre es ja auch nicht angekommen, das hätte ja
keine Nolle gespielt. Er wollte das Dienstmannsinstitut an°
ruse» und Krach machen, gehörigen Krach. Aber Paul Pöp
pel erklärte, das hätte ja gar keinen Zweck; die Leute dort
würden ja gar nicht Bescheid wiffen, denn der Dienstmann
wäre eben noch unterwegs. Erst wollte man essen, — inzwi
schen würde der Mann schon kommen.
Es gibt Leute, die besonders viel essen, wenn sie sich
ärgern, — was allerdings uiigesund ist. Wenn Vetter Julius
zu diesen Leuten gehörte, dann niußte er wirklich über den
nicht erscheinenden Dieiistmann sich so sehr ärgern, wie er
sagte. Von der Gans aß er so viel, wie alle anderen zu
sanimen, und von der Makronenspeise konnte Tante Nudol-
fine nur mit Mühe sür Kurtchen, der schon ins Bett ge-
steckt worden war, eine Kleinigkeit auf den nächsten Tag
retten. Neichliches Essen macht träge, und wohl diesem
slmstande war es zuzuschreiben, daß der Vetter Zulius erst
um zehn !lhr sich entschloß, nun endlich das Dienstmanns-
Institut anzurufen. Aber er bekam keine Antwort; der Be-
trieb war natürlich schon geschlossen. Darauf wollte er ein
Auto nehmen, erst einnial nach Lause fahren, den Zettel
holen, den ihm der Dienstmann als Bescheinigung gegeben
hätte, und der, denn er hatte sich für den Abend noch schnell
umgezogen, in einer andern Weste stecken mußte, und mit
dem Zettel dann von dem Obersten der Dienstmänner, dem
Direktor oder Präsidenten des liederlichen Kommissions-
institutes Rechenschast verlangen. Nur mit Mühe konnte
cr besänftigt werden. Dcr Dienstniann hätte cben auch Weih-
nachten feiern wollen, nieinte Pöppel, und käme er iiicht
heute, so käme er morgen, und nian müßte sich über sowas
nicht ärgern, denn es wäre doch grade so gemütlich.
Vctter Iulius ließ sich beruhigen. Aber er nieinte, er
hätte sich den Abend noch anders gedacht. Sekt hätten sie
alle trinken sollen, herrlichcn Äeidsieck, — drei Flaschen hätte
der verruchte Dienstmann. Darauf holte Pöppel die zwei
Flaschen Sekt — es war aber deutscher — die er zufällig
noch besaß; es kam ja nicht darauf an,— wcnn er doch drei
andere dasür bekam. Vetter Iulius trank eine Flasche für
sich und wurde darüber so selig, daß er dem Dieiistmann
verzieh; er ließ ihn sogar leben. Das wäre auch nötig, ineinte
Tante Nudolfine düster, denn jedensalls wäre der arme
Mann mit seinem Rade verunglückt. Dazu aber lachte der
Vetter Iulius höchst unziemlich. Er bot Tante Rudolfine
— „Die Skier läßt sich dicser Fatzke rauf und
runter tragen. Das Einzige, was er selbst
tut, ist — Frühstücken aus dem Sportplatz!"
eine Wette um tausend Mark an, daß der Dienstmann nicht
verunglückt wäre, sondern mit dem Ausbleiben der Weih-
nachtsgeschenke es eine andere Bcivandtnis haben müßte.
Tante Nudolfine aber wollte nicht wetten; das wäre doch
eine zu ernste Angelegenheit. Vetter Iulius gab zu, daß
die Sache ernst wäre. Sie wäre sogar traurig, ineintc er,
und man müßte sich trösten, — er bäte zu diesem Zweck um
einen Schnaps. Er trank aber nicht nur einen, sondcrn meh-
rere, ja eigentlich viele, was auch ganz vernünstig war,
denn es war vorzüglicher Benediktiner. Schließlich war dcr
Vetter Iulius betrunken und wanktc eine halbc Stundc
nach Mitternacht ab. Aber so viel Besinnung hatte er noch,
die Bernsteinspitze und dic schöne Krawatte nicht zu ver-
gessen.-
An den beiden Weihnachtstagen haben Pöppels ver-
geblich auf den Dienstmaiin gewartet. Nach dem Fest hielt
Paul Pöppel es nicht mehr für taktlos, einmal beim Vetter
Iulius anzufragen — durch den Fernsprecher. Aber dcr
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vklvei.k»l0k»lorc«o>lki
7kl»l7
^llsini^s InsoratsnaiinLiuiio: kuüolk lVlostze, ^Qnonooll-IIxpsäition.
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Aber der Kerl kam nicht, und Vetter Iulius war sehr
traurig darüber. Wenn er das gewußt hätte, sagte er, dann
hätte er dem Dienstmann doch lieber zehn Mark gegeben;
daraus wäre es ja auch nicht angekommen, das hätte ja
keine Nolle gespielt. Er wollte das Dienstmannsinstitut an°
ruse» und Krach machen, gehörigen Krach. Aber Paul Pöp
pel erklärte, das hätte ja gar keinen Zweck; die Leute dort
würden ja gar nicht Bescheid wiffen, denn der Dienstmann
wäre eben noch unterwegs. Erst wollte man essen, — inzwi
schen würde der Mann schon kommen.
Es gibt Leute, die besonders viel essen, wenn sie sich
ärgern, — was allerdings uiigesund ist. Wenn Vetter Julius
zu diesen Leuten gehörte, dann niußte er wirklich über den
nicht erscheinenden Dieiistmann sich so sehr ärgern, wie er
sagte. Von der Gans aß er so viel, wie alle anderen zu
sanimen, und von der Makronenspeise konnte Tante Nudol-
fine nur mit Mühe sür Kurtchen, der schon ins Bett ge-
steckt worden war, eine Kleinigkeit auf den nächsten Tag
retten. Neichliches Essen macht träge, und wohl diesem
slmstande war es zuzuschreiben, daß der Vetter Zulius erst
um zehn !lhr sich entschloß, nun endlich das Dienstmanns-
Institut anzurufen. Aber er bekam keine Antwort; der Be-
trieb war natürlich schon geschlossen. Darauf wollte er ein
Auto nehmen, erst einnial nach Lause fahren, den Zettel
holen, den ihm der Dienstmann als Bescheinigung gegeben
hätte, und der, denn er hatte sich für den Abend noch schnell
umgezogen, in einer andern Weste stecken mußte, und mit
dem Zettel dann von dem Obersten der Dienstmänner, dem
Direktor oder Präsidenten des liederlichen Kommissions-
institutes Rechenschast verlangen. Nur mit Mühe konnte
cr besänftigt werden. Dcr Dienstniann hätte cben auch Weih-
nachten feiern wollen, nieinte Pöppel, und käme er iiicht
heute, so käme er morgen, und nian müßte sich über sowas
nicht ärgern, denn es wäre doch grade so gemütlich.
Vctter Iulius ließ sich beruhigen. Aber er nieinte, er
hätte sich den Abend noch anders gedacht. Sekt hätten sie
alle trinken sollen, herrlichcn Äeidsieck, — drei Flaschen hätte
der verruchte Dienstmann. Darauf holte Pöppel die zwei
Flaschen Sekt — es war aber deutscher — die er zufällig
noch besaß; es kam ja nicht darauf an,— wcnn er doch drei
andere dasür bekam. Vetter Iulius trank eine Flasche für
sich und wurde darüber so selig, daß er dem Dieiistmann
verzieh; er ließ ihn sogar leben. Das wäre auch nötig, ineinte
Tante Nudolfine düster, denn jedensalls wäre der arme
Mann mit seinem Rade verunglückt. Dazu aber lachte der
Vetter Iulius höchst unziemlich. Er bot Tante Rudolfine
— „Die Skier läßt sich dicser Fatzke rauf und
runter tragen. Das Einzige, was er selbst
tut, ist — Frühstücken aus dem Sportplatz!"
eine Wette um tausend Mark an, daß der Dienstmann nicht
verunglückt wäre, sondern mit dem Ausbleiben der Weih-
nachtsgeschenke es eine andere Bcivandtnis haben müßte.
Tante Nudolfine aber wollte nicht wetten; das wäre doch
eine zu ernste Angelegenheit. Vetter Iulius gab zu, daß
die Sache ernst wäre. Sie wäre sogar traurig, ineintc er,
und man müßte sich trösten, — er bäte zu diesem Zweck um
einen Schnaps. Er trank aber nicht nur einen, sondcrn meh-
rere, ja eigentlich viele, was auch ganz vernünstig war,
denn es war vorzüglicher Benediktiner. Schließlich war dcr
Vetter Iulius betrunken und wanktc eine halbc Stundc
nach Mitternacht ab. Aber so viel Besinnung hatte er noch,
die Bernsteinspitze und dic schöne Krawatte nicht zu ver-
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An den beiden Weihnachtstagen haben Pöppels ver-
geblich auf den Dienstmaiin gewartet. Nach dem Fest hielt
Paul Pöppel es nicht mehr für taktlos, einmal beim Vetter
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