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Meggendorfer-Blätter — 53.1903 (Nr. 641-653)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16703#0112
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s08

Meggendorfer-Blätter, Blünchen

am Aaffee wie sonst; am zwoat'n Sonntag bei der kfälft'n Leut
g rad so viel als sonst, wenn alles druckt voll war .— no, und
daß am dritten Sonntag alles in die „blaue Gans" g'laufen is
— glaubst, Aatherl, dös ficht mi an? Beileib' netl I hab'
jetzt die Sach so betracht', und i woaß g'wiß, daß d'Leut' wieder
komma, daß sie sich an den Kaffee g'wöhna, wia an den andern aa.
G'wohnheit is alles. Aber wir hab'n nachher dopxelten
jdrofit. Glei' morg'n fahr'n ma miteinand' mit'm Mag'n ins
Gesterreichische, schaug'n, daß ma hübsch a jdortion Lichorie
'rüberbringa, glei für a etli Monat. <Ls kunt sonst auffall'n,
wenn T>u so oft 'nübersahrst."

Das leuchtete der jungen Frau so ziemlich alles ein. Zwar
stiegen ihr einige Bedenken auf über die xlötzliche Willsährigkeit
ihres Mannes, doch die hielten alle nicht stand vor der Freude,
daß sie die Gberhand behalten hatte im ersten ehelichen Streit.

Am nächsten Tage ward der Linkauf richtig. Vorsorglich
nähte Alamxferl selber die einzelnen jdäckchen Lichorie in Aleid
und Unterrock der jungen Frau, und dann traten sie wohlgemut
die kseimsahrt an. Als sie an die Grenze kamen, stand dort
der „Finanzer" und grüßte schon von weitem als alter Bekannter
die beiden Gatten; dann unterhielt er sich mit ihnen, sprach
vom Wetter, vom Geschäft u. s. w und schließlich fragte er noch,
um dem Dienst Genüge zu turn „Mit Verlaub, kserrjAlampferl,
haben S' was Zollbar's?"

Da ging ein breites Lachen über des Schwanenwirts
sleischiges Gesicht: „I net," sagte er gleichgiltig, „aber mei'
Frau da, die hat an die 20 packl Lichorie im G'wandsei'gnäht."
Das Aatherl spielte alle Farben und stieß wie rasend mit dein
Stiefelabsatz nach kserrn Alamxserls ksühnerauge. Der „Finanzer"
aber zog die Augenbrauen schier über die Stirn in die ksöhe
und sagte: „Es tut mir leid, Frau Alampferl, aber im Dienst,
verstehn S', gibt's kein' Sxaß. Sie müssen sich schon untersuchen
lassen jetzt."

„lvär net übel," rief das Uatherl entsetzt und wehrte sich
auss äußerste dagegen. Aber alles Protestieren half nichts
mehr. Mit zitternden Anieen, weinend vor Wut und Scham
ging die junge Frau ins Wachlokal, und dort wurde auch das
verborgenste Päckchen Lichorie ans Tageslicht gezogen.

„Das kost' Ihnen a schöne Straf', kserr Alampferl,", meinte
der Beamte bedauernd, „und außerdem wird die ganze tvar'
konfisziert. Daß wir natürlich sür die Zukunft auf die Frau
Gemahlin ein besonders wachsames Auge haben, das ist eben
die selbstverständliche Folge davon."

„Dös is mir alles ganz recht," sagte der Schwanenwirt
darauf. „Die Straf' zahl' i gern' und die Lumxenwar' laß i
Luch aa, und wer auf mei lveib am besten ausxaßt, is aa mei'
bester Freund — aber um dös oane bitt' i Ihna, kserr Finanzer,
tuan S' mir den G'fall'n und erzähl'n S' die Sach' überall 'rum,
damit die Leut wiss'n, daß beim Schwanenwirt die Lichoriezeit
'rum is sür alle Zeiten."

Das hat denn auch der „Finanzer" geireulich besorgt und am
nächsten Sonntage war's beim „Schwanen" so voll, wie nie vorher.

Das Katherl hat sich lange Zeit nicht mehr sehen lassen
unter den Gästen und hat mit dem hinterlistigen „Paxi" recht-
schaffen „gebockt." Nun aber ist wieder Fried' im Land, und
wenn Du, lieber Leser, einma! nach F. kommst, geh nicht am
„Schwanenwirt" vorbei, ohne eine Tasse Aaffee zu trinken.
Das Aatherl macht ihn schier vorzüglicher noch als ehedem
kserr Alampferl selber. Lichorie brauchst Du nicht zu sürchten,
denn.es gibt nichts auf der Welt, was dem Aatherl verhaßter
wäre als dieses verschlechterungsmittel sür den Aaffee.

Küble.

M ls wir zuletzt uns sahn, als Deine ksand
So innig und so lang die meine drückte,

Da ich mich rasch zu Dir herniederbückte

Und schon auf halbem tveg Dein Mündchen fand -

Mas hast Du plötzlich da Dich abgewandt,

Als ob die Last der Sünde Dich erdrückte?

Ach, wen Natur mit solchem Liebreiz schmückte,

Versagt' sie dem der Sinne Glutenbrand?

Und doch seh' ich auf Deiner Augen Grund
Lin Flackerfeuer, das ich längst schon kenne.

„Ich bin ein kühles Ivesen," sagt Dein Mund,

Doch wenn ich Dich mit heißen Namen nenne,

Gibt mir ein Blitz aus Deinen Augen kund:

„Sieh, wie ich lodernd unterm Lis verbrenne!"

C. Kohlhepp.

Uosbafte Dariante.

Förster: „Allem, was der Maier gesagt, muß ich zustimmen."
Herr: „Gelt, kserr Förster, das war Ihnen ganz aus der
Seele gelogen?"

Abnmrgsvall.

Sonntagsreiter: „Ich weiß nicht — aber ich glaub'
immer, heut nehin' ich noch ein Badl"

Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Desterreich-Ungarn sür kserausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert Mohr in tvien I.
Vrrlag von I. F. Schrribrr in Münchrn und Etzlingrn.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Ahnungsvoll
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: Sonntagsreiter: "Ich weiß nicht - aber ich glaub' immer, heut nehm' ich noch ein Bad!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Becker, Carl
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Reiter
Pferd
Teich

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 649, S. 108
 
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