Zeichnungen von I. Mauder
Stop!
Das Verlobungsbtld
wuchs noch, als die Anterhaltung eine Wendung nahm, die
Lerrn Klebba Gelegenheit gab, sich in einem der Tante
wohltuend warm erscheinenden Lichte zu zeigen. Tante Bri-
gitte hatte immer etwas zu klagen; sie hatte einen schwachen
Magen, und der machte ihr manchmal zu schaffen, — von
seinen schwachen Seiten wird der Mensch ja am meisten
geplagt. Nun konnte Klebba erzählen, ganz das gleiche
Leiden hätte seine liebe Mutter gehabt, lange Jahre hin-
durch, bis sie endlich durch ein ganz einfaches Verfahren,
bei dem schlichter Töpferlehm eine Lauptrolle spielte, völlig
geheilt worden sei. Er gab dabei so genaue Beschreibungen,
Winke und Ratschläge, daß Tante Brigitte ihm dieses In-
tereffe hoch anrechnete. Denn andere Leute hatten ihr Lei-
den nie so ernst genommen; Albert Plüggemann z. B.
hatte ihr immer nur geraten, sie sollte doch einfach ein
paar Gläschen „Kursürstlichen Magen" trinken. Uebrigens:
Klebba sprach auch von solchen Magenschnäpsen und riet
der Tante, sich nicht darauf einzulassen. Dieser gewaltige
Beweis von Aneigennützigkeit, denn Klebba war doch mit
der „Flunder" verbunden, rührte sie so, daß sie sich nicht
halten konnte und Kätchen zu-
flüsterte: „Welch ein lieber
Mensch! Mit dem wirst du
sehr glücklich werden." Das
Bild des Brautpaars nahm
sie mit quellendem Dank ent-
gegen. Gleich tat sie es in einen Rahmen mit Ständer und
stellte es auf das Vertiko in der guten Stube. So, da
stand es als Schmuck und Zierde und in hohem Range
unter einer Anzahl von Familienbildern, die Tante Brigitte
im Laufe vieler Iahre geschenkt worden waren. Sie ehrte
sie alle als teure Andenken und war überhaupt eine große
Freundin jenes Zweiges der Lichtbildkunst, der Pflege ver-
wandtschaftlicher Erinnerungen zum Ziele hat.-
Albert Plüggemann kam vergnügt von seiner Reise
zurück. Er hatte gute Geschäfte gemacht und Austräge auf
viele Äandschuhe entgegen genommen, oder vielmehr: auf
viele Paare von Landschuhen. Deshalb war er milde bei
der nun sofort beginnenden privaten Gerichtssitzung in
Sachen Plüggemann gegen Klebba wegen Trennung eines
Verlöbniffes. Von den Parteien wurde nur Kätchen zitiert,
182
(Fortsetzung Seite 184)
Stop!
Das Verlobungsbtld
wuchs noch, als die Anterhaltung eine Wendung nahm, die
Lerrn Klebba Gelegenheit gab, sich in einem der Tante
wohltuend warm erscheinenden Lichte zu zeigen. Tante Bri-
gitte hatte immer etwas zu klagen; sie hatte einen schwachen
Magen, und der machte ihr manchmal zu schaffen, — von
seinen schwachen Seiten wird der Mensch ja am meisten
geplagt. Nun konnte Klebba erzählen, ganz das gleiche
Leiden hätte seine liebe Mutter gehabt, lange Jahre hin-
durch, bis sie endlich durch ein ganz einfaches Verfahren,
bei dem schlichter Töpferlehm eine Lauptrolle spielte, völlig
geheilt worden sei. Er gab dabei so genaue Beschreibungen,
Winke und Ratschläge, daß Tante Brigitte ihm dieses In-
tereffe hoch anrechnete. Denn andere Leute hatten ihr Lei-
den nie so ernst genommen; Albert Plüggemann z. B.
hatte ihr immer nur geraten, sie sollte doch einfach ein
paar Gläschen „Kursürstlichen Magen" trinken. Uebrigens:
Klebba sprach auch von solchen Magenschnäpsen und riet
der Tante, sich nicht darauf einzulassen. Dieser gewaltige
Beweis von Aneigennützigkeit, denn Klebba war doch mit
der „Flunder" verbunden, rührte sie so, daß sie sich nicht
halten konnte und Kätchen zu-
flüsterte: „Welch ein lieber
Mensch! Mit dem wirst du
sehr glücklich werden." Das
Bild des Brautpaars nahm
sie mit quellendem Dank ent-
gegen. Gleich tat sie es in einen Rahmen mit Ständer und
stellte es auf das Vertiko in der guten Stube. So, da
stand es als Schmuck und Zierde und in hohem Range
unter einer Anzahl von Familienbildern, die Tante Brigitte
im Laufe vieler Iahre geschenkt worden waren. Sie ehrte
sie alle als teure Andenken und war überhaupt eine große
Freundin jenes Zweiges der Lichtbildkunst, der Pflege ver-
wandtschaftlicher Erinnerungen zum Ziele hat.-
Albert Plüggemann kam vergnügt von seiner Reise
zurück. Er hatte gute Geschäfte gemacht und Austräge auf
viele Äandschuhe entgegen genommen, oder vielmehr: auf
viele Paare von Landschuhen. Deshalb war er milde bei
der nun sofort beginnenden privaten Gerichtssitzung in
Sachen Plüggemann gegen Klebba wegen Trennung eines
Verlöbniffes. Von den Parteien wurde nur Kätchen zitiert,
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(Fortsetzung Seite 184)