Ztatt nack» l^ierettens Kopf
6neift en ^um Klingellcnopf.
kvlLnnckie!" s8ie ltammte aus SrauclenLj.
l'lastig clie Klajcl entstiebt:
V/ec tict» im k(üssen übt,
Wünscstt !<einen tentius gauclens.
V/einen6 entw^nclelt en,
V/octienIang K3n6elt ec
Die Geschichte eines
Von Peter
Auf einem Spaziergange war ich mit meinem Freunde
Alfred in einer kleinen Gartenwirtschaft vor der Stadt
eingekehrt. Von einem Garten war aber nicht viel zu spüren;
der war mehr ein Versprechen in Gestalt einiger Bäumchen,
die erst nach Lüchtigem Äeranwachsen das Nötige würden
leisten können, in zwanzig oder dreißig Iahren, -- ich weiß
nicht, von welcher Sorte sie waren und wie schnell sie
wachsen mochten, denn meine botanischen Kenntnifse sind
mangelhaft. Nur ein einziger Tisch stand erträglich im
Schatten, und an den setzten wir uns, denn glücklicherweise
waren sonst überhaupt keine Gäste da.
Alfred litt wieder einmal an seinem gesprächigen Tage.
Er hatte sich in ein Thema verbisien und nun, nachdem wir
unser Bier bekommen hatten, dozierte er weiter: „Ueber-
haupt, — als moralische Anstalt existiert doch das Theater
kaum noch. Dazu müßte es doch auch ein Volksinstitut, und
zwar ein allgemeines sein, währeno es schon längst zu einer
Luxuseinrichtung mit Abstufungen auch für weniger Bemit-
telte geworden ist, einem Unternehmen, das keineswegs die
geistige 5>ebung und fördernde Unterhaltung des Volkes
zum Zwecke hat, sondern vor allem, und stramm darauf
spekulierend, die Verscheuchung der Langenweile derer, die
Geld für ein Billet übrig haben. Es müßte-"
Äier wurde Alfred unterbrochen. Nun kam doch noch
ein Gast, und da er gleich uns sich für eine Weile vor der
Sonne bergen wollte, blieb ihm nichts übrig, als sich auch
^loct» untec ^olenlceilts V/illen:
Oebecall klingelt ec,
Vslcl wiccl um^ingelt ec
Oncl man ecgceitt idn im 5til!en.
Llncl nun liui-iect man ilm
Llncl glaubt, clunct» d-lecliLin
V/eccle tein l^immel balcl milclec.
Doct» wei! er l^irinus
Dncl Lcoton nedmen mull,
5ck»ellt ec jet^t t»äufigec uncl wilcler.
gewiffen Distelkamp
Robinson
an unsern Tisch zu setzen. Es war ein kleiner alter Mann
mit einem spitzen Gesichtchen, das von einer massigen schwar-
zen Kornbrille fast erdrückt wurde. Als er für einen Augen-
blick die Brille abnahm, um sich mit dem Taschentuch die
Stirn abzuwischen, war zu sehen, daß es ein grüblerisches
und von vielem Lesen zeugendes Gesicht war. „Die Äerren
entschuldigen, daß ich hier Platz nehrne," sagte der alte
Mann. „Ich werde nicht im geringsten stören. Bitte, ganz
so zu tun, als ob ich gar nicht da wäre, — ich bin das
gewöhnt." Er sprach das in einer eigentümlichen Art, ganz
leise, aber doch die Worte sast hervorstoßend, daß jede
Silbe mit einer unter gewöhnlichen Amständen kaum not-
wendigen Klarheit herauskam. Die Worte schwebten ge-
wissermaßen rm Raume, daß man sie greifen konnte. Er
bekam nun ein großes Glas Limonade und saß in seiner
Winzigkeit so versteckt dahinter, daß nur sein grauer Äaar-
schopf und die runden Brillengläser zu sehen waren.
Alfred nahm seine Rede wieder auf. „Ia, was ich also
sagen wollte: Eine erzieherische Wirkung üben zu wollem
kann das Theater von heute schon deshalb nicht riskiere^r,
weil ja die Leute, die hineingehen, die es bezahlen und also
seine fragwürdige Existenz ermöglichen, in dein Wahne be-
fangen sind, schon vollkommen und zwar ganz prächtig
erzogen zu sein. Wenn da nun jemand kommen und sie
erziehen wollte, den würden sie als unverschämten Kerl
empfittden und — -und-" (Fortsetzung Seite »20)
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6neift en ^um Klingellcnopf.
kvlLnnckie!" s8ie ltammte aus SrauclenLj.
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V/einen6 entw^nclelt en,
V/octienIang K3n6elt ec
Die Geschichte eines
Von Peter
Auf einem Spaziergange war ich mit meinem Freunde
Alfred in einer kleinen Gartenwirtschaft vor der Stadt
eingekehrt. Von einem Garten war aber nicht viel zu spüren;
der war mehr ein Versprechen in Gestalt einiger Bäumchen,
die erst nach Lüchtigem Äeranwachsen das Nötige würden
leisten können, in zwanzig oder dreißig Iahren, -- ich weiß
nicht, von welcher Sorte sie waren und wie schnell sie
wachsen mochten, denn meine botanischen Kenntnifse sind
mangelhaft. Nur ein einziger Tisch stand erträglich im
Schatten, und an den setzten wir uns, denn glücklicherweise
waren sonst überhaupt keine Gäste da.
Alfred litt wieder einmal an seinem gesprächigen Tage.
Er hatte sich in ein Thema verbisien und nun, nachdem wir
unser Bier bekommen hatten, dozierte er weiter: „Ueber-
haupt, — als moralische Anstalt existiert doch das Theater
kaum noch. Dazu müßte es doch auch ein Volksinstitut, und
zwar ein allgemeines sein, währeno es schon längst zu einer
Luxuseinrichtung mit Abstufungen auch für weniger Bemit-
telte geworden ist, einem Unternehmen, das keineswegs die
geistige 5>ebung und fördernde Unterhaltung des Volkes
zum Zwecke hat, sondern vor allem, und stramm darauf
spekulierend, die Verscheuchung der Langenweile derer, die
Geld für ein Billet übrig haben. Es müßte-"
Äier wurde Alfred unterbrochen. Nun kam doch noch
ein Gast, und da er gleich uns sich für eine Weile vor der
Sonne bergen wollte, blieb ihm nichts übrig, als sich auch
^loct» untec ^olenlceilts V/illen:
Oebecall klingelt ec,
Vslcl wiccl um^ingelt ec
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Llncl nun liui-iect man ilm
Llncl glaubt, clunct» d-lecliLin
V/eccle tein l^immel balcl milclec.
Doct» wei! er l^irinus
Dncl Lcoton nedmen mull,
5ck»ellt ec jet^t t»äufigec uncl wilcler.
gewiffen Distelkamp
Robinson
an unsern Tisch zu setzen. Es war ein kleiner alter Mann
mit einem spitzen Gesichtchen, das von einer massigen schwar-
zen Kornbrille fast erdrückt wurde. Als er für einen Augen-
blick die Brille abnahm, um sich mit dem Taschentuch die
Stirn abzuwischen, war zu sehen, daß es ein grüblerisches
und von vielem Lesen zeugendes Gesicht war. „Die Äerren
entschuldigen, daß ich hier Platz nehrne," sagte der alte
Mann. „Ich werde nicht im geringsten stören. Bitte, ganz
so zu tun, als ob ich gar nicht da wäre, — ich bin das
gewöhnt." Er sprach das in einer eigentümlichen Art, ganz
leise, aber doch die Worte sast hervorstoßend, daß jede
Silbe mit einer unter gewöhnlichen Amständen kaum not-
wendigen Klarheit herauskam. Die Worte schwebten ge-
wissermaßen rm Raume, daß man sie greifen konnte. Er
bekam nun ein großes Glas Limonade und saß in seiner
Winzigkeit so versteckt dahinter, daß nur sein grauer Äaar-
schopf und die runden Brillengläser zu sehen waren.
Alfred nahm seine Rede wieder auf. „Ia, was ich also
sagen wollte: Eine erzieherische Wirkung üben zu wollem
kann das Theater von heute schon deshalb nicht riskiere^r,
weil ja die Leute, die hineingehen, die es bezahlen und also
seine fragwürdige Existenz ermöglichen, in dein Wahne be-
fangen sind, schon vollkommen und zwar ganz prächtig
erzogen zu sein. Wenn da nun jemand kommen und sie
erziehen wollte, den würden sie als unverschämten Kerl
empfittden und — -und-" (Fortsetzung Seite »20)
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