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Meggendorfer-Blätter — 52.1903 (Nr. 627-640)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16702#0140
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rNeggendorfer-Blätter, München

„Die örei Rosfe."

s war einmal ein Uönig, der hatte die verrücktesten Ein-
fälle; weil er aber Rönig war, nannten sie die Leute
„königliche Ideen". — Die tfauptbeschästigung des
Rönigs bestand darin, schnelle und kluge Pferde zu erziehen,
und tatsächlich hatte er es während seiner glorreichen Regierung
so weit gebracht, daß sein Stall nicht nur die tüchtigsten und
unermüdlichsten Renner, sondern auch wirklich kluge — oft
geradezu überlegende Rosse aufwies. — Nächst seinen jdferden
liebte der Aönig am meisten seine drei Söhne; und als er
eines Tages fühlte, daß sein Lnde nahe sei, da dachte er lange
nach, wie er sein Aönigreich am besten unter sie verteilen
könne; wie er nun so recht eifrig nachdachte, kam ihm plötzlich
eine seiner „königlichen Ideen". — Lr rief die drei Söhne
an sein Lager und nachdem er ihnen eine Rede gehalten hatte,
wie fie sterbenskranke Aönige in ähnlichen Situationen zu halten
pflegen, schloß er „ . . . und so habe ich denn beschlossen, mein
Reich demjenigen von euch zu hinterlassen, der mir das faulste
oder dümmste pferd zur Stelle schasft . . . "— — Oie 5öhne
tauschten einige Blicke, als ob sie sagen wollten: „Na — der
Alte ist heute wieder einmal gut verrückt!" Dann neigten sie
demütig das Anie vor dem greisen Aänige und zogen hinaus,
ihr Glück zu versuchen.

stumpssinnig weiter trollte. — „Li — ei —" sxrach der Aönig
— „was ist denn das für ein Vieh?" — „Oas ist ein
Roß nach Deinem Munsche" — antwortete der 5ohn; —
„es ist sehr, sehr dumm und sehr, sehr faul; ich habe es von
einem Aanzleivorstand gekauft, der auf dem Rücken dieses un-
scheinbaren Tieres den lhofrats-Lharakter erklommen hat." —
„Das ist ja sehr schön gesagt mein Iunge — " unterbrach
ihn der Aönig — „und ich will Dir auch alles glauben; das
Tierchen sieht ja wirklich dümmer und sauler aus, als die
andern — aber — he he —" (hier lächelte der Aönig herzlich)
—„ he he — das Viecherl ist ja steinalt, und wer garantiert mir
dafür, daß es nicht morgen oder übermorgen an INarasmus
eingeht?" — Da lachte der Iüngling überlegen und mit
triumxhierendem Tonfall sprach er: „vater! — Deine Bedenken
stnd überflüssig und gegenstandslos; wohl ist dies Tierchen uralt
und die ältesten Leute können sich erinnern, daß es schon in
ihrer Iugendzeit lebte und uralt war, aber trotz seines desxeraten
Aussehens wohnt ihm unerschöpfliche Lebenskraft inne, und es
wird unentwcgt vegetieren bis in alle Ewigkeit — mein braves,
geduldiges Rößlein: Der Amtsschimmel." — — Und der
dritte Sohn erbte das Reich l — — Ernst Staus.

Bald kehrte der erste Sohn zurück; am Zügel führte er
ein gar merkwürdiges Rößlein. Faulen Ganges schleppte es
sich dahin — die wasserfarbenen Augen halb geschlossen —
und man konnte bemerken, daß es auf der Mehrzahl seiner
Füße auffallend hinkte; am Rücken aber trug es zwei ver-
kümmerte Flügel. — „Li — ei —" sagte der Aönig — „was
ist denn das sür ein vieh?" .... „Das ist ein Roß
nach Deinem Wunsche" — antwortete der Sohn — „es ist
dumm und faul; es war nicht immer so, aber
sind so lange darauf herumgeritten, bis es faul
wurde, und sie ritten so schlecht, daß es dumm
wurde; ich habe es von einem siebzehnjährigen
Iüngling gekauft und es heißt: jdegasus." —

Da sxrach der Aönig: „Ia — mein lieber Iunge

— das ist alles recht hübsch; aber ich sürchte, daß
das nette Tierchen — wenn man es halbwegs
normal behandelt — leicht wieder vernünftig und
arbeitsfreudig werden kann —; — na — wir wollen
sehen, was Deine Brüder bringen." — Und während
er etwas Somatose zu sich nahm, nahtc der zweite
Sohn; am bsalfter zog er ein klapxerdürres Tier,
das die Augen beständig auf einen punkt gerichtet
hielt und dessen Fell an einzelnen Stellen — wie
durch beständiges Streicheln— ganz abgeschunden war.

„Ei — ei —" sagte der Aönig — „was ist denn
das für ein Vieh?" — „Das ist ein Roß nach
Deinem wunsche" — antwortete der Sohn, — „es
ist sehr dumm und sehr faul; ich habe es von einem
Professor gekauft. Ls war sein Lieblingspferd und
hat ihm bis zu seiner Pensionierung treu gedient;
wie gesagt, es ist stockdumm — darum nannten es die
Leute wahrscheinlich auch: Sein Steckenpferd . ."

— Da nickte der Aönig erfreut und sagte: „Brav

— mein Iunge — brav; das ist ungefähr das, was
ich meine — na — wir wollen sehen, was Dein
zweiter Bruder bringt — —" Und während er
etwas pexsin zu sich nahm, nahte bereits der dritte
Sohn; er saß auf einem steinalten weißen Gaul, der
die Füße in langsamen, genau abgemessenen Schritten
nachzog und — ohne nach rechts oder links zu blicken —

Änter Aat.

Wenn Deine Muse schläft, — o weck' sie nicht,
Denn ihre Rache ist — ein schlecht Gedicht.

I. B.

DllllllöS.

lfier, meine lferrschaften, ein Schrank aus dem fünfzehnten
: und da steht auch so ein.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Ominös
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: " .. Hier, meine Herrschaften, ein Schrank aus dem fünfzehnten Jahrhundert und da steht auch so ein .....
Kommentar
Horina wird erwähnt

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Mukarovsky, J.
Horina, John
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Schrank
Mann
Frau
Exponat
Museum
Ausstellung

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 638, S. 136

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
 
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