Das fünfundzwanzigste k)ufeisen.
die zwei bedeutsamen Worte „wird angezeigt"
zurufend, dann verschwand er, das !)ufeisen als
corpus 6elicti mit sich nehmend, um die nächste Ecke.
Acht Tage nach diesem Vorfall erhielt der
Tagschreiber a. D. eine Vorladung vor das Amts-
gericht Ängershausen, um sich wegen „Aörperver-
letzung" zu verantworten. Der j)olizist war näm-
lich einmal am chtammtische dcs „goldenen Löwen",
wo er nach seiner Art wieder den ausschneiderischen
Bramarbas spielte, von Lemperle in solch spöt-
tischer IVeise lächerlich genmcht worden, daß ihm
für lange Zeit die Lust vergieng, die Friedlinger
Bauern mit seinen Ausschneidereien in Trstaunen
zu setzen. Leitdem hatte der cherr j)olizist einen
blinden chaß aus Lemperle geworsen und nun
kam ihin die Verwundung seines lieben Gesichts-
vorsprungs, die nach seiner Ansicht unbedingt von
Lemperle verursacht worden war, sehr gelegen,
um letzterem etwas am «Zeuge sticken zu können.
Obwohl nun Aa-
roline eigentlick das
Attentat ausgeübt
hatte und somit sie
die chchuldige war,
nahm es Anton doch
über sich, an chtelle
Aarolinens sich ver-
urteilen zu lassen, ja,
als er am angesetz-
ten Tage nach der
benachbarten Amts-
stadt marschierte,
überkam ihn sogar
ein gewisserchtolz bei
dem Bewußtsein,
jetzt sür seine Frau
sich verurteilen zu
lassen, es war ihm ganz märtyrerhast zu Akute.
Aaroline hatte diese Ansicht durckaus nicht, denn
sür sie stand es sest, daß Anton der chchuldige sei,
der auch die Vßlcht habe, die chacbe auszubaden.
Anton Lleinperle kam ziemlich glimpstich weg,
denn das Arteil lautete nur wegen Unfugs aus
3 Alark Geldftrase, was den Vrtspolizisten weit
mehr ärgerte als den Verurteilten, welcher, zufrie-
den mit der unbedeutenden chtrase, seinen bjeim
weg antrat.
Aaum hatte Lemperle das IVeichbild der
Bezirksstadt verlassen, als ihm auf der Landstraße
ein vor eiue Autsche gespanntes stferd in rasen
dem Galopp entgegen kam. Todesblaß und
händeringend saß in dem Gefährt eine Vame mit
zwei Aindern, der Autscher war vom Bocke ge-
stürzt und hinkte mit einer verzweiselt dummen
Aäiene hintendrein.
Tben rannte das jstchl'd seitwärts, wo eine
hohe Böstchung zu einem Aanal hinabsührte und
Roß, IVagen und Vassagiere wären zweisellos
verloren gewesen, wenn nicht Lemperle im letzten
Augenblicke mit rascher Tntschlossenheit dem jstserde
in die Zügel gesallen wäre und dasselbe mit einem
gewaltigen Ruck aus die entgegengesetzte 5eite
gerissen hätte. Lemperle war selbst erstaunt über
die Arast, dis er geäußert hatte. 5o wurde dem
drohenden Unheil noch im allerletzten Augenblicke
Tinhalt gethan und nur Lemperles !)ut kollerte
als einziges Opser der Aatastrophe die Böschung
hinunter, stel in den Aanal und schaukelte sich
lustig aus den IVellen, die ihn zum 5chmerze
seines Tigentümers eiligst davontrugen.
^nzwischen war der Autscher wieder heran-
gekommen und nahm das Gesährt in Tmpsang,
woraus sich die Dame unter Dankesworten Lem-
perles Adresse erbat und dann mit den beiden
Aindern zu ^uß ihren A)eg fortsetzte. Lemperle
schaute noch eine Zeit lang betrübt dem dahin-
schwimmenden thute nach, dann setzte auch er den
lheimweg fort.
Trotz der kleinen 5trafe, die ihm angesetzt
worden, war sein Tmpsang ein recht ungemütlicher
und als Aaroline
gar von dem ver-
lorenen stute ersuhr,
da öffneten sich die
chchleusen ihrer Be-
redtsamkeit und in
einer wahren Aut
von IVorten machte
sie ihrem Zorne <ruft
und Leniperle wurde
eine Reihe von Be-
nennungen, meist
aus dem Tierreiche,
zu teil, die wir, um
den schwergeprüsten
Aiann »icht bloßzu
stellen, bier lieber
unterdrücken wollen.
V, dieses unglückselige Glückshuseisen!
-jr -i-
IVir überspringen nun den Zeitraum eines
ganzen jjsahres, was sich ja aus dem sstapier ganz
gut machen läßt.
tremperle sitzt jetzt als wohlbestellter Aastellan
aus einem sürstlichen chchlosse, wo seine lhaupt-
obliegenheit darin besteht, einen recht ansehnlichen
Gehalt einzustreichen und zuzusehen, wie einige
Dienstboten unter dem gestrengen Aommando der
^rau Aastellanin Aarolme Lemperle Zimmer und
chäle des sürstlichen chchlosses vom p-taub und
chpinnengewebe rein zu halten haben.
Die lchlseisensammlung unseres ^sreundes ist
nun in einein eigenen Aabinette untergebracht,
wo ein Teil der lhuseisen in sinniger lVeise jo an
der lVand besestigt ist, daß sie die kunjtreich ver-
schlungenen Buchstaben A und A vorstellen, wäh-
rend 'die übrigen den Rahmen zu diejer selt-
sameu Alosaik bilden. Aaroline hat stither
kein lsufeisen mehr zum chenster hinausgeworsen
und als der sürstliche l)err Aastellan neulich
wieder ein lsuseisen nach lstmse brachte, das
die zwei bedeutsamen Worte „wird angezeigt"
zurufend, dann verschwand er, das !)ufeisen als
corpus 6elicti mit sich nehmend, um die nächste Ecke.
Acht Tage nach diesem Vorfall erhielt der
Tagschreiber a. D. eine Vorladung vor das Amts-
gericht Ängershausen, um sich wegen „Aörperver-
letzung" zu verantworten. Der j)olizist war näm-
lich einmal am chtammtische dcs „goldenen Löwen",
wo er nach seiner Art wieder den ausschneiderischen
Bramarbas spielte, von Lemperle in solch spöt-
tischer IVeise lächerlich genmcht worden, daß ihm
für lange Zeit die Lust vergieng, die Friedlinger
Bauern mit seinen Ausschneidereien in Trstaunen
zu setzen. Leitdem hatte der cherr j)olizist einen
blinden chaß aus Lemperle geworsen und nun
kam ihin die Verwundung seines lieben Gesichts-
vorsprungs, die nach seiner Ansicht unbedingt von
Lemperle verursacht worden war, sehr gelegen,
um letzterem etwas am «Zeuge sticken zu können.
Obwohl nun Aa-
roline eigentlick das
Attentat ausgeübt
hatte und somit sie
die chchuldige war,
nahm es Anton doch
über sich, an chtelle
Aarolinens sich ver-
urteilen zu lassen, ja,
als er am angesetz-
ten Tage nach der
benachbarten Amts-
stadt marschierte,
überkam ihn sogar
ein gewisserchtolz bei
dem Bewußtsein,
jetzt sür seine Frau
sich verurteilen zu
lassen, es war ihm ganz märtyrerhast zu Akute.
Aaroline hatte diese Ansicht durckaus nicht, denn
sür sie stand es sest, daß Anton der chchuldige sei,
der auch die Vßlcht habe, die chacbe auszubaden.
Anton Lleinperle kam ziemlich glimpstich weg,
denn das Arteil lautete nur wegen Unfugs aus
3 Alark Geldftrase, was den Vrtspolizisten weit
mehr ärgerte als den Verurteilten, welcher, zufrie-
den mit der unbedeutenden chtrase, seinen bjeim
weg antrat.
Aaum hatte Lemperle das IVeichbild der
Bezirksstadt verlassen, als ihm auf der Landstraße
ein vor eiue Autsche gespanntes stferd in rasen
dem Galopp entgegen kam. Todesblaß und
händeringend saß in dem Gefährt eine Vame mit
zwei Aindern, der Autscher war vom Bocke ge-
stürzt und hinkte mit einer verzweiselt dummen
Aäiene hintendrein.
Tben rannte das jstchl'd seitwärts, wo eine
hohe Böstchung zu einem Aanal hinabsührte und
Roß, IVagen und Vassagiere wären zweisellos
verloren gewesen, wenn nicht Lemperle im letzten
Augenblicke mit rascher Tntschlossenheit dem jstserde
in die Zügel gesallen wäre und dasselbe mit einem
gewaltigen Ruck aus die entgegengesetzte 5eite
gerissen hätte. Lemperle war selbst erstaunt über
die Arast, dis er geäußert hatte. 5o wurde dem
drohenden Unheil noch im allerletzten Augenblicke
Tinhalt gethan und nur Lemperles !)ut kollerte
als einziges Opser der Aatastrophe die Böschung
hinunter, stel in den Aanal und schaukelte sich
lustig aus den IVellen, die ihn zum 5chmerze
seines Tigentümers eiligst davontrugen.
^nzwischen war der Autscher wieder heran-
gekommen und nahm das Gesährt in Tmpsang,
woraus sich die Dame unter Dankesworten Lem-
perles Adresse erbat und dann mit den beiden
Aindern zu ^uß ihren A)eg fortsetzte. Lemperle
schaute noch eine Zeit lang betrübt dem dahin-
schwimmenden thute nach, dann setzte auch er den
lheimweg fort.
Trotz der kleinen 5trafe, die ihm angesetzt
worden, war sein Tmpsang ein recht ungemütlicher
und als Aaroline
gar von dem ver-
lorenen stute ersuhr,
da öffneten sich die
chchleusen ihrer Be-
redtsamkeit und in
einer wahren Aut
von IVorten machte
sie ihrem Zorne <ruft
und Leniperle wurde
eine Reihe von Be-
nennungen, meist
aus dem Tierreiche,
zu teil, die wir, um
den schwergeprüsten
Aiann »icht bloßzu
stellen, bier lieber
unterdrücken wollen.
V, dieses unglückselige Glückshuseisen!
-jr -i-
IVir überspringen nun den Zeitraum eines
ganzen jjsahres, was sich ja aus dem sstapier ganz
gut machen läßt.
tremperle sitzt jetzt als wohlbestellter Aastellan
aus einem sürstlichen chchlosse, wo seine lhaupt-
obliegenheit darin besteht, einen recht ansehnlichen
Gehalt einzustreichen und zuzusehen, wie einige
Dienstboten unter dem gestrengen Aommando der
^rau Aastellanin Aarolme Lemperle Zimmer und
chäle des sürstlichen chchlosses vom p-taub und
chpinnengewebe rein zu halten haben.
Die lchlseisensammlung unseres ^sreundes ist
nun in einein eigenen Aabinette untergebracht,
wo ein Teil der lhuseisen in sinniger lVeise jo an
der lVand besestigt ist, daß sie die kunjtreich ver-
schlungenen Buchstaben A und A vorstellen, wäh-
rend 'die übrigen den Rahmen zu diejer selt-
sameu Alosaik bilden. Aaroline hat stither
kein lsufeisen mehr zum chenster hinausgeworsen
und als der sürstliche l)err Aastellan neulich
wieder ein lsuseisen nach lstmse brachte, das
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Das fünfundzwanzigste Hufeisen
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Humoristische Monatshefte: aus Lothar Meggendorfer's lustiger Bildermappe
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
ZST 4416 C
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1890
Entstehungsdatum (normiert)
1880 - 1900
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Humoristische Monatshefte: aus Lothar Meggendorfer's lustiger Bildermappe, 2.1890, Heft 5, S. 55
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication