Meggendorfer-Blätter (53.1903 (Nr. 641-653))

Zeitschrift für ifumor und Aunst

2f

Da brave Masl.

von Fritz Goldnagl.

a Anoppern-Seppl huckt beim Roßwirt in da Schank-
stuben, ganz in d' finstre Lcken druckt, und schaut wia
vahext mit seine blassen Aug'n in sei Viertel lheurigen.
Da tvein war n' tvirten sei eig'ne Fexung und hat a
graugreane Farb, g'nau so, wia 's Spüllwasser bei oaner
bessern lserrschaft. — Eahm 'genüber sitzt da lfiasl, a so a
Art Bauernzigeiner, der wohl a halbverfallene Aeuschcn hatz
aber 's ganze Iahr mit sein lvagerl umadumaziagt, bal da-
bal durthin. Lr hat seine Gllbögen auf d' Tischplatten
g'stemmt und glotzt, so dumm als er's kann, 'n Seppl an.
„Du bist aber heunt g'sprachig," sagt er hiazt zan Anoxpern-Seppl.

Der nimmt d' pfeifen aus 'n broaten Maul und sagti
„Wos woaßt denn Du, lsiasl, wos i für Sorgen hani" Drauf
macht er oan Schluck von den G'söff und brummt was wia
„pfui Deifell", dann schnaxxt er wieda nach 'n Mundstückl von
seina sdfeifen.

„Is Dir 'leicht Dei Auh tranihappert wurn?"

Da Anoxpern-Sepxl druckt a wengerl 'rum, äugt zan lfiasl
umi und sagt endli ganz stadi „Du, bfiasl, kannst's Maul halten?"

„Sell moan il"

Da Anopxern-Seppl
biagt si über'n Tisch. „I
kunnt Dei' lfülf braucha,
wann a verlaß auf Di is."

„Da verlaß war do."

Da Anopxern-Seppl
würgt, als ob eahm a Anödl
d' Red verschlaget, und sagt
dann, so stad als er's mit
seiner röhrerden Siimm
kann:

„Da lfofbauer hat a
Sau agstocha."

Da lfiasl, der mit der
Botschaft nix an'zfanga
woaß, sogt nur: „lfm."

Noch oaner lveil sagt
der Anoppern-Seppl: „Da
lfofbauer is mei grinnnigster
Feind."

Da lfiasl sagt wieda
diplomatisch: „lfm."

„lvos moanst, lfiasl, dö Sau standert ma guat an?"

„Aaaso, hm . . ."

„Ia! — lvoaßt, lfiasl, der Lump hat ma neuli drei'n
Anten, dö sie verloffen hab'n, 'n Aragen umdraht und g'fressen
hoat er's a."

„lvos hast 'n denn nachher net der Gschandamerie ozoagt?"

„Ia, woaßt, lhiasl, dös is so a Sach. Lrschtens sag i,
oa jsder soll si sei Recht selber suacha, zweitens han i net
gern mit dö Pickelhaubna wos z'toa und drittens han i eahm
scho früher amal oan Sack Aörndl von seiu lvagen g'numma.
I han damals vergess'n, eahm's z'sagen. Un dafahrn hat er's,
der Lumpl" Da Anoppern-Seppl haut mit da Faust in 'n
Tisch eini, daß der lvein in dö Glaseln schledert.

„D' lvelt is schlecht," sagt der lfiasl. — „Und was HLtt'
i denn da z'toa?"

„lfelfa muaßt ma, d' Sau transxortier'n, für mi alloani
war's z'schwar."

„Scho' woahr. — lfm. — Und wos kriag i denn für mei
Müah?"

„Na, an zwoa Gulden lieget mir nix dran."

„Mir scho, — an dö zwoa Gulden nämli, dö's D'mir da
z'weni gibst."

„lvas? — viere willst?"

lfiasl nickte. „Bülliger kann is net toa. I riskier Schläg
und 's Zuchthaus."

„Ah, wos, — Zuchthaus. Lr hat ja a meine Anten
g'fress'n, daß eahm d' Fetten bei'n Maul außagrunna is."

„Nocha bleib'n no die lfiebl — Der lfofbauer hat oan
guaten Schwung."

„Also sag'n ma drei Gulden. Dös is heifti übazahlt."

„Na, meintsweg'n, weil's das Du bistl"

„Ling'schlagen! Na, nud a Trumm Fleisch gib i Dir schon a;
auf dös kinnnts ma net an."

„lvohl. Bist e allweil a fescher Aerl g'wen, Anoxxern-
Sepxl. — Alsdann es gültl — lher mit dö drei Guldenl"

„lfiazt scho?"

„Ia, moanst, mir wer'n uns um zweilfe in der Nacht von
tfofbauer a Airzen ausleichen, daß D' dö drei Gulden aus oan
ksabernsackl fürakrampeln kannst? lvas i tua, tua il"

„Alsdann guat. Da hast
dö drei Guldeu. lvia g'sagt,
heifti übazahlt. — lfast Dein
Zwoaradler bei Dir?"
.Ial"

„Guat. ^n den führ'n
ma d' Sau za mir."

„Guat is. I fahr hiazt
zan Dorf außi, daß mi
neamd verdächtigen kann.

Da kimm i a vorn lhof-
bauer vabei. Punkt eilfe
bin i beim großen Nußbam
hintern Dorf. Adjel"

Der Anoppern-Sexpl
blcanzelt vagnüagt und

wisxelt: „Moargen z'sxringt
der lfofbauer vur Giftl"

„lvas gibst ma, lhof-
bauer," sagt da lsiasl, „wann
i Di vur oan großen Schaden
bewahr'?"

„Du, mi? — Do müaßt i do z'sterscht wissen, was dös
war?" sagt da lfofbauer und schaugt verwundert auf sein B'suach.

„I sollt Dir mit'n Anoppern-Seppl heint Nacht umna

eilfe Dei Sau stehl'nl"

„lvas?l>"

„Ial Dcr Lump hat mi dazua dunga. Aber i halt was
auf mein ehrlichen Nam'."

„So a lfaderlump, a soa — jal" wetterte hiazt da lsofbauer.
„Der soll nur kemma!"

„Därfst net vureili sein, lxofbauer," warnt da lfiasl. „Lass'
eahm z'erst d' Sau a ausladen, sunst lüagt da Anopxern-Seppl no
und sagt, er hat bei Deiner Dirn fensterln wulln. llnd hiazt tat i
um drei Guldeu für'n braven Böten bitten, der Di g'warnt hat."

„Bist a Mordskerl, ksiasl," sagt da lsofbauer volla Freud.
„Da hast vier Gulden. So vüll bist ma Du und d'Sau scho
wert. Die ksieb rech'n i gar net, dö da Rnoxpern-Sepxl kriagt."

„I a net," sagt ohue Ligennutz da ksiasl. „I fahr hiazt
hoam. Gelobt sei Iesas Lhristas."

„In Lwikeit."