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Wieder eingebracht

„Der Mensch muß das Seine zusanunenhalten!" pflegt
Schinderling, der alte Zunggeselle, zu sprechen. Und danach
handelt er auch, und es kümmert ihn nicht im geringsten,
dabei die Bezirke des Anstands und einigermaßen menschen-
freundlichen Verhaltens weit zu überschreiten. Kurz: Schin-
derling ist ein gemeiner Schubiak.

Neulich klingelt es bei Schinderling um acht !lhr abends.
Koppel ist da, der Flurnachbar. Eben ist er init seiner Frau
nach Lause gekonunen, und da haben sie geinerkt, daß ihnen
eine Kleinigkeit fehlt, die sie aber dringend brauchen.
„Entschuldigen Sie, Äerr Schinderling: könnten Sie uns
vielleicht mit ein paar Zündhölzchen aushelsen? Wir habell
grade kein einziges und wollen uns noch 'ne Taffe Tee
machen. !lnd morgen zum Frühstück müffen wir doch auch das
Gas anstecken. !lnd ^ne Zigarre möchte ich auch noch rauchen."

Schinderling gefällt das gar nicht, aber schließlich
er kann ja auch mal in die Lage kommen, von
dem Nachbar etwas ausbitten zu müssen. Er holt also,
aber ohne gefällige Miene, seine Zündhölzchen aus der
Tasche, und Koppel, der vorsorglich schon ein leeres
Schächtelchen mitgebracht hat, bedient sich. „So, fünf
Stück das reicht vollauf. Vielen Dank, Kerr Schinder-
ling!"

Fünf Zündhölzchen hat er hergeben müffen, --das

kann Schinderling nicht verwinden. Die will er wieder
haben, denn der Mensch muß das Seine zusammenhalten.
Und siehe da': zwei Tage später klingelt es abends bei
Koppels. Schinderling ist es, und heuchlerisch erzählt er-.

„Wie sich das trifft, Äerr Koppel-heut' hab' ich keine

Zündhölzchen. Wenn Sie mir also fünf Stück geben
wollen!" -on.

Mnemotechnisches — „Nun hab ich richtig die Adreffe von dem Arzt zu no-

tieren vergeffen; ist sie dir vielleicht erinnerlich?"

— „Aber gewiß doch, es ift das Äaus links neben dem Schau-
fenster, wo wir den preiswerten Nerzmantel gesehen haben."

Llnter uns,gnädige Frau

Gas ist eine höchst gefähr-
liche Sache. So manche Ehe
ist schon bloß durch die Gas-
rechnungen vergiftet worden.

Stelle nicht zu viel auf den
Tisch! Wenn dein Mann nicht
satt ist, gib ihm einen Kuß.
Ist er dann noch nicht satt,
dann hat er wahrscheinlich
Äunger. Oder er liebt dich
nicht mehr.

And dann hast du immer
noch deinen Trumps: gut und
viel kochen!

Gerechtigkeit
Wenn du deinem Mann
Kragen gebügelt hast, und er
kriegt den Knopf nicht hinein,
dann bist du schuld. War es
die Wäscherin, die den Kragen
bügelte, dann ist der Kragen
schuld, und war der Kragen
neu, dann ist der Knopf schuld.
Männer sind so gerecht!

Du solltest deinem Mann
wenigstens das Gefühl für
Selbständigkeit lassen! Wenn
er sich z. B. immer tadellos
kleidet, mußt du sagen, gut
angezogene Männer seien dir
ein Greuel.

*

Vor Fremden ist es takt-
voll, zu tun, als wäre dir dein
Mann vollkommen gleichgül-
tig. Man soll immer etwas
zur Llnterhaltung der Gesell-
schaft beitragen.

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