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OaK ei- c!en Vetrieb peut-Ltre
Ontei-bincle unc! für- immer-,
Zpenut ei- vie!e buucjert /^eter
Ztacbelcjrsbt quei- cjur-cb cjes ^immei-.
>Ve5 aucb clieseu 5pu!< betceibe,
l)a6 ec uicbt cjem l)oi'n eubvetre,
Zoucjeru cjariu bäugen bleibe,
Kocclern cjie biatui'geZetre.

^Vir-KIicb büngt im /^or-gengreuen
Liuec iu cjem Vr3btge>virre.
Kriorke, 80U5t vv!I Oottvertrauen,
VVirc! an vieleu Zacben irre.
l)enn e8 fmg 5i'cb beut cter Oimpel:
b!aut unc! blacbtbemc! voller Zcbäclen,
Onter 5icb c!en /^Il35cbtürripel,
blängt — er 5elber in cjen vräbten.

Bei der Schularbeit

— „Schmerz" kriege ich nicht mehr auf die Zeile, Fräulein,
wie teile ich das?"

— „Schmerz kann man nicht teilen?"

— „Nicht? Es heißt doch: Geteilter Schmerz, halber
Schmerz!"

Höchste Zeit

Auf dem Vormundschaftsgericht erscheint ein schüchter-
ner älterer Mann in Begleitung eines Zünglings, der gar
nicht schüchtern zu fein scheint. Nun ja, die heutige Iugend
weiß, was sie will, — und sie will manches, wozu Schüch-
ternheit nicht paßt. Der ältere Mann heißt Daniel
Blümler und ist klein und klapprig; der Züngling wird
Max Knobbe genannt und ist ein großer Kerl mit derben
Knochen.

Amtsgerichtsrat Lahn erinnert sich. „Ah ja, Äerr Blüm-
ler! And das ist also wohl der Max Knobbe, den wir Zhnen

vor fünf Iahren,-ja, ja, ganz richtig! Was gibt es

denn nun?"

„Der Iunge ist gestern 18 Iahre geworden, Lerr Amts-
gerichtsrat. And jetzt möchte ich ihn für volljährig erklären
lafsen."

l)er vom fill35cb g3nr verberrte
Kriorke, 6i!cj c!e8 K3trenj3mmer5,
k^enrit 50 5porri >vie 5treicb5 rum f^rrte,
ver 5pricbt 5c^ilic^t: „dl3 j3, Ü3 bem mer'5!"

Lirie komplirierte 53cbe:

Knorke, cjurcb c!en Zuff ver5cb3nc!e!t.
bi3t, nicbt >vi55encj, >V35 er M3cbe,
bl3cbt8 ge5cbn3p5t uncj N3cbtge>v3ncjelt.

L)ie /^or3l: Oib nie c!em 5t33te,

O Ve^mter, Oeine äpucke!

^orclre KIebs3pp3r3te,

Oenn 50N5t b«5t cju g3nr me^cbugge!

Oenke KnorI<e5, uncj Ü3nn b^ncjle!

l)enn im 53N3torium, leicjer,
l^egt 5icb i>ver Ü38 bl3cbtge^v3nc!!e,
fiber t3g5 53utt Knorke weiter.

n.

Amtsgerichtsrat Äahn macht einen schiefen Mund.
Freikich: der Mensch darf ausnahmsweise auch schon mit
18 Iahren in die Nechte der Volljährigkeit eingesetzt werden,
wenn das Gericht einem entsprechenden, durch gewichtige
Gründe zu belegenden Antrage zustimmt. Aber Amtsge-
richtsrat Äahn liebt solche Voreiligkeiten nicht; er stimmt
nicht gern zu, und den gewichtigen Gründen weiß er immer
auch ganz gewichtige Gegengründe entgegenzustellen. Er sagt
also: „Aber, Äerr Blümler, warum sollen wir das denn
machen? Der Max ist ja, wie ich sehe, sehr stattlich auf-
geschoffen, — aber doch erst 18 Iahre, Äerr Blümler, erst
18 Iahre! Mit 18 Iahren ist der Mensch noch nicht reis.
Da kommen erst die gefährlichen Iahre mit den dummen
Streichen. Da ist es ihm beffer, wenn er noch geführt und
geleitet und beraten und auch ein bißchen kommandiert wird.
Das treu und fürsorglich tun zu dürfen, ist ein schönes Necht,
Lerr Blümler, und eine edle Pflicht. Warum wollen Sie
auf dieses Recht verzichten und dieser Pflicht sich ent-
schlagen? Marum wollen Sie Ihr schönes Werk an dem
jungen Menschen vorzeitig beenden? Also klipp und klar:
weshalb soll der Iunge jetzt schon volljährig werden?"

Da erklärt Daniel Blümler: „Ia, sehen Sie, Äerr
Amtsgerichtsrat, — der Lümmel hat mich gestern verhauen."

Ptco

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