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Das Verlobungsblid

Sie dankte kurz sür das Bild, hing aber den etwas spitz
zugeschliffenen Satz an: „Es gesällt mir nicht so gut wie
eine frühere Aufnahme."

Das war nun peinlich für Käthchen, die sich überhaupt
der flüchtigen Episode mit dem Buchhalter Klebba jetzt
nicht gern erinnerte. Reinhold Zielke hatte etwas davon
erzählt werden müffen; das mußte man schon tun, sonst
hätte er die Geschichte womöglich später einmal von ande-
rer Seite vergrobert und entstellt erfahren. Vater Plügge-
mann hatte das diplomatisch erledigt. „Wiffen Sie, lieber
Zielke," hatte er gesagt, „das Mädetz die Käthe, ist geradezu
ein unbeschriebenes Blatt. (Man sagt immer unbeschrie-
benes Blatt; es ist fabelhaft, wie wiele unbeschriebene
Blätter es gibt.) Nie eine Tanzstundenschwärmerei oder
irgend so etwas. Einmal ist dem unschuldigen Ding eine
dumme Sache passiert. Auf 'ner Landpartie. Da war so'n
kleiner Buchhalter, aus der ,Flunder', der Schnapsfabrik,
— na, Sie können sich schon denken. And dieser Kerl —
vielleicht war er besoffen — hat doch das Mädel beim Kopf
gekriegt und ihr einen Kuß gegeben. Ansere Tante Bri-
gitte hat dann blödsinniger Weise was von Verlobung ge-
faselt, aber ich habe den Kerl gleich gehörig abgewimmelt."

Neinhold Zielke war entrüstet, er sagte: „Den Bur-
schen hätte man züchtigen müssen!" And nun liebte er Käthe
noch mehr; er machte sogar Gedichte auf sie, die er aber
in seinem Schreibtisch verschloß, was das Vernünftigste
dabei war. Die Zurüstungen zur Äochzeit wurden eifrig
betrieben, das Ausgebot war schon bestellt, — da fiel etwas
vor. Es passierte sogar etwas. Tante Brigitte war zu-
rückgekehrt, in aller Stille, denn sie wollte erst einmal ihren
Äaushalt in Ordnung bringen. Eine vertraute Freundin
der Frau Plüggemann drang aber doch zu ihr, und diese
Dame kam dann aufgeregt in das Äaus Plüggemann ge-
flattert. Frau Plüggemann mußte eine sehr unangenehme
Kunde vernehmen. Tante Brigitte hatte also in ihrer Woh-
nung aufgeräumt und besonders die gute Stube, wo die
Besucher empfangen wurden, herrlich hergerichtet. Jhren
ganzen Schatz an Familienbildern hatte sie dort zur Schau

gestellt. Aus dem Vertiko aber-ja, auf dem Verti-

ko, wohin doch jeder zuerst sah, da standen nebeneinander,
wie als selbstverständliche Pendants, die Photographien
zweier Brautpaare. Aber die Braut war aus beiden die-
selbe, nämlich Käthchen Plüggemann: rechts war sie mit
Willy Klebba und links mit Neinhold Zielke zu sehen. And
das war doch eine etwas ungewöhnliche Zusammenstellung.

Sie konnte zwar manchem gefallen, aber nicht Plüggemanns
und besonders Neinhold Zielke nicht, der noch garnichts
davon ahnte. Wahrhaftig, Neinhold Zielke würde durch das
Pendant etwas blamiert sein. Lächerlich gemacht würde er
damit, unsterblich lächerlich, und er legte sicherlich auf diese
Ansterblichkeit keinen Wert; er hatte ja sogar auf diejenige
als Dichter verzichtet, indem er seine Liebesgedichte ver-
steckt hatte.

Käthchen eilte, an das Tantenherz zu appellieren. Aber
das Äerz der Tante blieb kühl, und ihr Verstand wollte
nicht verstehen. Das Bild sollte sie verschwinden laffen?
Llber warum denn? Der Willy Klebba war doch ein so
guter, braver Mensch. Keiner hatte sich so für ihr Leiden
interessiert, ihm allein hatte sie die vortreffliche Lehmkur zu
verdanken. Nein, das Bild blieb, wo es war. Aeberhaupt:
solche schönen Andenken sollte man ehren.

Käthchen kam zerschmettert heim; sie rang die Äände,
bis sie Blasen an den Fingern bekam. Vater Plüggemann
sagte boßig: „Das kommt davon! Ietzt könnt ihr Frauens-
leute das untereinander abmachen. Ich menge mich nicht
darein." And damit hatte er recht; er wollte es nicht mit
Tante Brigitte verderben, denn die hatte einen Anteil an
der Äandschuhfabrik.

Frau Plüggemann hatte an diesem Tage ihren Abonne-
mentsabend im Stadttheater. Sie ging gar nicht gern hin. Es
wurde der „Barbier von Sevilla" gegeben, und sie hörte
zuerst in ihren Sorgen gar nicht hin; sie dachte nur an
Tante Brigittes Vertiko. Aber dann, bei der schönen
Verleumdungsarie des Äerrn Basilio, horchte sie auf, und
dann keimte ein eigentlich finsterer, aber von mütterlicher
Liebe umgoldeter Plan in ihr. Am näcbsten Tage besuchte
sie Tante Brigitte, anscheinend harmlos und unschuldig. Sie
sah die beiden Bilder auf dem Vertiko, sie lächelte. Und
dann nahm sie das mit Willy Klebba in die Äand. „Er
hat doch eigentlich ein ganz gutes Gesicht, — man hätte ihm
solche Sachen gar nicht zugetraut," sagte sie wie nebenbei.

Tante Brigitte horchte aus. „Was sür Sachen?"

Ia, nun läßt es sich nicht verhehlen: Frau Plügge-
mann verleumdete ein bißchen. Der Klebba wäre doch aus
einmal aus der „Flunder" verschwunden, nicht wahr? Aber
warum? Er hätte gehen müffen, und man hätte ihn noch
sehr geschont. Das Wort „Unterschlagungen" sprach sie
nicht gerade aus, aber sie ließ es erraten.

Tante Brigitte, die gute, harmlose Tante, war auf-
richtig betrübt. Aber als dann Frau Plüggemann gegangen
war, nahm sie das Bild und veranstaltete ein kleines Auto-

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