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Meggendorfer-Blätter — 52.1903 (Nr. 627-640)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16702#0085
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Zeitschrift für huinor nnd Runst


Äine glücküche Verwechslüng.

/VI^cheimratL Auguste war tief unglücklich. Oenn sie kannte
TD I von der Liebe bis jetzt nnr das kjangen und Bangen

in schwcbender jdein, das Zu-Tode-betrübt-sein, und
ihre Seele hätte doch so gerne hinnnelhoch gejauchzt. Nnd an
diesem Zustand war einzig und allein der schmucke Aorporal von
den Iägern schuld. Lr hatte es ihr init seiner schneidigen Figur
und seinem straiunicn Schnurrbart angetan, und iin Machen wie
i>n Träumen war er der Gegenstand ihrcr heißen Lehnsucht.
2lber, ach! die 5ache hatte einen großen thaken. Denn obmohl
Auguste das netteste, adretteste Mädchen in der ganzen Straße
war, so blieb der hübsche Aorporal gegen ihre Reize vollkommen
unempfindlich. Auguste hatte es gewiß an Auf-
munterungen jeder Art nicht sehlen lassen; aber
der Aorporal hatte keine Augen dafür. Als
lohte Zuflucht hatte Auguste einen Liebesbrief-
steller erwählt und ihrem uniformierten Idcal
daraus einen so zärtlichen und liebeglühenden
A>ricf geschrieben, daß sclbst ein erloschcner vul-
lan hätte wiedcr Feuer fangen inüssen. Aber
vergebens. Acht Tage waren bereits vergangen
uud der Aorporal ließ nichts von sich hören.

Aber trotz alledem gab Augustc die bsofiuung
vicht auf. Noch war ihr heimlich Geliebter ja
Üei, und einmal mußte er sein umpanzertes ^erz
doch verschenken. Und warum solltc sie dic Glück-
üche nicht sein? Line echte Soldatenbraut muß
Üch ihren Schatz cben erobern.

5ie nahin daher eines Uiorgens eincn
Zweiten rosafarbigen Briefbogen und suchte
aus dcin Lriefsteller die Tpistel „sür bcsondcrs
llartnäckige Fälle." Gewissenhaft malte sie
A?ort für Wort nach und hatte auch den Brief
dereits zur lhälstc zu Papicr gebracht, als sie
draußcn Schrittc vernahm.

Aic Gnädige!

Rasch packtc sie Lrief nnd Brieflteller und
wars beides in die Tischschublade, doch konnte
nicht verhindern, daß das scharfe Auge der
^eheimrätin ihrc verlegcnheit wahrnahm.

„lvas ist nur init Dir, Auguste?" zürnte
düsc. hgst dtt letzten Zeit cin so zer-

fahrenes wcsen, daß gar nichts mehr init Dir
^uzufaugcn ist. Es ist bereits halb zchn Uhr
und Du sitzt hier nnd lcgst dic lsände in dcn
bchoß. D)c,s habcn wir denn heutc?"

Auguste fuhr mit dcm Schürzenzipfel über
'f Angen und nahm dcn Uienükalender vom
^üchenrcgal. Die Gnädige schlug ihn auf und
^udierle darin.

„§s ist gut," sagte sie dann und legte das
Scoffuete Buch auf Augustcns Tisch. „Schaue
Ützt, daß Du vorwärts kommst, sonst sitzcn wir
Zu UUttag ohne Lssen da!" Damit rauschte sie
'""der hinaus.

Auguste aber sctzte sich iviedcr auf ihren
^^atz, hgitc deu angcfangenen Bries hervor
und rüstcte sich von ncncm zum schrciben.

„Fertig muß der Brics wcrden und wcnn's
'uich den Aopf kostet!" murmelte sie.

Sei es nun aber, weil sie in hcller Angst
Ichwebte, die Gnädige könne sie zum zweiten-
u>ai überraschen, odcr weil ihr Gemüt iin
allgemeinen schrecklich bedrückt war und ihre

Gedanken überhaupt nicht in der Aüche, sondern in der Aaserne
weiltcn, knrz, sie merkte nicht, daß sie anstatt aus dem Briefsteller
ans dem Ukenükalender abschrieb und ihr zärtlicher Brief folgen-
dcn sonderbaren Schluß bekam: kjeute:

Schinkenknödelsuppe. Gcbratene Blutmurst mit Araut.

Gespickte Aalbsbrust. Gansbratcn.

Womit ich für ewig verbleibe

sshncn bis in den Tod liebende Auguste.

Dann siegelte sie den Brief und trug ihn zur Post.

?l m selben Abend war der Aorporal d a. C. A. Hg.

(Lin kleiner Lchreck.

Uoch horma.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Ein kleiner Schreck
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Kommentar
Horina wird erwähnt

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schramm, Viktor
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Schneckenhaus
Streich <Scherz>
Baum
Familie
Schnecken
Kind
Mutter
Junge
Schlaf
Aufwachen
Nickerchen
Ärger
Wut

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 633, S. 81

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