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— „Sprich doch nicht immer mit der Aigarre im Munde, Frih!
Das gehört sich wirklich nicht."

— „Ich will ja gar nicht sprechen, — du fragst mich bloß immer."

Etwas Aehnliches

Saffran, der bekainite Dra-
matiker, stand an der Sprung-
schanze und sah den Benn'i-
hungen undKünsten der Skibe-
ftiffenei: zu. Da krabbelten sie
hinauf, mühsam, schnaufend
und mit einem doch verhältnis-
nmßig bedeutenden Einsatz an
Zeit fürdas dannfolgendejähe
Niedergleiten und den Sprung
in die Tiese.

Saffran seufzte; er seufzte
sogar schaurig. Es schüttelte
ihn. „Nicht anzusehen ist das!
Ich muß immer daran denken:
sieben, acht, neun Monate lang
schreibt man an 'nem Stück,
und dann fällt man an einem
Abend durch!"

— „Ihr Mann schaut auch
jedem hübschen Mädchen nach.
Dastutdermeinesreilichnicht."

- „Das hat erwohl auchinsei-
nem ganzen Leben nicht getan."

Die tiichtige Hausfrau

- „VerstehtJhreWirtschafte-
rin sparsam zu kochen?"

- „Und ob! Ich habe schon
zehn Pfund abgenommen!"

In den Armen der Liebe

— „Bist du nicht restlos glück-
lich, Kurt? Warum seufzest
du?"

„Ich habe nicht geseufzt,
aber ich glaube, du hast eine
von den zwei Tomaten zer-
quetscht, die ich zum Frühstück
eingesteckt hatte."

Das Orakel

Der junge Schnibbling trägt sich mit dem düsteren
Plan einer Verehelichung seinerseits gegen vorläufig noch
Unbekannt. Denn ehe er sich überhaupt unter den edlen
Frauen umsehen würde, will er doch glaubwürdige Garantieil
über die Aussichten solch einer Äandlung zu erlangen suchen.

Erklimmt also die Behausung einer begnadeten Pythia,
um sich aus den Sternen oder notsalls auch aus Karten
und Kaffeesatz weissagen zu laffen, wie die Götter über
seine familiären Propositionen dächten.

Glücklich umschifft er den knurrenden, ruppigen Kater
neben der Eingangstür, praktiziert gewandt einen kleinen
Schein unter einen Teller und erwartet in großer Auf-
regung - dies ehrt ihn! den Spruch der Erleuchteten
(Aloisia Dimpflgschwendtner im bürgerlichen Leben).

Pythia blickt in die ausgelegten Karten, und in ihren
weisheitsdurchsurchten Zügen malt sich teils Bedauern,teils
tröstende Milde:

„Leiraten werden S' ganz bestimmt, und die ersten
zwei, drei Iahr' werden S' unter den Launen Ihrer Frau
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Gemahlin schon eill bifferl zu leiden haben, unter ihrem
Eigensinn, daß ich's Kind beim rechten Namen nenn

„!lnd dann?" fragt Schnibbling in atemlcqer ^pan-
nung, „nach den drei Iahren?"

„Ia no," hier seht ölig die tröstende Milde ein, „nacha
sind Sie's ja g'wöhnt!"

Der goldene Boden

Ich treffe am Schalter der Sparkaffe unsere ehenmlige
Scheuerfrau. Sie zahlt ein, ich hebe ab. „Wie geht s, vnau
Lappe?" frage ich mit dem Entgegellkommen des augen
blicklich Minderbemittelten. „Schlechte Zeiten, was?"

„Ich kann nich klagen, mir jeht es soweit jut. Det
Kandwerk hat immer noch en joldenen Boden."

„So, das freut mich aber. Das hört man heute stlten.
„Tja, man muß et ooch vastehn. Ick bin ÄauSmeifteun
bei den Boxklub „Keene Bange" jeworden, da fallen a e
Llbend so'n paar Ioldzähne für unserein'n ab."
 
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