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Schlotterstein hat Äof und 5>aus
Und dazu viel Barvermögen;
Darauf sind Berwandte aus,
Weil er ohne Kindersegen
Und als Witwer einsam lebt.

Er jedoch hielt längst schon alle,
Welche seine Gunst erstrebt,
Fern sich voller Gift und Galle.

Dasllr hat er mit Passion
Eine Ällhnerzucht betrieben
Und auch wifsenschastlich schon
Fllr das „5)llhnerblatt" geschrieben.
Dorking, Bantam, Plymouth Nock
Sind die Rassen, die er schätzte,
Und er sprach, daß dies ein Schock
Von Berwandten ihm ersetzte.

Dieser, namens Benno, war
Irgendwie als Kiinstler tätig,
Ziemlich ruchlos offenbar,

^lnd er soff auch mehr als nötig.

Schlotterstein empfängt sie mild,
Während, lvie beim Krokodile,
Eine Äeuchelträne quillt.
„Bald," spricht er, „bin ich am Ziele;
Meine Lebenssonne rennt
In die Tiefe schon nach Westen.
Wie mach' ich mein Testament?
Wen bedenk' ich als den Besten?

Diese Lösung sei bezweckt:
Ringsherum sind hier in Maffen
Eier llberall versteckt;

Eine halbe Stunde lassen
Will ich euch, und wer nrir dann
Bringen kann die meisten Eier,
Zeigt Geschick und Umsicht an,

Und mein Erbe darum sei er."

Manchmal kommt, was man nicht denkt.
Kllrzlich vor den Ostertagen,

Wie die Bombe, welche sprengt,
5)aben Briefe eingeschlagen:
„Kommt zu mir zum Osterfest,

^llte Vande zu erneuen!

Wer sich dann nicht sehen läßt,
Könnte später es bereuen."

Etwas starr sieht man erst aus,
Llber dann, wie eine Meute,
Toben ringsumher im Äaus
Alle die verwandten Leute.
Eier! ist das Feldgeschrei;
Erbe werden! ist das Sehnen.

Es ergeben sich dabei
Recht bemerkenswerte Szenen.

Auf den Brief von Schlotterstein
Kommen sämtliche Verwandten.

'Auch ein Neffe stellt sich ein,
Den sie nur mit Abscheu nannten.

Onkel Paul, drei Zentller schwer,
Denkt mit List: Die Eier liegen
Unter'm Dach wohl, weil sie sehr
Schwierig dort fllr mich zu kriegen.
 
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