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Meggendorfer - BIätter, INünchen

fv

^asernenhofblüte.

Unteroffizier: „Nteier, 2ie kommen sich wohl beim
Mlitär so überflüssig vor, wie ein Wasserleitungskontrolleur bei
einer Sintflut?!"

Ktoßfercher.

Frau: „btommst Du schon wieder erst um drei Uhr nach thause,
Du Lumx, Dul"

Uiann: „lserrgott, haben's die früher gut gehabt, wie's bloß
Sonnenuhren gab, da hat in der Nacht niemand gewußt,
wie spät's is I"

Die Unterfchrifk.


Fenstern herein und das Thermoineter stieg auf 24" Reaumur
— in Lelsius waren es sogar noch mehr.

Der hlanzlist Theobald Tuxserl, der ohnedies im Leben so
viel zu kämxfen hatte, kämxfte auch jetzt standhaft gegen die
immer stärker werdende Schlafsucht und hielt die schweren
Augenlider kramxfhaft offen; als aber vollends noch eine blau-,
schillernde dicke Lliege zum Fenster hereinflog und schläfrig-
monoton um seine Ghren brummte, da entglitt der schlaffen
ksand die Feder, welche er gerade in das große Tintenfaß cin-
tauchte, sein Lsauxt sank, wie hyxnotisiert, willenlos heräb und
bald.verkündeten seine tiefen, regelmäßigen Atemzüge, daß sein
Pflichtgefühl unterlegen war.

Die große Brummfliege litt jedensalls auch unter der
bsundstagshitze und lechzte nach einem dem Fliegenrüssel
mundenden Naß, und als sich unter dem Linflusse der tfitzc
und des Schlafes die Stirne und Nase des Aanzlisten Mit kleinen
Schweißperlen besetzte, ließ sie sich auf das Riechorgan nieder.
Lserr Tuxferls Nerven reagierten sofort darauf, ii:dem seine
thand abwehrend nach der gekitzelten Nase taxpte, welche Be-
wegung allerdings das lästige Insekt entfernte, aber auch das
Tintenfaß umwarf, so daß sich die schwarze Flüssigkeit über die
pultfläche ergoß.

Die Fliege brummte nun, über die Abwehr.entrüstet, um so
eifriger um das tsauxt des Schreibers und sicherlich HLtte der
Schlummer desselben nochmals eine Störung erlitten, wenn nicht

Die Unterschrift.

ein Sxatz durchs offene Fenster geflattert wäre, angelockt durch
das laute Brummen der Fliege. Er hüxfte — srech, wie nun
einmal die Sxatzen sind — aus das pult, gerade mitten in den
Tintenklex hinein und lauerte auf sein Gpfer.

Nicht lange dauerte es, da hatte er auch schon den dicken
Brummer im Fluge erhascht und ließ sich nun mit seinen
schwarzbeklexten Zehen auf eine am jdultaufsatz liegende, sein
säuberlich geschriebene Eingabe an das hohe königliche Dber-
amtsgericht nieder, um seine Beute zu verspeisen. — —

Die Sonne neigte sich schon stark gegen tVesten, und der
Tintenklex war schon längst eingetrocknet, als der Schreiber
endlich erwachte. Tin rascher Blick auf die Uhr — ksimmel!
schon fünfel Nun ist der lherr Rat schon sort und die
Unterschrist auf der Lingabe an das Gberamtsgericht, welche
der Amtsrichter als so dringlich bezeichnet hatte, war —
versäumtl . . .

Verzweiselt starrte der Aanzlist auf das Schriftstück. Doch
was ist das, träumte er?I — Die Eingabe ist ja schon

unterschriebenl . . . kserr Tuxferl griff sich an den Aopf.
Er wußte nun nicht: war er wirklich früher zum tserrn
Rat gegangen oder äffte ihn ein Traumgebilde. Aber neinl
Den unleserlichen Namenszug da, diese großen ungefügen tfaken,
kannte er nur zu gut, da gab's keinen Zweifel. —

„Also dochl also dochl" murmelte tserr Tupferl kopfschüttelnd
und kuvertierte die Eingabe, welche er alsdann selbst zur post
trug. tsierauf eilte er nach tsause, wo schon seit vier Uhr der
Iausenkaffee aus ihn wartete und überlegte dabei ernstlich die
Anschaffung eines Weckers für die Aanzlei. Auf die Frage
seiner Frau aber, wo er so lange geblieben, brummte er ver-
drießlich — wichtig tucnd: „tsatte heute wieder schrecklich viel
zu tunl"

Am nächsten Utorgen stürzte der Amtsgerichtsrat auf tserrn
Tupferl zu: „Sie Unglücksmensch, warum haben Sie gestern
die dringende Eingabe an das hohe Gberamtsgericht nicht
ausgefertigt?!"

„Bitte, therr Rat," erwiderte im Tone der beleidigten
Unschuld, Tupferl, „die Eingabe ist schon expediert; kserr Rat
haben ja das Schriftstück selbst unterfertigtl"

Der alte lserr stutzte. Selbst unterfertigt hatte er also die
Lingabe?! lfml hml Na, es war gestern nachmittag so schwül
und er hatte ein kleines Schlaferl . . . da war es ja immerhin
möglich, daß er so zwischendurch seine Unterschrist draufgesetzt
hatte . . .

„lsml hm> Schon expediert ift sie, mein lieber Tuxferl?
Aonnte mich wahrhaftig nicht darauf erinnern; wissen ja, bin
immer so mit Arbeit überbürdetl"

Damit war die Sache erledigt.

?lm hohen kgl. Gberamtsgericht, wo die Lingabe Tags
darauf eintraf, war aber nur eine Stimme des Lobes: so
schön, so deutlich, wie diesmal hatte sich derlherr Rat
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Die Unterschrift
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Engelhard, Paul Otto
Entstehungsdatum (normiert)
1903 - 1903
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Kanzlei
Schreiber
Schlaf
Pult
Schriftstück
Fenster
Hitze
Unterschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 644, S. 40
 
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