Meggendorfer-Blätter (52.1903 (Nr. 627-640))

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Meggendorfer-Blätter, München

Zilvester-Ä>edanke.

Frau (in der Silvesternacht): „In fünf Mnuten ist's schon zwölf
Uhrl"

lNann (tiefsmnig): „Iawohl, dann ist wieder der Lfauszlns
fällig!"

fügung oder sonst irgend jemand, sobald ich sie nicht mehr
brauche."

Voll IVut verließ ich das Lafe und ging zu einem meiner
Freunde, der Zeitungsredakteur war. Ihm schüttete ich mein
erbostes bjerz aus und ersuchte ihn, den unverschämten Alten
mit seiner Feder in Grund und Boden zu schmettern.

„Das kann ich zwar eigentlich nicht, denn dazu ist unsere
Ieitung nicht da," erwiderte er, „aber Dir zuliebe will ich
eine Ausnahme machen. warte ein wenig."

Und er schrieb etwas auf ein Stück Papier, das er mir
dann überreichte.

„Diese Notiz wird morgen gesxerrt gedruckt in der Ieitung
stehen, und kann sie sich Dein Alter acl notarn nehmen, wenn
er will," sagte er.

Ich las.

„Als ein grober Flegel muß derjenige bezeichnet werden,
der in ösfentlichen Lokalen, Restaurants, Lafes rc. alle dort
ausliegenden Zeitungen als sür sich allein vorhanden betrachtet
und andern Gästen deren Benühung eigensinnig mißgönnt."

Und sie stand wirklich am andern Tage in der Ieitung.
Ich ging extra deswegen in das bewußte Lafe und setzte mich
triuinphierend dem 2llten gegenüber. Dieser schien bereits auf
inich gewartet zu haben.

„kjören Sie," sagte er und deutete mit dem Finger aus
die betreffende Stelle, „Sie wollten mich gestern um den Genuß
meiner Zeitungen bringen — hier haben Sie Ihr Urteil über
Ihr Benehinen — mit dem „Flegel" sind Sie gemeint!"

Anverbesferlich.

hunwreske von C. A. Hennig.

"7>.a ich gerade nichts Besseres zu tun hatte, so ging ich in
ein bekanntes Lafe, um einige Ieitungen zu lesen. Doch
hatte ich die Rechnung ohne den — Ieitungstiger gemacht,
der in Gestalt eines bärbeißigen alten bjerrn am Fenster saß, in
einer Zeitung lesend, drei unter den Arm geklemmt, sieben
unter seinem Sitz und alle übrigen so in seinem Bereich, daß
er sie sofort mit Beschlag belegen konnte, salls sich ein Un-
berufener in der Absicht nähern sollte, ihm eine oder die andere
wegzufischen. kjatte er eine Zeitung ausgelesen, so setzte er
sich darauf, so daß gar keine Aussicht war, auf legalem lvege
in den Mitgenuß der allgemeinen Lektüre zu kommen.

Die Sache ärgerte mich, und ich machte dem Gberkellner
darüber Vorhalt.

Dieser zuckte die Achseln und sagte: „Da läßt sich nichts
machen. Der kjerr ist ein Stammgast, der schon seit zwanzig
Iahren kommt. Bevor er nicht fortgeht, gibt er keine Zei-
tung frei."

„Das wollen wir doch sehenl" rief ich empört. „lVenn
auch Sie Ihren Stammgast schonen müssen, so habe doch ich
keine veranlassung, mich in seine rücksichtslosen Ularotten zu
sügen."

Festen Schrittes ging ich auf den alten Tiger zu.

„Uiit Ihrer Lrlaubnis möchte ich Sie um einige der ge-
lesenen Zeitungen bitten," sagte ich zwar höflich, doch mit nicht
mißzuverstehender Lnergie.

Der alte bjerr blickte von seiner Ieitung auf und musterte
mich mit grenzenlosem Lrstaunen. Eine solche „Frechheit" schien
ihm in seiner zwanzigjährigen Praxis noch nicht vorgekommen
zu sein. Doch dann zuckte es höhnisch um seine Lixpen und ironisch
erwiderte er: „Ulein junger Niann, wir sind in einem öffent-
lichen Lokale, wo niemand weder etwas zu erbitten noch zu
erlauben hat. Die Ieitungen stehen Ihnen sämtlich zur ver-

-KSt- -

Aesänftlgung.

Rätin: „Ich bin über Sie empört, Rosa! Sie haben sich
von meinem Manne küssen lassen!"

Iofe: „Ich habe ihn aber sogleich darauf aufmerksam gemacht,
gnädige Frau, daß er nun moralisch verpflichtet wäre,
Ihnen das gewünschte Brillantarmband zu kaufen."

Nabelhastes.

„Cs lebe die
Hyglene!
Ein Gaü nach dein
andernl"

sprach Lre Gröte und sprang
m ihren schmuhrgen Pfuhl.

„ . . . und La behaup-
te» dre Menschen, dajs die
Crde rund sei!" sprach die
Llattlaus, als sre rnühsarrr
eine No senkno spe erkletterte.