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so 'n gutes Messer. Llllerdings hätte ich mir das denken
können; ein Taschenmesser darf man dazu ja auch nicht
nehmen."
Leider hatte ich auch kein rechtes Werkzeug. Altrock
>var unzusrieden mit mir. „Zeigen Sie doch mal Ihr
Taschenmesser her!" meinte er schließlich. Aber daraufwolltc
ich mich nicht einlassen; ich bot ihm dafür einen Büchsen-
öffner, eiiren Schraubenzieher, ein altes Tranchiermesser
und eine kleine Kneifzange an, und mit diesen Geräten
wanderten wir nach seiner Wohnung. Denn ich mußte mit-
konnnen; er wollte mir gleich die Fafnerschlösser zeigen.
Die Kiste war wirklich ungeheuer massiv. Der Büchsen-
öffner zerbrach sofort. Wir gingen dann aber methodifch
vor, indem wir mit dem Tranchiermesser das Lolz des
Kistendeckels rings an den Nägeln zerfaserten und dann
mit der leider zu winzigen Zange und dem Schrauben-
zieher an den Nagelköpfen herumarbeiteten. Nach einer
Stunde war freilich erst eine winzige Oeffnung geschaffen-
„Die Fafnerschlösser müssen großartig sein, Lerr Sekretär,"
meinte ich, „wenn man schon die Kiste, in der sie stecken,
gar nicht auskriegen kann." Aber er ignorierte diese Be-
merkung; verbissen arbeitete er weiter, und endlich, nachdem
auch das Tranchiermesser zerbrochen und der Schrauben-
zieher krumm gebogen war, konnte man in die Kiste hinein-
greifen und den Inhalt nach und nach herausheben.
Die Schlösser „Fafner Spezial Extra" machten wirk-
lich einen vertrauenswürdigen Eindruck. An jedem waren
drei dasür bestimmte Schlüssel angebunden, wie sich das
gehörte. Altrock lvar begeistcrt. „Wunderbar! Sehen Sie
nur diese Schlüssel an, — so klein, so dünn und dabei diese
raffinierten Zacken! Millionen von Variationen gibt es da.
Zu jedem Schloß sind nur drei Schlüssel gemacht, und die
passen nur zu dem einen und zu keinem anderen in der
ganzen Welt. Bloß etwas schmutzig sehen die Dinger aus;
die sind ja ganz beschmiert."
„Wohl irgend ein Fett," meinte ich. „Vaseline oder
so etwas, jedenfalls zum Schutz gegen Nost."
Der Sekretär sah seine Finger an und wischte sie dann
an seinem mangelhaften Laupthaar ab. „Stimmt; es ist
Fett. Aber jetzt können sie ja geputzt werden; strahlen mttssen
sie, blinken wie Silber. Lieschen wird das besorgen, das
wird eine Freude für sie sein. Ich werde inzwischen ein
Glas Bier trinken gchn — das war doch eine verfluchte
Arbeit, die Kiste so weit aufzukriegen. Ich werde sogar ein
paar Gläser trinken und dabei die Zeitungen lesen, ob tüch-
tig eingebrochen worden ist. Kommen Sie mit?"
Dazu hatte ich keine Zeit. Altrock begleitete mich aber
höslicherweise bis an meine Äaustür, und da mußte ich
ihm doch cine Freude machen. „Ich möchte mir solch ein
Fasnerschloß anschaffen, §>err Sekretär."
Sein Gesicht strahlte. Er holte ein »agelneues, wohl
für sein Geschäft erworbenes Notizbuch hervor und trug
die Bestellung feierlich ein. „Besten Dank! Wird prompt
geliefert werden."-
Abends klingelte es heftig bei mir. Altrock war wieder
da. „Aber Äerr Sekretär, mit dem Schloß hätte es ja Zeit
bis morgen gehabt."
Er schnaufte. „Wenn ich mich einen Augenblick setzen
darf. Die Sache ist nämlich die: ich kann tatsäch-
lich heute noch nicht mit dem Schloß dienen. Es ist was
passiert. Etwas ganz ungeheuer Blödsinniges ist passiert.
Das Lieschen hat was angestellt. Ich denke, der Schlag
soll mich treffen, wie ich vorhin nach Lause komme. Denn
was sehe ich? Lieschen hat geputzt, wie verrückt hat sie ge-
putzt, die Schlösser und die Schlüssel. Aber was hat sie
gemacht? Lier hat sie die Schlösser hingelegt, und da hat
sie die Schlüssel hingelegt. Das Kamel — ich nmß schon so
sagen — das Kamel hat die Schlüssel abgebunden! Stellen
Sie sich das vor: neunhundert Schlüssel liegen auf einem
L>ausen,alle durcheinandergebracht. And jetzt kann ich herum
probieren, bis ich zu jedein Schloß wieder die drei Schlüssel
Ft.Benno-Ner
ZÄmbmuMMm
Hb Zvivester
ksmmt unser rübmNcdst bekanntes
Ztvenno-vier
in altberkömmlicber 6üte
wieüer rum -tusstoss.
Mtienblauelel rum LölvenblSu
>n Müncben.
...
^llsiui^s lussratsuaunaliine: ltuüolt iVIosss, ^uuouosu-Hxpsäitiou.
201
so 'n gutes Messer. Llllerdings hätte ich mir das denken
können; ein Taschenmesser darf man dazu ja auch nicht
nehmen."
Leider hatte ich auch kein rechtes Werkzeug. Altrock
>var unzusrieden mit mir. „Zeigen Sie doch mal Ihr
Taschenmesser her!" meinte er schließlich. Aber daraufwolltc
ich mich nicht einlassen; ich bot ihm dafür einen Büchsen-
öffner, eiiren Schraubenzieher, ein altes Tranchiermesser
und eine kleine Kneifzange an, und mit diesen Geräten
wanderten wir nach seiner Wohnung. Denn ich mußte mit-
konnnen; er wollte mir gleich die Fafnerschlösser zeigen.
Die Kiste war wirklich ungeheuer massiv. Der Büchsen-
öffner zerbrach sofort. Wir gingen dann aber methodifch
vor, indem wir mit dem Tranchiermesser das Lolz des
Kistendeckels rings an den Nägeln zerfaserten und dann
mit der leider zu winzigen Zange und dem Schrauben-
zieher an den Nagelköpfen herumarbeiteten. Nach einer
Stunde war freilich erst eine winzige Oeffnung geschaffen-
„Die Fafnerschlösser müssen großartig sein, Lerr Sekretär,"
meinte ich, „wenn man schon die Kiste, in der sie stecken,
gar nicht auskriegen kann." Aber er ignorierte diese Be-
merkung; verbissen arbeitete er weiter, und endlich, nachdem
auch das Tranchiermesser zerbrochen und der Schrauben-
zieher krumm gebogen war, konnte man in die Kiste hinein-
greifen und den Inhalt nach und nach herausheben.
Die Schlösser „Fafner Spezial Extra" machten wirk-
lich einen vertrauenswürdigen Eindruck. An jedem waren
drei dasür bestimmte Schlüssel angebunden, wie sich das
gehörte. Altrock lvar begeistcrt. „Wunderbar! Sehen Sie
nur diese Schlüssel an, — so klein, so dünn und dabei diese
raffinierten Zacken! Millionen von Variationen gibt es da.
Zu jedem Schloß sind nur drei Schlüssel gemacht, und die
passen nur zu dem einen und zu keinem anderen in der
ganzen Welt. Bloß etwas schmutzig sehen die Dinger aus;
die sind ja ganz beschmiert."
„Wohl irgend ein Fett," meinte ich. „Vaseline oder
so etwas, jedenfalls zum Schutz gegen Nost."
Der Sekretär sah seine Finger an und wischte sie dann
an seinem mangelhaften Laupthaar ab. „Stimmt; es ist
Fett. Aber jetzt können sie ja geputzt werden; strahlen mttssen
sie, blinken wie Silber. Lieschen wird das besorgen, das
wird eine Freude für sie sein. Ich werde inzwischen ein
Glas Bier trinken gchn — das war doch eine verfluchte
Arbeit, die Kiste so weit aufzukriegen. Ich werde sogar ein
paar Gläser trinken und dabei die Zeitungen lesen, ob tüch-
tig eingebrochen worden ist. Kommen Sie mit?"
Dazu hatte ich keine Zeit. Altrock begleitete mich aber
höslicherweise bis an meine Äaustür, und da mußte ich
ihm doch cine Freude machen. „Ich möchte mir solch ein
Fasnerschloß anschaffen, §>err Sekretär."
Sein Gesicht strahlte. Er holte ein »agelneues, wohl
für sein Geschäft erworbenes Notizbuch hervor und trug
die Bestellung feierlich ein. „Besten Dank! Wird prompt
geliefert werden."-
Abends klingelte es heftig bei mir. Altrock war wieder
da. „Aber Äerr Sekretär, mit dem Schloß hätte es ja Zeit
bis morgen gehabt."
Er schnaufte. „Wenn ich mich einen Augenblick setzen
darf. Die Sache ist nämlich die: ich kann tatsäch-
lich heute noch nicht mit dem Schloß dienen. Es ist was
passiert. Etwas ganz ungeheuer Blödsinniges ist passiert.
Das Lieschen hat was angestellt. Ich denke, der Schlag
soll mich treffen, wie ich vorhin nach Lause komme. Denn
was sehe ich? Lieschen hat geputzt, wie verrückt hat sie ge-
putzt, die Schlösser und die Schlüssel. Aber was hat sie
gemacht? Lier hat sie die Schlösser hingelegt, und da hat
sie die Schlüssel hingelegt. Das Kamel — ich nmß schon so
sagen — das Kamel hat die Schlüssel abgebunden! Stellen
Sie sich das vor: neunhundert Schlüssel liegen auf einem
L>ausen,alle durcheinandergebracht. And jetzt kann ich herum
probieren, bis ich zu jedein Schloß wieder die drei Schlüssel
Ft.Benno-Ner
ZÄmbmuMMm
Hb Zvivester
ksmmt unser rübmNcdst bekanntes
Ztvenno-vier
in altberkömmlicber 6üte
wieüer rum -tusstoss.
Mtienblauelel rum LölvenblSu
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