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Zeichnung von E. Kirchner

— „Aber Alfred, — diese verbrauchten Komplimente!"

— „Verbraucht? Aber doch nicht bei euch."

Fafner Spezial Extra
Da werden sich die Leute
geschmeichelt sühlen, wenn
ich ihnen mit dem Angebot
eines Fafner großen Besitz
an Gold zutraue. Das Ge-
schäst wird glänzend gehn,
eswirdsogarwiegeschmiert
gehn. Lieschen und die Cor-
nelia kriegen am Ende noch
mal was zu erben."

Lieschen und Cornelia
sind Altrocks Töchter; er
hatte mir gleich von ihnen
erzählt, als wir bekannt
wurden — damals, als er
die Briesmarke bei mir
holte. Die beiden Namen,
so verschieden an Gewicht,
entsprechen auf's beste den
Inhaberinnen. Cornelia,die
Iüngere, ist schon lange
selbständig durch den Be-
trieb eines Kindergartens
in dem männliche und weib-
liche Kinder aufbewahrt
und beschäftigt werden.
Lieschen, die Aeltere, wohl
bereitsüberdieLälfte ihres
dritten Iahrzehnts hinaus,
ist noch immer ein unselb-
ständiges Laustöchterchen-
„Ein braves Mädchen, aber
ein bißchen zurückgeblie-
ben," hatte mir Altrock

Morih fuhr stets pünktlich 8 Uhr 20
Mit öer Trambahn ins Geschäft ;ur Stadt,
Morih geht nicht, nämlich Moritz kann sich
Das erlauben, weil er Karte hat.

Lr ist auf der Tram ein alter Kunöe,
Mittags fährt er ebenso nach Haus,
Jedesmal nach einer halben Stunde
Steigt er hinten oder vorne aus.

Dft üiltierte einer Tipse Jrma
Moritz allerlei konfusen Stuß,

Und es liest üer Prokurist der Iirma
Manches, was ihn einfach wundern muß.

Nämlich Noritz, in Geüanken, schrieb,
Was ihm aus üec Trambahn haften blieb:
„Jst sonst noch jemanü üa?

Noch jemand ohne hier?

Hat hier nun alles, ja?

Wer kriegt die Mark von mir?
Graüaus? Wohin gradaus?

Wo sitzt denn die Mama?

Steigt hier noch jemand aus?

2ft sonst noch jemanü da?"

Ist sonst noch jemanö öa?

Gllen aber hieß die süße Kleine.
Moritz glüht wie flüssiger Asphalt,
Nnd er fühlte: diese oder keinel
Unü er dachte: niemals oder bald!
Und er sagte: „Du mein einzges Dirndl,
Heirat mich, mein Her; ist ein Dulkan!"
Ellen faßte bloß an üas Gehirndl
Und erklärt, sie führ gern Achterbahn.
Moritz aber, welcher glaubt, sie spiele
Nur und sei im Grund für ihn entflammt,
Steht drei Stunden morgens in -er Diele
Von dem menschenleeren Standesamt.
Aber mittags gegen 1 Uhr 10
Hat er sich verwundert umgesehn:
„Jst sonst noch jemand da?

Noch jemand ohne hier?

Hat hier nun alles, ja?

Wer kriegt -ie Mark von mir?
Gradaus? Wohin graüaus?

Wo siht üenn die Mama?

Steigt hier noch jemand aus?

2st sonst noch jemand da?"

Auf der Suche nach üem 2deale
Las er einmal und war interessiert,
Was -ie §irma „Ehebundzentrale"
Unter „Äameraüschaft" inseriert.
Große Posten primaprima Damen,
Hieß es, sei'n versügbar jederzeit,
Herren mit Lharakter, Geld und Namen
Biete sich ff Gelegenheit.

Moritz ging. Man durfte da in Raten.

9 Mark 50 war sein letztes Geld,
Und mit ca. 30 Äanüidaten
Warü er dreihig Damen vorgestellt.
2hm gefielen alle nur soso,

Und er sagte — üas war wirklich roh:
„2st sonst noch jemanü da?

Noch jemand ohne hier?

Hat hier nun alles, ja?

Wer kriegt die Mark von mir?
Graüaus? Wohin gradaus?

Wo sitzt denn üie Mama?

Steigt hier noch jemand aus?

Jst sonst noch jemand da?"

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