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Sühnetermin vor dern
Amtsgericht

Die Parteien wutent-
brannt mrd bereit, den In-
stanzenweg bis zum Chimbo-
rasso seiner Möglichkeiten zu
beklettern. Der Nichter bis
zum Lleberlaufen gefüllt mit
Vorschlägen zur gtttlichen
Beilegung der Sache.

Dabei hat er selbstver-
ständlich das Wohl der Strei-
tenden im Auge und nur im
Äintergrund derVoraussicht
schlummert vielleicht doch die
leise egoistische Aeberlegung,
daß ein Vergleich in fiinf
Minuten diktiert istzwährend
ein Prozeß Termine, Be-
weisaufnahmen braucht und
schließlich mit der mtthseligen
Arbeit einer Arteilsbegrttn-
dung beendet werden muß.

Fern sei es von mir, die
Motive des Nichters irgend-
wie kritisch beleuchten zu
wollen, aber, wie gesagt, er
salbte: „Entgegenkommen,

Versöhnung, Vergleich!"— und die Kampfhähne maulten
und schrieen nach Zeugen.

Da aber platzte dem guten Nichter die Geduld, und den
Klang ihrer gerissenen Saite begleitete der lapidare Ausruf:

„Auch recht — wenn die Vernunft nicht siegt, muß
eben der Nichter sprechen!" B. G. B.

Der Wih

Ort der Kandlung: Ein Eisenbahnabteil zwischen Leipzig

und Dresden.

Personen: Der Sachse. Der distinguierte Äerr.
Stumme Nollen: Eine Notbremse. Ich.

Ich: (lese).

Der Sachle: (jchreibt etwas auf einen Zettel, steht sich um und trifft
alle Vorverettungen, um ein Gespräch anzusangen).

riecht!"

— „Dann hat sie uns also nicht erwartet, Äugo."

Krokodilleder

— „Schau, Mutti — aus Papas Neise-
tasche ist da ein großes Tier gemacht!"

Ich: (werde ängstlich).

Der Sachse: Da habb'ch
neilich 'n kuten Midds
kehört.

Ich: (schlafe auf dem Fleck ein).
Der Sachse: <zum distinguier-
ten Lerrn) Sie, ham Se
schon mal 'n kuten säck'-
schen Widds kehört?

DerÄerr: (zwe.deuUg) Noch
nie!

Der Sachse: Na da! Genn
Se das läsen? (er hält ihm
den Zettel vor).

Der Äerr: (seufzt).

Der Sachse: Das genn'
Se nich läsen?

Der Lerr: Lassen Sie mal
sehen!Wie?Was?Dih-
suß?

Der Sachse: Äaha! Ich
habs ja kewußt, daß Se
das nich läsen genn'. Das
is' Se nämlich, wees-
gnebbchen, ä echter säck'-
scher Widds.

Der L»err: Wollen Sie
mir denn nicht ein wenig
draufhelfen?

De rSachse: Das gennte ihn' so bass en, he? Sie putz'cheNudel!
Der Äerr: (stöynt) Soll das eigentlich ein Witz sein?
Der Sachse: Nu nadierlich is' das ä Widds, ä ganz gab-
bidahler Widds. Ei chaa, mir Sachsen sein helle. Da genn'
Se lange suchen, 's kibt nur ee Sachsen.—Nu, schdrengen
Se Ihre Birne doch ema an! Wie heißd's d'n nu?
Der Äerr: Soll das rätselhafte Wort vielleicht Typhus
bedeuten?

Der Sachse:Na Sie, sähn Se, Se gomm' schon noch druff!

Awer Typhus is nu nich richtd'ch.

Der Äerr: (verfärbt sich) Ich bin heute wirklich nicht in
der Stimmung!

DerSachse: Machen Se geene Mährde,in de Schdimmunk,
da gomm' Se schon rein. Schdrengen Se Ihre Birne
doch ema an!

Der Äerr: (kokettiert mit der Notbremse).

Der Sachse: Nu? Geene Miedichgeed vor-

schttddsen! Schdreng' Se Ihre Birne-

Der Lerr: Ich weiß nicht, was Sie immer
von Birnen reden!

Der Sachse: Gucke da, schnabben Se mer
bloß nich mid 'n hörbaren Nugge ein! Das
is' doch nur so 'n Ausdrugg. Ich meene,
Se sollen Ihren Verschdehsdemich an-
schdrengen.

Der Äerr: Wenn es nicht Typhus heißt,
dann weiß ich wirklich nicht.

Der Sachse: Sie sin wärglich änne butzche
Nummer. Ich wills Ihnen sagen: es heißd
Nerfenfieber.

Der Äerr: (stößt etnen wtlden Schret aus) Äerr!
Äerrrr! Das habe ich doch gesagt!
Nervenfieber ist doch dasselbe wie Typhus!
Der Sachse: Nu härense, Sie ham awer ooch
wärglich nich für fttmf Fenge Lumor!
Nadierlich is' es dasselbe. Das is doch
äben der Widds ! A. W.

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