Meggendorfer-Blätter (52.1903 (Nr. 627-640))

Zeitschrift für Humor und Aunst



pfiffig lächelnd mit Dauinen und Mittelfinger — morgen war ^
ja Alatschabend ... ob sie's wohl über 's Lserz bringen konnte? ...

* *

Am andern Tage stand das Mittagessen Punkt zwölf auf
dem Tische.

„Bin doch neugierig, wie lange die Pünktlichkeit anhältl"
brninmte Benedix, der nicht gerade die rosigste Laune hatte.

„Aber MLnnchen, Du ißt ja gar nichts?" bemerkte Frau
Malwine nach einer längeren Pause. „Ist Dir nicht wohl?"

„Laß mich zufrieden!"

„Du bist mir böse? Benedix — was ich gestern gesagt
habe. mußt Du nicht so scharf nehmen. Ich will Dir ja gar
nicht das Ausgehen verbieten — Du sollst bloß nicht nach bsause
kommen, wenn die Sonne bereits nach den Strümpfen greift —
Uebrigens — Du warst ja gestern auch ungezogen zu mir —
wenn ich mich nun darüber aufregen wollte?"

Benedix wischte sich mit dem Serviettenzipfel den Mund,
u»r ein ironisches Lächeln zn verbergcn. Mie sie ihnfins Garn
lockte . . .

„Malwine?"

"Ia?"

„ksältst Du heute abend Aränzchen?"

- Malwine wurde rot und füllte sich in dev. verlegenheit
Zwei Löffelchen jdreißelbeeren auf ihren Selleriesalat.

„Ligentlich möchte ich — ja gern abbestellen — gern-

Gehst Du nicht zum f)reiskegeln? Wie werden die braven
Aegelbrüder lamentieren, wenn kserr Benedix Arostewitz heute
abend nicht erscheintl Er darf nicht, der Aerinste, werden
fie sagen."

„Und wie tief werden die lieben Aaffeeschwestern in Vhn-
macht fallen, wenn meine teure Gattin Malwine erklärtz sie
gibt kein Aränzchen mehrl — Ls langt nicht mehr bei Aroste-
witzens — die arme, arme Frau, werden sie sagen."

„Barmherziger Gottl" stöhnte Frau Malwine. „Das wäre
mein Todl So darf's nicht kommenl Nein, Benedix — ich
muß heute Aränzchen abhalten — das halbe Iahr noch —
nachher soll's anders werdenl Geh' Du kegeln und skaten —
rauche, sxiele Lotterie — nächstes Iahr wird's ganz bestimmt
anders. Dafür sorge ichl"

Benedix lachtei „Und da hält man sich nun Neujahrs-
epistelnl"

Die junge Frau lachte nicht mit. Sie zog das Mündchen
schief und verschluckte eine Träne. —

Am Abend deckte sie stillvergnügt den Aaffeetisch. Gott
sei Dank — das Aränzchen war gerettetl Im nächsten neuen
Iahre da sollte es wirklich und wahrhaftig anders werden!

Da wollte sie keinen von seinen Briefen mehr anrühren —
das Lssen sollte zur rechten Ieit auf dem Tische stehen — das
Aaffeekränzchen sollte aufgelöst werden — jawohl! — voraus-
gesetzt natürlich, daß er sich besserte! . . .

Der lhausherr langte still den Ueberzieher vom Nagel und
machte sich zum Ausgehen fertig. Lin überlegenes Lächeln um-
sxielte seine Lippen. Lr wußte ja — mochten die Neujahrs-
glocken noch so oft läuten — mochte man sich alle Iahre gegen-
seitig den Text lesen, schön und lehrreich anzuhören — —
anders wurde es niel

--

tZquiübristenwäfche.

„Ls ist auch gerade keine Aleinigkeit, Akrobatenfrau zu
sein, da soll man wäsche bleichen, trocknen und aufhängen
und nebstdem noch —

22. Band. c^)LßDsWEWTWsWsWsW

jAbonnernent-Kinladung.

Weggendovfer-WLätter, Wünchen.

Mik diestr Nummrr brginnk rin nrurs NuarkLl (»2. Sa»d> und rrsuchrn mir unsrre vrrryrlichrn Abon-
nenken itzreWLstrllungrn sofork zu rrnrurrn, damik in drr rrgrlmästigen Busrnduug krimr Vrrzögrrung rinkrikk. —
Prris xro Nuurkul (13 Nummrrn) in Drukschland Mk. 3.—, Postbrzug Mk. 3.05, in Vrstrrrrich-Nngarn Ar. 3.60,
bei alleu Vuch- und AunstlMldlungen, Brilungs-Exxrditionrn und PostSmkern.

Hei direkter Zusendnng unter Krenzdand: In Deukschlomd 3 Mk. 35 Pfg., in Orstrrrrich-Nngarn 8r. 4.—,
in« NuslLUd Mk. 3.60 — 4 Franks 50 Aks. — Einzrlnr Dummrr 30 Psinnig vdrr 36 Hellrr.

Etzlingen, Wien I.,

....... EkBItmi drr MlMiidmser-DIWr.

^^T^T^TVTWTWsV 1903. I. Kuartal. ^§>TWsWT§8)TWE8§>TB)

München,

Schllbertstraße s.