Fahrendes Volk
— „Treten Sie noch als Bauch-
redner auf?"
— „Seit langem nicht mehr!
Den Bauch habe ich an den
Nagel gehängt!"
Llnüberlegt
— „Wie können Sie unter den
Brief an dies en alten Lalunkeu
und Betrüger ,Mit freund-
lichen Grüßen'schreiben? Da
schreiben wir bloß ,Lochach-
tungsvoll !"
Das Leihklavier
— „Recht so, Kinder, daß ihr
zu zweien auf dem geliehenen
Klavier spielt — auf diese
Weise wird es für die hohe
Leihgebühr wenigstens gründ-
lich ausgenützt—könnt ihr nicht
zu dreien auf ihm spielen?"
— „Aber mäßige dich doch,
Mann! Wenn der Iunge nun
auch mal eine von deinen Zi-
garren geraucht hatzso schlimm
ist das doch nicht."
— „Er hat sie aber vertragen,
— was muß der Bengel schon
geraucht haben!"
Erneuerung
— „Wenn ich spät nach Lause
komme, wie bei unserem letzren
Zusammensein, spricht meine
Frau acht Tage kein Wort
mit mir!"
— „Trotzdem bleiben Sie schon
wieder bis Mitternacht sitzen?"
— „DieachtTagesind herum!"
Zeichnung von Kelen
— „Entschuldigen Sie, ist hier unsre Tochter Marie in Stellung?" —
— „Bei mir nicht! Wifsen Sie denn die Adresse nicht?"
— „Nee, wir haben bloß hier gesragt, weil's hier so angebrannt roch."
Das Verlobungsbtld
Kätchen und Willy dachten inzwischen natürlich nicht:
Blödsinn! Dem Buchhalter freilich erschien seine Verlobung
jetzt in den skeptische Betrachtungen bekanntlich sehr be-
günstigenden grauen Stunden eines Montagvormittags
etwas unwahrscheinlich, und er hatte das Gefühl, daß es
doch noch nicht, wie man volkstümlich sagt, aller Tage Abend
wäre. Kätchen aber war selig und munter. Ia, sie war
verlobt, und das war eines der wichtigsten Ereignisse in
ihrem Leben. Wichtige Ereignisse verdienen im Bilde fest-
gehalten zu werden, welchem Bedürfnis in der Neuzeit die
Lichtbildkunst in weitem Maße dienstbar gemacht worden
ist. Kätchen schmückte sich, rief telephonisch die „Flunder"
an, nämlich die Likörfabrik, und gab Willy Klebba den Auf-
trag, sofort für eine Stunde sich frei zu machen und in
würdiger Gewandung sie im „Atelier Äelios" zu treffen.
Willy gehorchte, und die herkömmliche Aufnahme eines
Brautpaares wurde gemacht. Ein halbes Dutzend Bilder
in Kabinettformat sollte schleunigst hergestellt werden, ganz
schleunigst, was Äerr Äelios auch versprach. So redete
nämlich Kätchen Plüggemann den Inhaber des „Atelier
Lelios" an, und er sagte nichts dazu, denn das kam öfter
vor. Llebrigens hieß er Knollfuß, und da konnte ihm Äelios
ja auch wirklich mehr gesallen. Nachher, auf der Straße,
versuchte Willy Klebba, Kätchen über ihren Irrtum auf-
zuklären und entsprechend zu unterrichten, aber sie nahm
ihm das etwas übel und meinte, er sollte nur ja nicht groß-
tun wollen. Willys Äinweis aus das Firmenschild: „Atelier
Äelios, Inhaber Georg Knollfuß" fertigte sie mit der Be-
merkung ab, dann wäre Äelios eben ein früherer Inhaber,
der Begründer des Ateliers gewesen. Zu Lause sah sie
aber im Konversationslexikon nach und ärgerte sich dann,
und das war der erste Wermutstropfen.
Äelios alias Knollfuß erfüllte sein Versprechen: schon
zwei Tage später waren die Bilder sertig. Kätchen meinte,
zu allererst müßte Tante Brigitte eins bekommen, denn
die hätte sich bei der Verlobung doch am nettesten benom-
men. Tante Brigitte freute sich auch sehr, als die Verlobten
sie besuchten. Sie war ganz einverstanden mit dieser Ver-
lobung. Der Vräutigam gefiel ihr, und dieses Gefallen
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— „Treten Sie noch als Bauch-
redner auf?"
— „Seit langem nicht mehr!
Den Bauch habe ich an den
Nagel gehängt!"
Llnüberlegt
— „Wie können Sie unter den
Brief an dies en alten Lalunkeu
und Betrüger ,Mit freund-
lichen Grüßen'schreiben? Da
schreiben wir bloß ,Lochach-
tungsvoll !"
Das Leihklavier
— „Recht so, Kinder, daß ihr
zu zweien auf dem geliehenen
Klavier spielt — auf diese
Weise wird es für die hohe
Leihgebühr wenigstens gründ-
lich ausgenützt—könnt ihr nicht
zu dreien auf ihm spielen?"
— „Aber mäßige dich doch,
Mann! Wenn der Iunge nun
auch mal eine von deinen Zi-
garren geraucht hatzso schlimm
ist das doch nicht."
— „Er hat sie aber vertragen,
— was muß der Bengel schon
geraucht haben!"
Erneuerung
— „Wenn ich spät nach Lause
komme, wie bei unserem letzren
Zusammensein, spricht meine
Frau acht Tage kein Wort
mit mir!"
— „Trotzdem bleiben Sie schon
wieder bis Mitternacht sitzen?"
— „DieachtTagesind herum!"
Zeichnung von Kelen
— „Entschuldigen Sie, ist hier unsre Tochter Marie in Stellung?" —
— „Bei mir nicht! Wifsen Sie denn die Adresse nicht?"
— „Nee, wir haben bloß hier gesragt, weil's hier so angebrannt roch."
Das Verlobungsbtld
Kätchen und Willy dachten inzwischen natürlich nicht:
Blödsinn! Dem Buchhalter freilich erschien seine Verlobung
jetzt in den skeptische Betrachtungen bekanntlich sehr be-
günstigenden grauen Stunden eines Montagvormittags
etwas unwahrscheinlich, und er hatte das Gefühl, daß es
doch noch nicht, wie man volkstümlich sagt, aller Tage Abend
wäre. Kätchen aber war selig und munter. Ia, sie war
verlobt, und das war eines der wichtigsten Ereignisse in
ihrem Leben. Wichtige Ereignisse verdienen im Bilde fest-
gehalten zu werden, welchem Bedürfnis in der Neuzeit die
Lichtbildkunst in weitem Maße dienstbar gemacht worden
ist. Kätchen schmückte sich, rief telephonisch die „Flunder"
an, nämlich die Likörfabrik, und gab Willy Klebba den Auf-
trag, sofort für eine Stunde sich frei zu machen und in
würdiger Gewandung sie im „Atelier Äelios" zu treffen.
Willy gehorchte, und die herkömmliche Aufnahme eines
Brautpaares wurde gemacht. Ein halbes Dutzend Bilder
in Kabinettformat sollte schleunigst hergestellt werden, ganz
schleunigst, was Äerr Äelios auch versprach. So redete
nämlich Kätchen Plüggemann den Inhaber des „Atelier
Lelios" an, und er sagte nichts dazu, denn das kam öfter
vor. Llebrigens hieß er Knollfuß, und da konnte ihm Äelios
ja auch wirklich mehr gesallen. Nachher, auf der Straße,
versuchte Willy Klebba, Kätchen über ihren Irrtum auf-
zuklären und entsprechend zu unterrichten, aber sie nahm
ihm das etwas übel und meinte, er sollte nur ja nicht groß-
tun wollen. Willys Äinweis aus das Firmenschild: „Atelier
Äelios, Inhaber Georg Knollfuß" fertigte sie mit der Be-
merkung ab, dann wäre Äelios eben ein früherer Inhaber,
der Begründer des Ateliers gewesen. Zu Lause sah sie
aber im Konversationslexikon nach und ärgerte sich dann,
und das war der erste Wermutstropfen.
Äelios alias Knollfuß erfüllte sein Versprechen: schon
zwei Tage später waren die Bilder sertig. Kätchen meinte,
zu allererst müßte Tante Brigitte eins bekommen, denn
die hätte sich bei der Verlobung doch am nettesten benom-
men. Tante Brigitte freute sich auch sehr, als die Verlobten
sie besuchten. Sie war ganz einverstanden mit dieser Ver-
lobung. Der Vräutigam gefiel ihr, und dieses Gefallen
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