Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
6H

Meggendorfer-Blätter, INünchen

Lcharfbück.

Iunge Fraui „Ach, Lduard, liebst Du mich auch wirklich?"
Manni „Natiirlich, Schatz, trag' nur das oerunglückte
Mittagessen herein."

's Trmkgeld.

Da schneid't er so a Iweifelg'sicht-

„Nanu, mein Sohn, genügt's Dir nicht?

Die Tax' und Trinkgeld obendrein,

So wird's ja doch wohl richtig seinl" —

„N)oll woll — i mach' mein' Dank — stimmt scho' —
I rechen' nur a wengerl no' . . ."

Recht z'frieden war er net, der kfans;

Denn zu 'am Rausch langt's halt net ganz. O. I.

Geschmückt.

Satirische Skizze von Httgo Maro.

er junge Gutsbesitzer Adolf Reinke war das Gpfer eines
Attentates geworden. Lr hatte einen seiner Anechte,
der sich wiederholt als faul, unzuverlässig und unge-
horsam gezeigt, mit scharfen lVorten getadelt und ihm schließlich,
als der pslichtvergessene noch trotzige Antworten gab, seine
sofortige Tntlassung angekündigt.

Da hatte der jähzornige Bursche in sinnloser N)ut nach
dem Messer gegriffen und seinem bisherigen Brotherrn mit der
haarscharfen Alinge blitzschnell die linke NDange aufgeschlitzt.

„Sie können noch von Glück sagen, daß das Messer so
scharf gewesen ist," meinte nachher der Arzt beim Vernähen
der Verletzung, „denn infolgedessen sind die Mundräder so glatt,
daß die Narbe aussehen wird, als rühre sie von einem schweren
Säbelhiebe her."

„Tin schöner Trost," monologisierte der junge Landwirt,
immer wieder vor dem Spiegel seine Wange betrachtend, durch
welche sich vom linken Ghre bis zum Nasenslügel ein blutroter
Strich zog. „Scheußlich, wie ich aussehe. Lntstellt bin ich sürs
ganze Leben. Lann ich mich so überhauxt noch unter anständigen
Menschen blicken lassen? Und was wird rneine Braut dazu sagen."

Nach einiger Ieit mußte Reinke in geschäftlichen Angelegen-
heiten in die benachbarte Stadt. Zugleich wollte er gegen den
Messerstecher Anzeige erstatten. Zaghaft, im Gefühle seines
Gestchtsdefektes, betrat er ein Restaurant; in gedrückter Stimmuntz
nahm er in einer Lcke Platz.

„Wie mich die Leute anschauen," seufzte er im stillen,
„sür was sür einen Rowdy mögen sie mich wohl halten?"

Dienstfertig nahte ein Rellner. „N)as befehlen der Lserr
Doktor?"

Doktor? Lsatte Reinke recht gehört? Rein Zweifel, der
Gan-^med wiederholte noch mehrmals- „Sosort, bserr Doktor,
jawohl, kserr Doktor."

Und nun vernahm des Gutsbesitzers scharses Ghr vom
Nebentische her, an welchem zwei Studenten saßen, deutlich die
N)orte: „Da, sieh mal, Leibfuchs, dort die prachtvolle bsorizontale.
Ich stand zwanzigmal auf der Mensur und niemals hatte ich
das Glück, einen solchen herrlichen Renommierschmiß davonzu-
tragen. bsundert Mark gäbe ich auf der Stelle dafür!"

Reinke glaubte seinen Ghren nicht trauen zu dürsen. Also
beneidet wurde er noch um seine aufgeschlitzte N>ange? Da
wich seine deprimierte Gemütsversassung. Stolz erhobenen ksaup-
tes verließ er das Lokal, gLfolgt von den bewundernden Blicken
der Studenten.

Auf der Straße traf er mehrere Bekannte. Noch nie zuvor
hat man ihn so resxektvoll begrüßt wie heute. Einige machten
Andeutungen wie,Ehrenhändel°, ,schweres Säbelduell' und gra-
tulierten ihm zu dem guten Ausgang. Alle aber betrachteten
in ehrfürchtiger Scheu die mächtige Schmarre.

Als Reinke in einem anderen Restaurant, welches wegen
der Nähe des Landgerichts Stammlokal der Iuristen war, mit
„bserr Assessor" angeredet wurde, dachte er nicht mehr daran,
den Messerhelden anzuzeigen.

Lr hatte ursxrünglich auch geglaubt, mit der frischen Narbe
seiner am Grte wohnenden Braut nicht unter die Augen treten
zu dürsen. Ietzt aber besuchte er ohne Bedenken die Lrwählte
seines lserzens.

Nachdem sich ihr erstes Erstaunen gelegt und sie wahrheits-
gemäße Ausklärung über den Ursxrung des „Schmisses" erhalten,
klaschte sie sröhlich in die Lsände:

„Ach, Adolf, jetzt wird alle N>elt denken, daß ich einen
studierten Iukünftigen hätte. Ist das nicht reizend?"

---
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
's Trinkgeld
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Der Hans hat uns an Träger g'macht. / No, wie er halt sein' Lohn betracht't / Da schneid't er so a Zweifelg'sicht - -. "Nanu, mein Sohn, genügt's Dir nicht? / Die Tax' und Trinkgeld obendrein, / So wird's ja doch wohl richtig sein!" - / "Woll woll - i mach' mein' Dank - stimmt scho' - / I rechen' nur a wengerl no' ..." / Recht z'frieden war er net, der Hans; / Denn zu 'am Rausch langt's halt net ganz.

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Futterer, August
Entstehungsdatum (normiert)
1902 - 1902
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Mann
Hand
Stock
Skepsis
Lohn
Geld

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 646, S. 64

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen