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Meggendorfer-Blätter — 53.1903 (Nr. 641-653)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16703#0116
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rNeggendorfer-Blätter, Bkünchen

U2

„kferein!" Und leise fügte er hinzu: „wenn's kein Schneider istl"

Lin Schneider war's nicht, aber der Bnkel Bissing, und das bedeutete
auch nichts Gutes.

Dnkel Bissing hatte nämlich in seiner großen Verwandtschaft die
Msfion, dem jungen männlichen Nachwuchs, besonders den Studenten,
welche ihre Linnahmen und Ausgaben nicht im Gleichgewichte zu halten
vermochten, ab und zu Strafxredigten vulgo Moralxauken zu halten.
Infolge langjähriger Uebung wußte er fich dieser Aufgabe stets mit
wahrer virtuosität zu entledigen.

Auch heute ließen seine kühle Begrüßung und finstere Miene
Schlimmes ahnen.

„Bitte, Bnkelchen, nimm Platzl"

Aber Bnkelchen ignorierte die freundliche Linladung. Die Lsände
auf dem Rücken, ging er im Zimmer auf und ab, in allen Ecken „um-
herschnüffelnd". Das war so seine Art, wenn er seine Gedanken für
einen kräftigen Sermon konzentrierte.

Der Studiosus senkte resigniert das Lsauxt. Fühlte er sich doch
schuldbewußt, da er vor wenigen Tagen erst einen Brandbrief nach Lsause
geschickt hatte.

Plötzlich ließ ihn ein Ausruf des Lrstaunens von des Gnkels Lixxen
aufschauen. „Albert, was ist denn das?"

Da stand der Gnkel, in der kfand ein dünnes Lseft, in dem Antlitz
starres Staunen.

„Iunge, Du hast Dir ein Sxarkassenbuch angelegt?"

Sollte Studiosus Albert Meyer dem Gnkel reinen Mein einschenken
und verraten, daß sein Freund und Nainenswetter bei seinem etwas
eiligen Aufbruche das Sxarkassenbuch — auf desfen Titelblatt der Stand
seines Besitzers nicht angegeben war — vergessen hatte? Nein, er
wollte erst einmal abwarten.

Der Dnkel war wie umgewandelt; aus seinem Gesichte, wo eben
noch die drohenden wolken eines heraufziehenden Gewitters gelagert
hatten, lachte jetzt der Sonnenschein bester Laune.

„Albert, Iunge, ist's denn möglich? Also darum brauchtest Du
immer so viel Geld? Ia, nun sehe ich die Sache freilich in einem
anderen Lichte. Sieh mal, Albert, ich war eigentlich gekommen, um Dir
infolge Deines letzten Brandbriefes auf Bitten Deines vaters eine
kräftige Philippika zu halten. Du weißt, Dein gutmütiger f)apa bringt
das nicht übers Lserz, und da muß ich dann in die Bresche springen. Freude
macht mir die Ausführung solcher Aufträge wahrlich nicht, besonders in
diesem Falle, denn Du bist von Aindheit an mein Liebling gewesen.
Um so mehr freut mich die Lntdeckung, die ich soeben gemacht habe. Die
Idee, sich als Student ein Sparkassenbuch anzulegen, ist wirklich nicht
Lbel. Denn ihr jungen Akademiker müßt ja auch nach Absolvierung der
Universität oft lange warten, bis ihr von eurem eigenen Linkommen
existieren könnt. Da kann solch ersparter Fonds im ksinblick auf mancherlei
Uiöglichkeiten von großem Nutzen sein, zum Beisxiel falls dem vater
einmal hinsichtlich der ewigen Zuschüsse der Geduldsfaden reißen sollte.

Nun aber, mein lieber Neffe, sollst Du mich auch einmal von einer
angenehmen Seite kennen lernen." Der Gnkel zog sein portefeuille.
„Ich sehe, daß Du bisher siebzehnhundert Mark eingezahlt hast. lsier
schenke ich Dir drei bsundertmarkscheine, daß Du die Summe auf zwei-
tausend abrunden kannst."

Der Studiosus starrte ganz fasfungslos auf die Aasfenscheine.
Dreihundert Ntark, damit konnte er ja seine ärgsten Gläubiger befriedigen.

„Gnkelchen, ist's wirklich Dein Ernst? G, vielmals besten Dankl"

„Schon gut. Betrachte das Geschenk als Lohn und Aufmunterung
zu weiterer Betätigung des Sxarsamkeitssinnes."

„Ia, Bnkelchen, aber zu bsause darfst Du von dem Sparkassenbuche
nichts verraten, Papa würde mir dann meinen Monatswechsel wahr-
scheinlich beschneiden."

„Ganz recht, die Sache bleibt Geheimnis zwischen uns beiden."

Als der Buchhalter später sein Ligentum abholte, bemerkte der
Studiosus im Brusttone innerster Ueberzeugung: „Weißt Du, Namens-
vetter, solch Sparkassenbuch ist wirklich eine segensreiche Linrichtung."

(Kelungeirer Tausch.

l

2
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Gelungener Tausch
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meggendorfer, Lothar
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Tausch
Junge
Mann
Stiefel
Gespräch
Betrüger
Trick
Zündholz

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 650, S. 112
 
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