Zeitschrift für Lsumor und Aunst
9
Die Neujcchrsepistel.
/ ein, Mami, das geht nicht so weiter — das hört aufl
1 Oorige Nacht war es glücklich wieder zwei Uhr, als
^ Du nach kfause kamst — nein — das dulde ich nicht
länger. Freilich — der Regelklub genügt nicht, da muß noch
ein Skatklub gegründet werden, damit —"
„Aber erlaube —"
„Ich erlaube gar nichtsl"
„Wir spielen doch in die Aasse . . ."
„^aß die andern, aber Du —"
„Und schlachten von dem Gelde ein Schwein —"
„Ist mir wurst! — Ueberhaupt, da ich einmal dabei bin,
möchte ich Dir ganz gehörig die Leviten lesen."
„Ich bin ganz Bhrl" seufzte Fabrikant Benedir Krostewitz
und setzte sich bedächtig in seinen Lehnstuhl. Lr war zwar noch
ein junger Ukanu, ober bei derartigen Situationen muß man
sich's möglichst begueur macheu.
„Du hattest mir voriges Iahr versprochen, Dich zu bessern —
aber bis heute — wo wir bereits im Ianuar tyoZ leben —
bist Du keinen Deut anders geworden. — jdunkt eins: Das immer-
währende Aneipenlaufen habe ick satt. Ls stört den Frieden
unsrer Ehe. Du wirst von jetzt ab zu ksause bleiben — hörst Du?"
„I«I"
->x- „Puukt zwei: Du
hast noch nie so viele
Zigarren geraucht,
wie in letzter Zeit.
Aomiue ich in den
Salon, riecht's nach
Tabakrauch — komme
ich in die Wohnstube,
möchte ich jedesmal
die Fenster aüfreißen
— in Deinem Zim-
mer lasse ich mich
Bitter.
Armes, schönes Mädchen: Die herren sag-n mir imm°rwch^^
Zahne wie die Perlen, Arme wie Llsenbein, und doch
^umoreske von Franz Balke.
schon gar nicht blicken, denn da könnte man vor (gualm um-
kommen —"
„Riecht's nicht in der Schlafstube auch? Tu mir den ein-
zigen Gefallen . . ."
„Benedix — jetzt reve ichl — Ich wünsche, daß Du Dich
im Rauchen mäßigst! verstehst Du?"
„vollkommenl"
„punkt drei: vorige woche fand ich in Deiner Tasche ein
Lotterielos. Du sollst nicht spielen — das Geld ist weggewor-
sen — Du fällst ja doch jedesmal durchl"
„Ist ja bloß pfcrdelotteriel"
„wenn auch — unser Ponygeschirr genügt vollständigl"
„Ich könnte aber doch eininal eine Denkmünze gewinnen?"
„Vder 'n Peitschenstiel — jawohll — Aurz und gut — Du
bringst mir überhaupt kein Los mehr ins ksaus — hast Du
gehört?"
„Ial" — Tr sah seine junge Gattin, die sich ganz ins
Feuer geredet hatte, erwartungsvoll an.
„Na — und Punkt vier?"
„Ich dächte, das wäre für heute genugl Ich werde schon
wieder eininal Gelegenheit finden, Dich auf Deine Gattenxflichten
aufmerksam zu machen. Fünf Iahre sind wir nun verheiratet,
und jedes Iahr ist es schlimmer geworden — in diesem Iahre
muß es anders werden — anders, sage ichl"
Arostewitz nickte und erhob sich dann etwas schmerfällig.
„Setz Dich bitte auch hierher, Malwinel" sagte er sanft
nnd bot ihr lächelnd seinen Platz an. „Ia — hierherl" wieder-
holte er, als sie fragend zu ihm aufblickte. Zögernd setzte sie
sich auf die vorderste Aante des Lehnstuhles.
„Sol Mach Dir's gemütlichl — was Du mir da erzählt
hast war also eine echte, gewürzte, nachtragliche Lhestands-
neujahrsepistell"
„versteht sich l Ich mollte schon lange nieinem kserzen Luft
machen, aber da ich glaubte, Du würdest —"
„Ietzt rede ich, Malwinel
— Punkt eins: Du kramst in
meinen Briesen herum — bitte,
unterlaß dasl"
„Benedix — fällt mir ja
gar nicht ein l . ."
„Meiß schon — Briefe
wandern von selbst auf dem
Schreibtische umher —- oder
kriechen aus dem obersten Aasten
durch die Tischplatte und bleiben
oben friedlich liegen — oder
laufen aus der linken Rocktasche
in die rechte . . ."
„Benedir — ich —"
„Punkt zwei: Muß das
Lssen jedesmal eine halbe
Stunde später fertig sein, als
ich es wünsche?"
„Benedix —"
„Bitte, bleib sitzen!" Lr
drückte die Beleidigte sanft
aus den Stuhl nieder.
„Punktdrei: DuhastDichdoch
mit mi r verheiratet und nicht mit
der neuesten Node? was Du
alles verlangst — Allgerechterl
— Frühjahrjackett, kserbstjackett,
bin ich allen zu arml"
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Die Neujcchrsepistel.
/ ein, Mami, das geht nicht so weiter — das hört aufl
1 Oorige Nacht war es glücklich wieder zwei Uhr, als
^ Du nach kfause kamst — nein — das dulde ich nicht
länger. Freilich — der Regelklub genügt nicht, da muß noch
ein Skatklub gegründet werden, damit —"
„Aber erlaube —"
„Ich erlaube gar nichtsl"
„Wir spielen doch in die Aasse . . ."
„^aß die andern, aber Du —"
„Und schlachten von dem Gelde ein Schwein —"
„Ist mir wurst! — Ueberhaupt, da ich einmal dabei bin,
möchte ich Dir ganz gehörig die Leviten lesen."
„Ich bin ganz Bhrl" seufzte Fabrikant Benedir Krostewitz
und setzte sich bedächtig in seinen Lehnstuhl. Lr war zwar noch
ein junger Ukanu, ober bei derartigen Situationen muß man
sich's möglichst begueur macheu.
„Du hattest mir voriges Iahr versprochen, Dich zu bessern —
aber bis heute — wo wir bereits im Ianuar tyoZ leben —
bist Du keinen Deut anders geworden. — jdunkt eins: Das immer-
währende Aneipenlaufen habe ick satt. Ls stört den Frieden
unsrer Ehe. Du wirst von jetzt ab zu ksause bleiben — hörst Du?"
„I«I"
->x- „Puukt zwei: Du
hast noch nie so viele
Zigarren geraucht,
wie in letzter Zeit.
Aomiue ich in den
Salon, riecht's nach
Tabakrauch — komme
ich in die Wohnstube,
möchte ich jedesmal
die Fenster aüfreißen
— in Deinem Zim-
mer lasse ich mich
Bitter.
Armes, schönes Mädchen: Die herren sag-n mir imm°rwch^^
Zahne wie die Perlen, Arme wie Llsenbein, und doch
^umoreske von Franz Balke.
schon gar nicht blicken, denn da könnte man vor (gualm um-
kommen —"
„Riecht's nicht in der Schlafstube auch? Tu mir den ein-
zigen Gefallen . . ."
„Benedix — jetzt reve ichl — Ich wünsche, daß Du Dich
im Rauchen mäßigst! verstehst Du?"
„vollkommenl"
„punkt drei: vorige woche fand ich in Deiner Tasche ein
Lotterielos. Du sollst nicht spielen — das Geld ist weggewor-
sen — Du fällst ja doch jedesmal durchl"
„Ist ja bloß pfcrdelotteriel"
„wenn auch — unser Ponygeschirr genügt vollständigl"
„Ich könnte aber doch eininal eine Denkmünze gewinnen?"
„Vder 'n Peitschenstiel — jawohll — Aurz und gut — Du
bringst mir überhaupt kein Los mehr ins ksaus — hast Du
gehört?"
„Ial" — Tr sah seine junge Gattin, die sich ganz ins
Feuer geredet hatte, erwartungsvoll an.
„Na — und Punkt vier?"
„Ich dächte, das wäre für heute genugl Ich werde schon
wieder eininal Gelegenheit finden, Dich auf Deine Gattenxflichten
aufmerksam zu machen. Fünf Iahre sind wir nun verheiratet,
und jedes Iahr ist es schlimmer geworden — in diesem Iahre
muß es anders werden — anders, sage ichl"
Arostewitz nickte und erhob sich dann etwas schmerfällig.
„Setz Dich bitte auch hierher, Malwinel" sagte er sanft
nnd bot ihr lächelnd seinen Platz an. „Ia — hierherl" wieder-
holte er, als sie fragend zu ihm aufblickte. Zögernd setzte sie
sich auf die vorderste Aante des Lehnstuhles.
„Sol Mach Dir's gemütlichl — was Du mir da erzählt
hast war also eine echte, gewürzte, nachtragliche Lhestands-
neujahrsepistell"
„versteht sich l Ich mollte schon lange nieinem kserzen Luft
machen, aber da ich glaubte, Du würdest —"
„Ietzt rede ich, Malwinel
— Punkt eins: Du kramst in
meinen Briesen herum — bitte,
unterlaß dasl"
„Benedix — fällt mir ja
gar nicht ein l . ."
„Meiß schon — Briefe
wandern von selbst auf dem
Schreibtische umher —- oder
kriechen aus dem obersten Aasten
durch die Tischplatte und bleiben
oben friedlich liegen — oder
laufen aus der linken Rocktasche
in die rechte . . ."
„Benedir — ich —"
„Punkt zwei: Muß das
Lssen jedesmal eine halbe
Stunde später fertig sein, als
ich es wünsche?"
„Benedix —"
„Bitte, bleib sitzen!" Lr
drückte die Beleidigte sanft
aus den Stuhl nieder.
„Punktdrei: DuhastDichdoch
mit mi r verheiratet und nicht mit
der neuesten Node? was Du
alles verlangst — Allgerechterl
— Frühjahrjackett, kserbstjackett,
bin ich allen zu arml"
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Bitter
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Armes, schönes Mädchen: "Die Herren sagen mir immer, ich hätte Haare wie Gold, Zähne wie die Perlen, Arme
wie Elfenbein, und doch bin ich allen zu arm!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 627, S. 9