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Meggendorfer-Blätter — 52.1903 (Nr. 627-640)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16702#0159
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Zeitschrift für chumor und Aunst

f55

at Oir der gestrige Abend gefallen, Aind?"

„Ia, Mama, außerordentlich. Dieser professor vaganzy
leistete Unglaubliches mit seinen hypnotischen Lxxeri-
menten! Ls war sehr interressant!"

„Doxpelt interressantl" bemerkte die Mama lächelnd.

„wieso?" sragte Llsbeth unbefangen, während ein leises
Rot ihre wangen särbte.

„Wieso? . . . Nun, wenn der jnnge lserr 5tavening nicht—"

„Ach Ma>na — ich bitt' Dich schönl" wehrte die Lrgluhende
den mütterlichen Neckereien.

„Sei nur gut Aind; ich seh' Dir ja bis in die tiefsten
Winkel süßer Geheininisse — ich gönne ihn Dir ja, Deinen
Walter. Aber Llschen — Papa ist heute recht böse auf Dich ..."

„Das ist er ja öfter!" lachte der Blondkopf. „Ls ist aber
immer nicht halb so schlimm, wie es aussieht!"

„Du und Stavening — ihr habt gestern wieder so viel
geliebäugelt —"

„paxa übertreibtl Ich konnte doch nicht verhindern, daß
sich Walter in meine Nähe drängte — ich wollte es auch
nicht, denn ich liebe ihu, liebe ihn mit flammender Leidenschaft,
nie werde ich von ihm lassenl"

„Du kennst doch Papas Groll?"

„Papa tut walter bitter unrecht. Walter hat ihm einmal
seine Ansichten über die neue Uanalisierung der Stadt fach-
männisch widerlegt, und das war in der Grdnung; als er-
fahrener Tiefbautechniker muß er das besser verstehen. Ach
iiebe, süße kserzensmama, hilf mir dochl Dieser alte Groll muß
deseitigt werden! Papa muß —"

„LlsbethII"

„Geh Aind — er ruft!"

„Ich komme, paxa! — —"

„Setz Dich hier in diesen Lehnstuhll" befahl Losenheim
seiner Tochter. „Lache nicht!"

„Nein Papa — das ist doch auch zn komisch. Du machst
^iugen, als wolltest Du mich hypnotisieren I"

„Das will ich auch!" sagte Losenheim mit Betonung.

Elsbeth ließ von neuem ihr silberhelles Lachen ertönen.

„Nun — scheint Dir das so unmöglich? Du bist ein sehr
geeignetes Nkedium sür die lsypnose. Ich besitze denselben
scharfen Blick wie dieser Vaganzyl"

Das junge Mädchen bekämxste nur mühsam seine Lseiter-
deit. Papa hatte doch die gutmütigsten 2lugen von der welt.

»Ich werde Dich also in einen hypnotischen Schlaf ver-
senken! Du wirst nichts dagegcn haben, nicht wahr? Es soll
"ur ein versuch sein!"

„Nicht im geringsten, ljerr Prosessor — versuchen Sie nur
Ahr kseil!" Das Töchterlein ließ sich mit schelmischem Lächeln
nicder.

„Also sei ernst! Sammle Dichl" Lr setzte sich nun vor
sie hin, firierte sie und gab Schlafsuggestionen.

„Die Arme werden Dir schwer!" Lr faßte ihre hände
und ließ sie mit einem leichten Ruck fallen. „Schließe Deine
Augenl — Du wirst müdel — Du mußt jede Sekunde hinten-
über sallenl" - Lr drückte nun sein versuchsobjekt mit behut-
samen Rucken nach hinten, bis der Aopf sanft die Lehne be-
rührte. — „Schlafel" befahl er zuletzt.

Llsbeth zuckte mit keiner wimper. Sie hatte die Zunge
zwischen die Zähne geschoben und hielt die Lixpen fest zusammen-
gepreßt. — Loscnheim war von der wirkung seines Lxperi-
mentes frappiert.

„Sie schläft!" jubelle er im stillen. „Sie schläftl — Nun
will ich ihr aber das niederträchtige Liebesverhältnis austreibenl
Das muß ein Lnde nehmen! — Du schläfst jetzt tiefl" sugge-
rierte er weiter, so wie er es von dcm Professor gehört hatte.
„Ich befehls Dir, den Techniker Stavening nicht weiter zu
verehren, denn das wäre mir ein ganz verwünschter Schwieger-
sohnl" — So, kleiner Racker, dachte der schlaue Papa, jetzt
werde ich Dich wohl kuriert haben. — Das Medium rührte sich
nicht. — „Ich werde Dich nun erweckenl — Die Alüdigkeit
verliert sichl — Du wirst Dich wohl fühlen und guter Laune
seinl — wach auf!" —

Llsbeth erhob sich langsam und rieb sich die Zlugen.

„llijeehl — lfabe ich denn geschlafen?"

„Natürlichl" rief der hocherfreute Losenheim. „Dir ist doch
wohl? Lsier stärke Dich — trinke ein Gläschen Madeira —
ich will Dir noch eine Freude machen, mein Aläuschen — Rosen
werde ich Dir im Garten abschneiden — die schönsten — ein
paar INarechal Niell"

Als Papa hinaus war, eilte die Aleine zur Mama. „Mutt-
chenl" rief sie lachend, „Papa hat mich hypnotisiertl Ich habe
mir ja bald die Zunge weggebissenl Aber verdient hat's der
böse Papa, daß ich ihm einen Bären aufgebunden habe. Denke
nur — er hat mir befohlen, ich sollte den Techniker Stavening
nicht weiter verehren, denn das wäre ein ganz verwünschter
Schwiegersohn für ihnl —- väterchen dachte natürlich, ich schliefel
— Nun muß ich aber die Aomödie weiter sxielen, und Du,
Mama, mußt mir helfenl" Nun entwickelte der flachsblonde
Schelm flüsternd einen Plan, so daß die Mama in helles Lachen
ausbrach. —

Lin paar Tage darauf rief Frau Loscnheim mit gut ge-
heucheltem Lntsetzen ihren Gatten.

„Aribertl — Da hast Du etwas Schönes angerichtetl In
jedem unbewachten Augenblicke rennt unsere Llsbeth dem jungen
lherrn Stavening nach. Ich habe es schon vorgestern bemerkt.
Sie kann nicht anders, sagt sie. Eine unheimliche Macht zwingt
sie dazu. Sieh nur — da unten stehen sie wiederl"
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Die mißlungene Suggestion
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kempf-Hartenkampf, Gottlieb Theodor
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Ast
Zweig
Hasel <Botanik>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Zeitpunkt Aufnahme (normiert)
2013-10-16 - 2013-10-16
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 52.1903, Nr. 639, S. 155
 
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