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Zeichnung von H. Blömer

Spiegelschrift

So oft ich die Schreibmappe öfsne, ist neues Löschpapier
!?ist du so ordentlich, oder willst du meine Korrespondenz kontrolliereil?"

Gewarnt

Der junge Nieblitz, Volon-
tär und Sohn eines Freundes
der Firma, verwaltet ver-
tretungsweise die Kasse. Er
tut das großzügig und mit
nunlterer Sorglosigkeit, läßt
größere Summen srei aus dem
Tisch liegen, wenn er mal für
ein paar Minuten verschwin-
det, paßt nicht auf seine
Schlüssel auf, und was der-
gleichen Unvorsichtigkeitensind.

Der Prokurist Silberschuh
hat ihn schon ein paarmal
ermahnt. Leute sagt er wie-
der: „Soll mich wundern,wenn
Fhnen nicht doch was Passiert!
Tbo so viele Leute hier 'rum-
laufen, lassen Sie das Geld
une Dreck liegen. Da braucht
bloß einer fir zulangen, da
hat er was. Aber Sie lassen
sich ja nicht raten, Lerr Nieb-
litz; Sie werden das erst ein-
sehen, wenn es zu spät ist.
Wenn Ihnen mal 'n gehöriger
Posten fehlen wird, und Sie
werden jammern, wer da wohl
geklaut hat, da werden

Sie an mich denken!"

lÄ lÄ

- „Du, mein Bräutigam ist
ein anderer geworden!" -
— „Wundert mich nicht! Du
haft ja alle paar Monate einen
andern!"

„Wissen Sie was paradox
ist? — Wenn ein Äochsee-
Kapitän einen engen Lorizont
hat." -

Jhre Gedankenverbindung

Bei Pleuels war Gesellsehaft, und alle Möglichkeiten
geselliger ^lnterhaltung waren so ziemlich verpulvert.

„Machen wir eillige psychologische Erperimente!" schlug
der Llssistent am psychologischen Institut der Universität,
Dr. Ignaz Pupille, vor. „Sie alle wissen, was Assoziatio-
neil sind. Es sind die bei einer bestimmten Vorstellung auto-
nlatisch auftauchenden Geschwistervorstellungen, die jeder un-
willkürlich mitdenkt, und die je nach Erfahrung, Keirnt-
llisserl, Lebensanschauung und augenblicklicher Stimmungs-
lage bei jedem Menschen verschieden sind.

Ich schlage vor, 5)err Schlebusch und ich machen die
Sache. 5)err Schlebusch sagt das voil ulls zu wählende
Wort, ich notiere die Antworten. Zum Schluß wird
alles bekannt gegeben. Sämtliche Damen und L>erren be-
geben sich in das Musikzimmer und werden einzeln herein-
gerufen."

Die Lerren Scblebuscb wld Dr. Pllpille bliebeil allein

inr Salon zlirück mld verabredeten nach kurzer Beratung
eill Wort.

Dann öffnete Lerr Schlebusch die Tür.

„Bitte, Lerr Kolnmerzienrat Schickedanz!"
Kommerzienrat Schickedanz kam hereill.

„Gans!" sagte Schlebusch.

Ulld der Kommerzienrat antwortete ohne Besinneil:
„Gällseleberpastete."

Einer nach dem allderll wurde vorgelasseil.

DerPlumeaurfabrikantPlusterich sagte: „Eiderdaunen."

Der Listoriker Schmökerle: „Kapitol!"

Der Bankier Schwalbental assoziierte: „Weihllachteil."
Studienrat Knotzmeier: „Martin Luther."

Soweit ging alles gut. Dr. Pupille war zufrieden.
Da kam Frau Schlebusch an die Neihe.

„Gans!" sagte ihr Gatte zaghaft.

^lnd Frau Schlebusch assoziierte prompt:

„Warte nur, bis wir zuhause sind, mein Iunge!"

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