Der lästige Patient
— „Diese Woche habe ich schon dreimal
in der Nacht den Arzt rufen lassen müssen!
Er will mich jetzt nach Kissingen schicken!"
— „Das kann ich ihm nicht verdenken."
Das Brautpaar
— „Wie ist's mit euch beiden? Geht ihr
auseinander?"
— „Nein, wir heiraten, Lelene kann sich
nicht entschließen, mir meine Geschenke zu-
rückzugeben."
^tnzu^rieden — „Ach was — Ihnen kann man
nichts recht machen. Erst hat Ihnen die Suppe nicht geschmeckt,
und nun finden Sie auch noch Nechenfehler im Küchenbuch!"
Von Dr. A. Wagner
Ein salsches Wort kann entscheidend sein sürs Leben.
Ich berechtigte zu den schönsten Äoffnungen, aber ich habe
mir den Luxus erlaubt, nicht nur ein, sondern zwei salsche
Worte zu gebrauchen.
Es begann damit, daß ich ein Schauspiel schrieb und
endete-doch nein, ich will die Ereignisse der Neihe
nach beschreiben. Mitempfindend erlebe der Leser mein Miß-
geschick. Allah ist groß, und ^Zoghurt ist gut für die Ver-
dauung! Apropos ^Zoghurt! Ich aß früher immer welches,
weil man davon hunderte von Iahren alt werden kann, jeht
habe ich das eingestellt, ich treibe also langsamen Selbst-
mord, bei Licht besehen. Schreckliches ist mir widerfahren.
Das Schauspiel, das ich schrieb und das aufgeführt
wurde, hieß — aber nein, ich sage es nicht, ich fürchte, der
Mann, seines Zeichens Käsehändler, dessen Name das Stück
aus purem Zufall trug, glaubte ich doch, den Namen gut
und originell erfunden zu haben, — also, ich sürchte, die-
ser Mann haut mich noch einmal mit einem englischen Schrau-
benzieher auf das Äinterhauptsbein, wie er es am Abend
nach der Premiere von „Emil Sägebock, ein bürgerliches
Drama in fünf Seitensprüngen" getan hat. Da, nun ist
mir der Name doch entschlüpft!
Sägebocks Freunde vermasselten die Vorstellung mit
Lausfchlüffeln, und nach der Vorstellung rächte sich Säge-
bock persönlich, indem er mir auf der Straße mit dem Schrau-
benzieher zu nahe trat.
Mit einem braunblauen Ding am Äinterkopf wie ein
Lifthorn brachte man mich nach Lause. Meine Freunde
stisteten mir einen Ballon essigsaurer Tonerde und ließen
mir einen Telephonanschluß legen.
„Nuf uns an, wenn du Langeweile hast," sagten sie.
Ich dämmerte dumpf dahin, ohne Mitteilungsbedürf-
nis, ohne Nahrung zu mir zu nehmen. Am dritten Tage
fiel mein Blick auf den Apparat, der neben mir auf dem
Nachttisch stand. Ich kam auf den Gedanken, meinen Freund,
den Lyriker Camillo Gaumensegel, anzurufen. Ich wollte ihn
bitten, meine Beule zu betrachten, die mir wie ein Post-
kollo vorkam.
Ich drehte — es war ein Apparat zum Selbstwählen —
aber statt Camillos rüdem Organ schlug eine weibliche
Stimme an mein Ohr:
„Äier Witwe Schmidt mit dt, Damenwäsche!"
Ich entschuldigte mich und wählte neuerdings die Num-
mer des Nedakteurs Äans Leinrich Flaschenzug. Flaschen-
zug kam nicht, er war überhaupt sehr schwer zu erreichen,
das wunderte mich kaum, aber daß wiederum die Witwe
Schmidt da war, beunruhigte mich einigermaßen.
„Sind Sie schon wieder da?" fragte ich mißgelaunt.
„Gewiß," antwortete sie freundlich, „ist dort Stoßborte
und Kompanie?"
„Mit nichten," rief ich erbost, „hier ist der Dramatiker
Schraubenmutter!" Ich hieb den Äörer in die aufquietschen-
de Gabel.
Da stimmte etwas nicht, es war sehr ärgerlich. Ich hatte
alles Vertrauen zu dem Apparat verloren. Sollte ich noch
ein drittes Mal anrufen und der Witwe Schmidt mit dt
ins Fernsprechnetz gehen?
Nein, ich konnte das nicht riskieren! Stöhnend befühlte
ich meine Beule: ihr Ende war nicht abzutasten. Es ist
keine Kleinigkeit, in meinem Zustand mit einem Ballon essig-
7
Abhilfe
— „Wie? Du, — der sonst so abergläu-
bische Mann, hast gezählt, daß ihr drei-
zehn beim Souper wart, und bist nicht
einfach weggegangen?"
— „Nein, — weißt du, — ich hab' gar
nichts gesagt und einfach für zweigegessen!"
Treu und Glauben
— „Aber Äerr Iustizrat, Ihr Klient gibt
ja selber den Diebstahl zu!"
— „Ach was, einem solchen Menschen, wie
mein Klient einer ist, können Sie doch nichts
glauben!"
— „Diese Woche habe ich schon dreimal
in der Nacht den Arzt rufen lassen müssen!
Er will mich jetzt nach Kissingen schicken!"
— „Das kann ich ihm nicht verdenken."
Das Brautpaar
— „Wie ist's mit euch beiden? Geht ihr
auseinander?"
— „Nein, wir heiraten, Lelene kann sich
nicht entschließen, mir meine Geschenke zu-
rückzugeben."
^tnzu^rieden — „Ach was — Ihnen kann man
nichts recht machen. Erst hat Ihnen die Suppe nicht geschmeckt,
und nun finden Sie auch noch Nechenfehler im Küchenbuch!"
Von Dr. A. Wagner
Ein salsches Wort kann entscheidend sein sürs Leben.
Ich berechtigte zu den schönsten Äoffnungen, aber ich habe
mir den Luxus erlaubt, nicht nur ein, sondern zwei salsche
Worte zu gebrauchen.
Es begann damit, daß ich ein Schauspiel schrieb und
endete-doch nein, ich will die Ereignisse der Neihe
nach beschreiben. Mitempfindend erlebe der Leser mein Miß-
geschick. Allah ist groß, und ^Zoghurt ist gut für die Ver-
dauung! Apropos ^Zoghurt! Ich aß früher immer welches,
weil man davon hunderte von Iahren alt werden kann, jeht
habe ich das eingestellt, ich treibe also langsamen Selbst-
mord, bei Licht besehen. Schreckliches ist mir widerfahren.
Das Schauspiel, das ich schrieb und das aufgeführt
wurde, hieß — aber nein, ich sage es nicht, ich fürchte, der
Mann, seines Zeichens Käsehändler, dessen Name das Stück
aus purem Zufall trug, glaubte ich doch, den Namen gut
und originell erfunden zu haben, — also, ich sürchte, die-
ser Mann haut mich noch einmal mit einem englischen Schrau-
benzieher auf das Äinterhauptsbein, wie er es am Abend
nach der Premiere von „Emil Sägebock, ein bürgerliches
Drama in fünf Seitensprüngen" getan hat. Da, nun ist
mir der Name doch entschlüpft!
Sägebocks Freunde vermasselten die Vorstellung mit
Lausfchlüffeln, und nach der Vorstellung rächte sich Säge-
bock persönlich, indem er mir auf der Straße mit dem Schrau-
benzieher zu nahe trat.
Mit einem braunblauen Ding am Äinterkopf wie ein
Lifthorn brachte man mich nach Lause. Meine Freunde
stisteten mir einen Ballon essigsaurer Tonerde und ließen
mir einen Telephonanschluß legen.
„Nuf uns an, wenn du Langeweile hast," sagten sie.
Ich dämmerte dumpf dahin, ohne Mitteilungsbedürf-
nis, ohne Nahrung zu mir zu nehmen. Am dritten Tage
fiel mein Blick auf den Apparat, der neben mir auf dem
Nachttisch stand. Ich kam auf den Gedanken, meinen Freund,
den Lyriker Camillo Gaumensegel, anzurufen. Ich wollte ihn
bitten, meine Beule zu betrachten, die mir wie ein Post-
kollo vorkam.
Ich drehte — es war ein Apparat zum Selbstwählen —
aber statt Camillos rüdem Organ schlug eine weibliche
Stimme an mein Ohr:
„Äier Witwe Schmidt mit dt, Damenwäsche!"
Ich entschuldigte mich und wählte neuerdings die Num-
mer des Nedakteurs Äans Leinrich Flaschenzug. Flaschen-
zug kam nicht, er war überhaupt sehr schwer zu erreichen,
das wunderte mich kaum, aber daß wiederum die Witwe
Schmidt da war, beunruhigte mich einigermaßen.
„Sind Sie schon wieder da?" fragte ich mißgelaunt.
„Gewiß," antwortete sie freundlich, „ist dort Stoßborte
und Kompanie?"
„Mit nichten," rief ich erbost, „hier ist der Dramatiker
Schraubenmutter!" Ich hieb den Äörer in die aufquietschen-
de Gabel.
Da stimmte etwas nicht, es war sehr ärgerlich. Ich hatte
alles Vertrauen zu dem Apparat verloren. Sollte ich noch
ein drittes Mal anrufen und der Witwe Schmidt mit dt
ins Fernsprechnetz gehen?
Nein, ich konnte das nicht riskieren! Stöhnend befühlte
ich meine Beule: ihr Ende war nicht abzutasten. Es ist
keine Kleinigkeit, in meinem Zustand mit einem Ballon essig-
7
Abhilfe
— „Wie? Du, — der sonst so abergläu-
bische Mann, hast gezählt, daß ihr drei-
zehn beim Souper wart, und bist nicht
einfach weggegangen?"
— „Nein, — weißt du, — ich hab' gar
nichts gesagt und einfach für zweigegessen!"
Treu und Glauben
— „Aber Äerr Iustizrat, Ihr Klient gibt
ja selber den Diebstahl zu!"
— „Ach was, einem solchen Menschen, wie
mein Klient einer ist, können Sie doch nichts
glauben!"