Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfer-Blätter — 53.1903 (Nr. 641-653)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16703#0008
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Meggendorfer-Blätter, München


Die örei Mte.

Hunioreske von C. A. Henilig.

s ist ungemein schwer, Frauen etmas recht zu machen.
Line tNrs. Vanderbilt kann es sich freilich leisten, nach
den neuesten Nlodejournalen zu bestellen wie ein tfung-
riger nach der Speisekarte; aber eine bescheidene Schriftstellers-
gattin muß sich in diesem punkte großer rechnerischer Zurück-
haltung befleißigen. Ich habe diese einfache Lebenswahrheit
nicht nur geschickt in alle meine Novellen verstochten, die ich
meiner Frau zu lesen gab, sondern ich xrägte sie ihr auch münd-
lich regelmaßig beim Frühstück, Mittag- und Abendessen ein,
ohne damit mehr als einen Scheinerfolg zu erzielen. Denn
wenn ich mit meiner Frau ausging und wir an einem ksut-
laden oder Modesalon vorüberkamen, so hatte ich jedesmal einen
wahren Aamxf auszufechten, der schließlich nicht anders zu be-
enden war, als durch ein kategorisches „Nein", was dann
meine Frau wieder durch Liebenswürdigkeiten, wie Barbar,
Nnicker, Filz rc. quittiertc. tNein armes Frauchen tat inir
allerdings manchmal in der Seele leid, denn sie mußte sich
wirklich mit einer recht einfachen „tlufmachung" begnügen; aber
ein Narr gibt mehr, als er hat, und so mußte ich meine weicheren
Gefühlc notgedrungen unter einer rauhen Schale verbergen.

Eines Tagcs aber gewann ich zufällig auf ein heimlich
gekauftes Los 2000 tNark. Ich war äußerst glücklich darüber, denn
nun konnte ich endlich einmal meinem tVeibchen einige ihrer
langgehegten tvünsche erfüllen. Um sie jedoch für ihre so oft
erlebten Lnttäuschungen doppelt zu entschädigen, sollte dies in
Form einer Ueberraschung geschehen.

Line Malesizform übrigens, diese Uebcrraschungen I

ttlit arglistiger tharmlosigkeit verlockte ich also meine Fran
zu einem Spaziergang. Der erste Laden, an dem wir vorüber-
kamen, war ein tfutladen. tttit unwiderstehlicher Gewalt hielt
ich meine Frau fest und wir blieben stehen und betrachteten
uns die verschiedenen Modelle. Bis hierher war nun die Sache
ganz xrogrammäßig verlaufen, und schon wollte meine Frau
seufzend weitergehen, als ich so beiläufig hinwarfi „tvir könnten
ja einmal hincingehen und fragen, was der neue Sommerhut
kostet."

Linen tUoment sah mich meine Frau verdntzt an, dann
glitt ein ganzes Sonnensystem von Lächeln über ihr Gesicht.

„Ach wirklich, Du herziges tltännchen?" sagte sie, und schon
war sie im Laden drin und ich mit. Der grüne Sommerhut
kostcte dreißig Ntark, was ich gar nicht tcuer fand, und befahl
ich darum, ihn einzupacken.

ttlein Frauchen war überglücklich. Da nahte die schlaue
Verkäuferin und sagtei „Dieses reizende Taxothütchen würdc
der gnädigen Frau vorzüglich stehen. Der Preis ist nur zwanzig
Mark."

„Laß mich ihn wenigstens cinmal aufxrobieren," bat meine
Frau mit einem rührend sehnsüchtigen Blicke nach mir.

„Lr kleidet Dich wirklich gut," sagtc ich gelassen. „Ein-
packen, Fräulein!"

lNeine Frau sah mich starr an und hatte das tfütchen
beinahe fallen lassen. Ich machtc cine so undurchdringliche,
gleichgültige tliiene, wie nnr möglich, während mein bserz
innerlich vor Freude hüpfte über die verblüffung meiner Frau.

„Das hättest Du Dir nicht träumen lassen, nicht wahr,
tveibchen?" dachte ich.

ttnterdessen war die Ladeninhaberin auf so scltene Anndcn
aufmerksam geworden und beeilte sich herbeizuschleppcn, was
sie an verlockenden Schaustücken besaß.

Ltwas zögernd hatte meine Frau das Lapothütchen zu dem
grünen Sommerhut gelegt und mich dabei immer verstohlen
beobachtet, ob ich nicht vielleicht plötzlich zu lachen anfange und

die ganze therrlichkeit ein Lnde haben würde. Aber ich nickte
zustimmend mit dem Ropfe, und inzwischen hatte die Laden-
inhaberin meiner Frau ein wahres Ungetüm von Federhut auf
das thaupt gesetzt.

„Das Neueste, was wir haben," sagte sie. „Griginalmodell
aus jdaris. Aostet nur einhundertundzwanzig tlkark."

Meine Frau wurde bleich bis unter die Lsaarwurzeln. „Ein-
xackenl" rief ich.

Da geschah etwas ganz Unerwartetes. ttteine Frau öffnete
den tNund, als wollte sie sxrechen; ihr ganzer Aörxer fing an
zu bebcn und ihre ksände streckten sich mechanisch, wie ab-
wehrend, mir entgegen. plötzlich tönte ein gellender Schrei
durch den Laden.

„thilfe, tsilfe," schrie meine Frau, „mein Mann ist
verrückt gewordenl"

Und fort stürzte sie aus dcm Laden mitsamt dem Feder-
hut. Ich ihr natürlich nach, aber ich konntc sie nicht mehr
einholen. Auch daheim fand ich sie nicht; sie war zu ihren
Lltern gestüchtet. Lrst das Gutachten von sechs Nervenärzten,
sowie die eidliche versicherung des Losagenten ließ sie all-
mählich wieder an meine Zurechnungsfähigkeit glauben. Aber
das sage ichi „Den Frauen kann man nichts recht machen."

-Lt-rik.

<^^enn still ein Blütentraum sich ansgereift,
<-8^ Wenn Dich Lrlebtes wundersam ergreift,
tvenn die Begeist'rung Deinen Griffel führt,
Dann wird ein Lied, das aller bserzen rührt.

Älbrccht Hirsch.

--

Äür (LXlibris-Kaumrler.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Für Exlibris-Sammler
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildbeschriftung: Vernunft Poesie
Kommentar
Horina wird erwähnt

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Engelhard, Paul Otto
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Brett
Nagel <Technik>
Schnurrbart
Entscheidung
Scheideweg <Motiv>
Weg
Sonne
Eule <Wort>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 641, S. 4
 
Annotationen