Meggendorfer - Blätter, B'lünchen
Vauernstoh.
„Mi hab'n s' gar gern, in der Stadt; wann i 'nein komm', läuten s' mit alle Glocken!"
Promenadenkostüme, ksauskleider, Theatergarderobe, winterkon-
fektionen, ksüte, ksüte, ksüte — und was für welchel — pelze,
Schmucksachen, Gummischuhe, Lackstiefel — nein, meine Liebe —
das übersteigt unsern Ltat, und die Finanzen werden bekanntlich
alle Iahre schlechter!"
„!Nan inuß doch wohl ein Aleid anziehen, nicht wahr?"
„Aber nicht jeden Tag eine andere Uniforml" —
„Punktvier —alsZugabeUIalwine-.Aönnten nicht dieewigen
Kaffeekränzchen bald einmal aufhören? Man wird ja förmlich aus
dem Lsause getrieben, wenn man den holden Damenflor sitzen
fieht. Das honigsüße Lächeln — das satanslustige Getuschel —
das gezierte Uaffeenjxpen — wenn niemand hinsieht, ist die
Tasse leer und der Teller um ein Stück Kuchen ärmer. Diese
Aaffeekränzchen sind ja weiter nichts als Lustsxiele mit Drama-
schluß — sie kriegen stch — — aber bei den bjaarenl"
„lvas Du heute für Meisheit entwickelst — —"
„Und Punkt fünf?"
„Weißt Du, Uialwine, ich könnte ja noch vieles reden —
doch davon ein andermal. Fünf Iahre sind wir nun verheiratet,
und jedesmal ist es schlimmer geworden — wünsche dringend,
daß auch Du Dich besserstl In diesem Iahre muß es anders
werden-anders, sage ich! Sol das war meine Lxistell"
Die junge Frau zog die feinen Augenbrauen hoch und
zuckte schnippisch mit den Achseln.
„Ulöchtest Du nicht den Anfang machen mit dem Besser-
werden?"
„G bitte, an mir soll's nicht liegen! — ich fürchte nur, daß
sich die bessere ksälfte nicht bessertl"
„Wie . . .? Das wird sich finden! Deine Lotterei hört
auf — von heute ab wird's anders — an — dersll" Sie
machte eine energische ksandbewegung, drehte sich kurz um und
verließ das Zimmer. — Als sie sich ein wenig in der Küche be-
schäftigte, durchfuhr sie ein jäher Schreck. Herrgott — morgen
war ja Kränzchenabend — und sie war an der Reihe — sie
konnte unmöglich absagen! N)ie, wenn es Benedix wirklich ein-
fiel, morgen zu bjause zu bleiben, dann war sie es ja ganz
allein, die taxfer weiter sündigte . . . Aber wie konnte sie
die Kränzchenabende aufgeben — das war ja rein undenkbar!
wie dumm von ihr, sich gerade heute so zu ereifern! IVas
nun . . . . sie hatte sich da in eine fatale Situation gebracht . . .
jDlötzlich ging ein Freudenschimmer über ihr Gesicht — war
nicht für morgen Preiskegeln angesetzt? Das verxaßte Benedix
doch sicher nicht. . Das Aaffeekränzchen mußte abgehalten wer-
den, und wenn die lvasserleitung einfror.
llnterdessen stand Benedix mit verschränkten Armen am
Fenster und starrte hinunter in den schneeglitzernden Garten.
Lr ärgerte sich, daß er heute den letzten Trumxf ausgesxielt
hatte. lvelche Torheit von ihml Nun konnte er morgen nicht
einmal zum jlreiskegeln gehen — er sollte ihr ja das Besser-
werden vormachenl . . . lvas dal . . . war er nicht ljerr iin
lsause? Kegeln mußte er morgen abend, und wenn sie sich
auf den Aoxf stelltel Ah — taüsendundeinsl Benedix schnalzte
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Bauernstolz
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Mi hab'n s' gar gern, in der Stadt; wann i 'nein komm', läuten s' mit alle Glocken!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 627, S. 10