Der Grund
— „In dieser Gegend wird viel Alkoholschmuggel getrieben!
— „Ist die Grenze in der Nähe?"
— „Nein, aber eine Trinkerheilanstalt!"
Die Kinderkrankheit
Die Masern siird eine
mehr für Kinder bestimm-
te Krankheit; wenn ein
Erwachsener sie kriegt,
darf man das nicht leicht
nehmen. Prätzel hat jetzt,
kurz nach seinem fünfund-
vierzigsten Geburtstage,
die Masern erwischt, oder
vielmehr: sie haben ihn
erwischt. Aebrigens: man
beunruhige sich nicht um
Prätzel;erwirdschonganz
gut durchkommen und auch
irichts zurückbehalten.
Frau Prätzel trifft nun
die gute alte Frau Brom-
borius und erzählt ihr:
„Denken Sie sich bloß: hat
mein Mann doch jetzt noch
die Masern bekommen!"
„Die Masern? Ist's die
Möglichkeit!" wundert
sich Frau Bromborius.
And dann rät sie wohl-
meinend: „In dem Fall
sollten Sie doch lieber
noch den Doktor Meier-
stolz holen,-der gilt
als so ein tüchtiger Kin-
derarzt." Piro
34
Neuer Frühling
Das moderne Dienstmädchen
„Anna, hier auf der Tischplatte liegt der
Staub so dick, daß man hineinschreiben kann."
— „Es ist nicht zu ändern, gnädige Frau, der
Staubsaugeapparat funktioniert nicht!"
Alles zu machen
Niemenschneider ist von seiner lieben Frau
ein Kind weiblichen Geschlechts geschenkt wor-
den. Bewaffnet mit dem Namen Ingeborg
hat er sich auf das Standesamt begeben, dieser
Behörde den Vorsall anzuzeigen und die neue
Bürgerin m die Listen des Staates eintragen
zu laffen.
Manche Leute müffen irgendwelche Ver-
bindungen mit den Standesämtern haben. Am
nächsten Tage schon erstürmt ein gewiffer Wir-
bel Niemenschneiders Wohnung und unter-
breitet ihm verschiedene Tarife. „Sie haben
doch ein Töchterchen, §>err Riemenschneider.
Ingeborg-ein reizender Name! Denken
Sie an die Zukunft dieses lieben Mädchens
und gehen Sie für Ihre Tochter eine Aussteuer-
versicherung ein! So billig wie heute kriegen
Sie die nie wieder. Sagen wir mal: zehn-
tausend Mark. Bei der Berechnung der Prä-
mien nehmen wir zwanzig Iahre an. Da müßten Sie also
jedes Iahr nur den unbedeutenden Betrag von-"
„Aber ich bitte Sie," unterbricht Riemenschneider, „das
hat doch wirklich noch Zeit."
„Zeit? Pah, die Zeit
rennt. Die Iahre fliehen
pfeilgffchwind, — sagt
entweder Goethe oder
Schiller. Passen Sie mal
auf, Lerr Niemenschnei-
der, wieschnellIhreInge-
borg groß geworden sein
wird, und Sie graue
§>aare gekriegt haben
werden. Wenn Sie dann
nicht wiffen, wie Sie das
Mädel aussteuern sollen,
da werden Ihre Äaare
noch viel grauer werden.
Oder sogar weiß, Äerr
Niemenschneider, schnee-
weiß. Da wollen wir doch
lieber zwanzigtausend
Mark sagen, nicht wahr?
Das würde also pro
Iahr-"
Niemenschneider un-
terbricht wieder. „Ach,
wer weiß, ob meine Toch-
ter überhaupt heiraten
wird!"
Wirbel überlegt kei-
nen Augenblick. „Wird
sich machen lassen, Äerr
Riemenschneider. Sagen
— „Märzenveilchen! Wie rüh- SiewierzigtausendMark.
rend! Llm die Zeit hab' ich Ich hab' einen Iungen
doch sonst immer noch gesessen!" von fünf Iahren." —on.
— „In dieser Gegend wird viel Alkoholschmuggel getrieben!
— „Ist die Grenze in der Nähe?"
— „Nein, aber eine Trinkerheilanstalt!"
Die Kinderkrankheit
Die Masern siird eine
mehr für Kinder bestimm-
te Krankheit; wenn ein
Erwachsener sie kriegt,
darf man das nicht leicht
nehmen. Prätzel hat jetzt,
kurz nach seinem fünfund-
vierzigsten Geburtstage,
die Masern erwischt, oder
vielmehr: sie haben ihn
erwischt. Aebrigens: man
beunruhige sich nicht um
Prätzel;erwirdschonganz
gut durchkommen und auch
irichts zurückbehalten.
Frau Prätzel trifft nun
die gute alte Frau Brom-
borius und erzählt ihr:
„Denken Sie sich bloß: hat
mein Mann doch jetzt noch
die Masern bekommen!"
„Die Masern? Ist's die
Möglichkeit!" wundert
sich Frau Bromborius.
And dann rät sie wohl-
meinend: „In dem Fall
sollten Sie doch lieber
noch den Doktor Meier-
stolz holen,-der gilt
als so ein tüchtiger Kin-
derarzt." Piro
34
Neuer Frühling
Das moderne Dienstmädchen
„Anna, hier auf der Tischplatte liegt der
Staub so dick, daß man hineinschreiben kann."
— „Es ist nicht zu ändern, gnädige Frau, der
Staubsaugeapparat funktioniert nicht!"
Alles zu machen
Niemenschneider ist von seiner lieben Frau
ein Kind weiblichen Geschlechts geschenkt wor-
den. Bewaffnet mit dem Namen Ingeborg
hat er sich auf das Standesamt begeben, dieser
Behörde den Vorsall anzuzeigen und die neue
Bürgerin m die Listen des Staates eintragen
zu laffen.
Manche Leute müffen irgendwelche Ver-
bindungen mit den Standesämtern haben. Am
nächsten Tage schon erstürmt ein gewiffer Wir-
bel Niemenschneiders Wohnung und unter-
breitet ihm verschiedene Tarife. „Sie haben
doch ein Töchterchen, §>err Riemenschneider.
Ingeborg-ein reizender Name! Denken
Sie an die Zukunft dieses lieben Mädchens
und gehen Sie für Ihre Tochter eine Aussteuer-
versicherung ein! So billig wie heute kriegen
Sie die nie wieder. Sagen wir mal: zehn-
tausend Mark. Bei der Berechnung der Prä-
mien nehmen wir zwanzig Iahre an. Da müßten Sie also
jedes Iahr nur den unbedeutenden Betrag von-"
„Aber ich bitte Sie," unterbricht Riemenschneider, „das
hat doch wirklich noch Zeit."
„Zeit? Pah, die Zeit
rennt. Die Iahre fliehen
pfeilgffchwind, — sagt
entweder Goethe oder
Schiller. Passen Sie mal
auf, Lerr Niemenschnei-
der, wieschnellIhreInge-
borg groß geworden sein
wird, und Sie graue
§>aare gekriegt haben
werden. Wenn Sie dann
nicht wiffen, wie Sie das
Mädel aussteuern sollen,
da werden Ihre Äaare
noch viel grauer werden.
Oder sogar weiß, Äerr
Niemenschneider, schnee-
weiß. Da wollen wir doch
lieber zwanzigtausend
Mark sagen, nicht wahr?
Das würde also pro
Iahr-"
Niemenschneider un-
terbricht wieder. „Ach,
wer weiß, ob meine Toch-
ter überhaupt heiraten
wird!"
Wirbel überlegt kei-
nen Augenblick. „Wird
sich machen lassen, Äerr
Riemenschneider. Sagen
— „Märzenveilchen! Wie rüh- SiewierzigtausendMark.
rend! Llm die Zeit hab' ich Ich hab' einen Iungen
doch sonst immer noch gesessen!" von fünf Iahren." —on.