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Zeitschrift für Humor und Runft

35

Sein TriL

Der Lserr Gberst bekam einen maßlosen Schrecken. Leutnant von
Wagner hatte allerdings immer davon gesprochen, später das Gut zu
übernehmen; aber daß er diesen Lntschluß jetzt schon auszuführen beab-
stchtigte, das wollte ihm absolut nicht in den Sinn, und das durfte auch
nie und nimmer geschehen. Ging Magner jetzt wirklich, so konnte er
selbst sich von dem vorwurf nicht freisprechen, den jungen Lcutnant durch
seine Ltrenge zu diesem Schritt getrieben zu haben; aber das wollte er
nicht, das konnte er weder vor sich, noch vor den höheren vorgesetzten
verantworten. So sagte er denn jetzt: „kserr Leutnant, so schnell, wie
Sie sich das denken, geht das nicht. Urlaub kann ich Ähnen, bevor Ihr
Nachfolger eingetroffen ist, nicht bewilligen, und selbst wenn ich es könnte,
ich tät' es nicht. Sicher haben Sie sich Ihren Lntschluß nicht reiflich über-
legt. In der Uebereilung aber darf man einen solchen Schritt nicht tun."

Wohl noch eine Viertelstunde sprach der Vberst auf seinen Adju-
tanten ein, bis dieser schließlich versprach, sich die Sache noch einmal zu
überlegen.

„Na, endlich zeigt sich bei Ihnen doch wieder ein Schimmer von Ner-
nunft," meinte der Aommandeur schließlich, „morgen sprechen wir weiter
darüber, für heute wollen wir die Geschichte ruhen lassen. Ietzt kommen
Sie mit mir zu meinen Damen, die Uäthe hat hcute ihren Geburtstag;
wir haben ein paar Gäste, aber für Sie ist noch ein Platz frei, nein,
Widerspruch gilt nicht, kommen Sie nur."

Gleich darauf saß er an Aäthes Seite.

„Denk Dir nur," flüsterte der Vberst seiner Frau zu, „er trägt sich
mit Abschiedsgedanken, sei nur recht freundiich mit ihm."

Er selbst ging seiner Frau mit dem besten Beispiel voran, und als
sich die Gäste endlich trennten, versprach Leutnant von Wagner seinem
Aommandeur hoch und heilig, in den nächsten acht Tagen nicht wieder
auf sein Abschiedsgesuch zurückzukommen.

Nach acht Tagen aber war ein Fest im Gffizierskasino, und bei dieser
Gelegenheit verlobte sich der Adjutant mit der blonden Aäthe.

Dem kserrn Vberst war die Sache zuerst gar nicht recht, denn er
hätte sein Aind am liebsten noch auf viele, viele Iahre ganz allein für sich
behalten, aber schlicßlich gab er doch seine Linwilligung, denn er sagte
sich: „Nun wird Ivagner destnitiv alle Abschiedsgedanken aufgeben," und
darin behielt er recht, der dachte vorläufig gar nicht mehr daran, das
Gut seines Gnkels zu übernehmen.

Der Verlobung folgte die offizielle Verlobungsbowle, und als bei
dieser Gelegenheit der Uommandeur mit seinem zukünftigen Schwieger-
sohn auf „Du und Du" getrunken hatte, fragte der erstere: „Nun sag'
mir-einmal, wie bist Du eigentlich damals auf die wahnsinnige Idee
gekommen, mir mit Deinem Abschiedsgesuch ins bsaus zu fallen?"

Der junge Vffizier machte ein verschmitztes Gesicht: „Ietzt kann ich
es ja gestehen, ich dachte gar nicht daran, zu gehen; ich kenne Dich ja,
das ganze war nur ein Trick, um im letzten Augenblick doch noch zu
Aäthes Geburtstag eingeladen zu werden."

„Sieh einer einmal den Schlingel," schalt der Vberst, „und wenn ich
nun auf Deinen Trick nicht hereingefallen wäre?"

Da lachte der Gffizier lustig auf: „Du mußtest darauf hereinfallen,
denn nach den bestehenden Bestimmungen, die ich trotz meiner vergeß-
lichkeit besfer zu kennen scheine als Du, bist Du verpflichtet, jeden Gsfizier,
der seinen Abschied erbittet, auf die Folgen seines Schrittes aufmerksam
zu machen, und Du mußtest versuchen, meinen Lntschluß zu ändern."

„So'n Schlingel," schalt der kserr Vberst noch einmal, aber aus seinem
5chelten klang doch deutlich die Zufriedenheit heraus, daß die unglückliche
Geschichte mit dem ?lbreißkalender schließlich solche glückliche Wendung
genommen hatte.

Wrrkungen.

(Aäeim Volk wirkt oft das Drastische,
Und in der Aunst das Plastische,
Sehr oft wirkt auch das Lthische,

Am meisten — das Akonetische.

Der Rucksack als Lebensretter

„ksalt! Line Ldelraute! — Die muß ich haben, und
koste es, was es wolle! —

Albrecht Hirsch.

Ietzt bin ich unrettbar verloren! — —
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Der Rucksack als Lebensretter oder: Geistesgegenwart eines Hochtouristen
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Halt! Eine Edelraute! - Die muß ich haben, und koste es, was es wolle! - // Jetzt bin ich unrettbar verloren! - -

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Pommerhanz, Karl
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Bergsteiger
Gebirge
Adler
Blume
Schnee
Sturz
Rucksack

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 643, S. 35
 
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