Zeitschrift für Humor uud Aunst
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Zm iKild gebüeben.
„Die Wirtin hier hat doch das reinste vollinondsgesicht."
„Ia.jetzt gähnt sie, .... der schönste Mondkrater."
derartigen Lrfolg aufzuweisen, daß ihm sein Lhef voll Anerken-
nung auf die Schulter klopfte und ihn einlud, sür nächsten
Lonntag sein Gast zu sein.
Emin-s Schrobner, das neunzehnjährige kjaustöcherchen,
war innerlich entsetzt, als ihr der junge Mann vorgestellt wurde,
5o arg hatte sie sich's doch nicht gedachtl Aus dein nicht un-
hübschen, jugendfrischen Gesichte des Reisenden glühte und
leuchtete, voin hellen jdurpur bis ins Blaurote spielend, eine
sonst schön zu nennende Adlcrnase, die, an sich, auch ihr gesallen
haben würde, aber jenes fatale Aölorit zerstörte alle Illustonen
^ . . Lminy schauderte. — —
Iahr und Tag war Rustenberg nun schon im Schrobuer-
schen lsause. bvas cr versprochen, hatte er auch gehalten und
von jeder Reise brachte er Gcschäfte in ksülle und Fülle heim,
so daß ihn sein Lhef bald als wertvollen, nicht so leicht ersctz-
baren Mitarbeiter hochschätzte. An einem Soiniuertage lud cr
lhn, wie schon oft, wieder eiu, dcn Abend auf seiner villegiatur,
bie am Ufer eines lieblichen Sees lag, zu verbringen. Dankbar
"ahm der junge Mann die Linladung an und wurde von der
Frau seines Lhefs mit gewohntcr Liebenswürdigkeit, von Eininy
hingegen mit gewohnter Aühle empfangen.
Nach dem uin sieben Uhr eingenommenen Souper blieben
bie beiden bserrn bei einer Flasche Medoc und einer guten Zigarre
ouf der einen herrlichen Ueberblick über den See gewährenden
Beranda sitzen und plauderten dics und das. Der alte kserr
schien heute jedoch etwas am Lserzen zu haben. Er führte die
Aonversation nicht wie sonst in leichthin scherzender Weise und
seine Blicke streiften wiederholt sorschend über die Züge seines
jungen Beamten.
„Freilich, freilich! verliert sonst die Blume!" jdause. —
Dicke Rauchwolken vor sich hinpaffend, legte der Weinhändler
endlich vertraulich die ksand auf den Arm seines Gegenübers
und lächeltei „Wie wär's, kserr Rustenberg, wollen Sie nicht
mein Schwiegersohn werden; Sie haben zwar kein verinögen,
aber da in Ihrer lveinnase steckt Aaxital drinl" Der Reisende
seufztei „lsab' auch schon daran gedacht, kserr Schrobner; aber
gerade der Umstand — meine rote Nase — dem Sie wohl einen
etwas allzugroßen U)ert beilegen, macht mich in den Augen
Lminys unmöglichl"
„Dummes Zeugl" brummte der Aaufmann. „ksab' ja auch
so ein Purpurheftl" — „Ia, kserr Prinzipal, bei Ihnen als Bater
hatte das Fräulein Tochter keine Ulahl zu treffen; Ihre rote
Nase betrachtet sie als ein Fatum — die meine als eine Fatalität,
der man ja aus dem Wege gehen kannl" Der Alte knurrte,
und der junge Mann suhr forti „Ueberdies ist es auch für
inich wenig schmeichelhaft, gerade nur meiner Nase wegen für
würdig befunden zu werden —"
„Papperlax — a — al" unterbrach ihn Schrobner. „Mein
lieber jnnger Freund, was glauben Sie denn?I Ich hab's schon
längst heraus, daß Sie das Lserz am rechten Fleck und auch
ohne eiue rote Nase das Zeug haben, einmal mein Geschäft
ordentlich weiterzuführen. Und ich würde" — hier trat eben
Frau Schobner auf die veranda — „Ihnen meine Tochter auch
dann zur Fran geben, wenn Sie keine rote Nase hättenl"
Iinmer noch zögerte Rustenbergi „Aber Lmmy?I ..." —
„Na, so versuchen Sie's doch wenigstens einuial, mein Lieber;
machen Sie mit ihr eine.Bootfahrt. kseute ist gerade ein pracht-
voller Sonnenuntergang; wenn Lminy dort den glutroten Ball
ius Wasser sinken sieht, wird ihr Ihre Nase gleich viel weniger
rot vorkoinmenl"
Sich höflich verneigend bat Rustenberg eine Minute später
die Tochter seines Lhefs um die Gunst, mit ihr ein wenig in
den See hinausrudern zu dürfen. Als das weiche, sonore Vrgan
des jungen Mannes an ihr Dhr schlug, schreckte Lmmy, die
in mädchenhafter Träumerei am Ufer saß, emxor. Sie hatte
schon eine ablehnende Antwort auf der Zunge, aber als sie
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Zm iKild gebüeben.
„Die Wirtin hier hat doch das reinste vollinondsgesicht."
„Ia.jetzt gähnt sie, .... der schönste Mondkrater."
derartigen Lrfolg aufzuweisen, daß ihm sein Lhef voll Anerken-
nung auf die Schulter klopfte und ihn einlud, sür nächsten
Lonntag sein Gast zu sein.
Emin-s Schrobner, das neunzehnjährige kjaustöcherchen,
war innerlich entsetzt, als ihr der junge Mann vorgestellt wurde,
5o arg hatte sie sich's doch nicht gedachtl Aus dein nicht un-
hübschen, jugendfrischen Gesichte des Reisenden glühte und
leuchtete, voin hellen jdurpur bis ins Blaurote spielend, eine
sonst schön zu nennende Adlcrnase, die, an sich, auch ihr gesallen
haben würde, aber jenes fatale Aölorit zerstörte alle Illustonen
^ . . Lminy schauderte. — —
Iahr und Tag war Rustenberg nun schon im Schrobuer-
schen lsause. bvas cr versprochen, hatte er auch gehalten und
von jeder Reise brachte er Gcschäfte in ksülle und Fülle heim,
so daß ihn sein Lhef bald als wertvollen, nicht so leicht ersctz-
baren Mitarbeiter hochschätzte. An einem Soiniuertage lud cr
lhn, wie schon oft, wieder eiu, dcn Abend auf seiner villegiatur,
bie am Ufer eines lieblichen Sees lag, zu verbringen. Dankbar
"ahm der junge Mann die Linladung an und wurde von der
Frau seines Lhefs mit gewohntcr Liebenswürdigkeit, von Eininy
hingegen mit gewohnter Aühle empfangen.
Nach dem uin sieben Uhr eingenommenen Souper blieben
bie beiden bserrn bei einer Flasche Medoc und einer guten Zigarre
ouf der einen herrlichen Ueberblick über den See gewährenden
Beranda sitzen und plauderten dics und das. Der alte kserr
schien heute jedoch etwas am Lserzen zu haben. Er führte die
Aonversation nicht wie sonst in leichthin scherzender Weise und
seine Blicke streiften wiederholt sorschend über die Züge seines
jungen Beamten.
„Freilich, freilich! verliert sonst die Blume!" jdause. —
Dicke Rauchwolken vor sich hinpaffend, legte der Weinhändler
endlich vertraulich die ksand auf den Arm seines Gegenübers
und lächeltei „Wie wär's, kserr Rustenberg, wollen Sie nicht
mein Schwiegersohn werden; Sie haben zwar kein verinögen,
aber da in Ihrer lveinnase steckt Aaxital drinl" Der Reisende
seufztei „lsab' auch schon daran gedacht, kserr Schrobner; aber
gerade der Umstand — meine rote Nase — dem Sie wohl einen
etwas allzugroßen U)ert beilegen, macht mich in den Augen
Lminys unmöglichl"
„Dummes Zeugl" brummte der Aaufmann. „ksab' ja auch
so ein Purpurheftl" — „Ia, kserr Prinzipal, bei Ihnen als Bater
hatte das Fräulein Tochter keine Ulahl zu treffen; Ihre rote
Nase betrachtet sie als ein Fatum — die meine als eine Fatalität,
der man ja aus dem Wege gehen kannl" Der Alte knurrte,
und der junge Mann suhr forti „Ueberdies ist es auch für
inich wenig schmeichelhaft, gerade nur meiner Nase wegen für
würdig befunden zu werden —"
„Papperlax — a — al" unterbrach ihn Schrobner. „Mein
lieber jnnger Freund, was glauben Sie denn?I Ich hab's schon
längst heraus, daß Sie das Lserz am rechten Fleck und auch
ohne eiue rote Nase das Zeug haben, einmal mein Geschäft
ordentlich weiterzuführen. Und ich würde" — hier trat eben
Frau Schobner auf die veranda — „Ihnen meine Tochter auch
dann zur Fran geben, wenn Sie keine rote Nase hättenl"
Iinmer noch zögerte Rustenbergi „Aber Lmmy?I ..." —
„Na, so versuchen Sie's doch wenigstens einuial, mein Lieber;
machen Sie mit ihr eine.Bootfahrt. kseute ist gerade ein pracht-
voller Sonnenuntergang; wenn Lminy dort den glutroten Ball
ius Wasser sinken sieht, wird ihr Ihre Nase gleich viel weniger
rot vorkoinmenl"
Sich höflich verneigend bat Rustenberg eine Minute später
die Tochter seines Lhefs um die Gunst, mit ihr ein wenig in
den See hinausrudern zu dürfen. Als das weiche, sonore Vrgan
des jungen Mannes an ihr Dhr schlug, schreckte Lmmy, die
in mädchenhafter Träumerei am Ufer saß, emxor. Sie hatte
schon eine ablehnende Antwort auf der Zunge, aber als sie
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Meggendorfer Blätter
Titel
Titel/Objekt
Im Bild geblieben
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Die Wirtin hier hat doch das reinste Vollmondsgesicht." / "Ja ..... jetzt gähnt sie, .... der schönste Mondkrater."
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 634, S. 95
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg