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Meggendorfer-Blätter — 53.1903 (Nr. 641-653)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16703#0145
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Zeitschrift für Lfumor und Aunst


„Das ist's ja eben, was ich meinte," antwortete Brummlich,
der allmählich seine Fassung wieder gewonnen hatte. „Ich wollte
mir nämlich soeben die Ehre geben, mich nach dem Befinden
der tferrschaften zu erkundigen, da ich hörte, 5ie seien gestern
wieder aus Biarritz zuriickgekehrt. Und ich wäre ganz untröstlich

gewesen, wenn ich die bserrschaften nicht angetrosfen-"

„Ganz unsrerseits," warf mit liebenswürdigem Lächeln die
Lrau Iustizrätin ein. „!vir sind aber gerade im Begriffe heim-
zukehren und 5ie müssen uns begleiten und einen Löffel 5uppe
mit uns nehmen."

Man sah es Dr. Brummlich an, wie er erschreckt zusam-
menfuhr.

„Gnädige Frau sind zu gütig," antwortete er, „aber ich
hatte ja hinreichend Gelegenheit mich zu überzeugen, wie vor-
trefffich Ihnen die Aur bekommen ist, und ich will daher nicht
weiter belästigen."

. „Ach, nichts da; wie die Aur angeschlagen hat, können 5ie
erst beurteilen, wenn 5ie unsern Axxetit sehen," warf der
Iustizrat ein.

„Aber ich sürchte wirklich — — —"

„Paxxerlaxapxl"

„Der gnädigen Fräulein Tochter wird es sicher nicht an-
genehm sein, so unerwartet von einem Gaste überfallen zu
werden."

„Mein bester Doktor," nahm Frau Iustizrat das tvort,
„gestehen 5ie es nur offen zu, unser Menu ist Ihrem ver-
wöhnten Iunggesellengaumen zu bescheiden!"

„Aber um Gottes willen, gnädige Frau, in was für ein
Licht setzen 5ie mich l"

Dr. Brummltch kämxfte offenbar mit einer großen ver-
legenheit, es schien ihm xeinlich, die Einladung anzunehmen,
doch gleichwohl konnte er sie nicht ablehnen, ohne einen
triftigen Grund anzugeben und einen solchen fand er diesmal
nicht. jdlötzlich beugte er sich zu dem Iustizrat hinüber und
flüsterte ihm ins Ghrl „Ich nehme ja dankbarst an, aber ich
muß Ihnen vorher etwas anvertrauen. Bitte gönnen 5ie mir
vor dem Essen eine Minute unter vier Augenl"

Der Iustizrat nickte verständnisvoll, wenn auch etwas ver-
wundert mit dem Aoxfe, und Dr. Brummlich setzte daraushin
iu Begleitung des Lixxhartschen Lhepaares seinen lVeg fort.

Im Korridor ihrer Wohuung gelang es der Frau Iustiz-
rätin, ihren Mann für einen Augenblick „abzufangen".

„Was hat er denn gesagt?" ffüsterte sie.

„Lr will mich sprechen."

„Weshalb denn?"

„weiß nichtl"

„Lsast Du keine Ahnuug?"

„Nein!"

„Du bist ein 5chafskoxf!"

„Lfml"

„Er wird um unsere Tochter anhalten wollen?"

„Ial"

„wie taktlos, sich nicht an mich zu wendenl"

„Na höre mall Bin ich denn nicht — — —"

„Menn Du noch lange da stehst, wird er wieder davon-
gehenl"

Eiligst begab sich der Iustizrat nach seinem Iiminer, wo-
hin ihm Dr. Brummlich vorangegangen war.

„Nun mein liebes Doktorchen, ich stehe zur Verfügung,"
sagte er händereibend.

„5ehr liebenswürdig, bserr Iustizrat," erwiderte Brumm-
lich. „Ls ist eine ebenso xeinliche, wie delikate Angelegenheit."

„Das kann ich mir denken. Aber würden 5ie es nicht
vorziehen, mit meiner Frau — —"

„Nein, nein, bei allem Respekt vor der gnädigen Frau,
aber-"

„Nun, nun, es ist ja im Grunde genommen dasselbe. Fassen
5ie sich ein kserz und lassen 5ie alle 5chüchteruheit fallen. Ihr
Wunsch ist Ihnen im voraus gewährt. 5ie sind ein Mann
von vortrefffichen Lharaktereigenschaften, 5ie sind zu großen
Aussichten für die Zukunft berechtigt, 5ie haben — — —"

„— einen fürchterlichen 5chnupfen l Lntschuldigen 5ie, bitte,
die Unterbrechung," sagte der Doktor. „Und leider habe ich
mein Taschentuch vergessenl Und wenn ich also Ihre liebens-
würdige Linladung annehmen soll, so muß ich 5ie um den
Freundschaftsdienst bitten, mir ein solches zu leihen."

„A—ber na—türlichl"

Ls kam etwas gedehnt von den Lixxen des Iustizrates,
und während er nach seinem Toilettenschranke schritt, um das
Gewünschte zu holen, murmelte eri. „Na gute Nacht, da wird
die Alte spuckenl" —-

Das Mittagessen ging vorüber, wie alle Mittagessen.
Verlobungssekt wurde nicht kalt gestellt, dafür aber bekam dic
Frau Iustizrätin Migräne und als Dr. Brummlich das Lsaus
wieder verlassen hatte, sagte sie: „5o ein ordinärer Menschl
5chleicht sich in anständige Familien hinein, um scheinbar um die
lfand der Tochter anzuhalten, und xumpt sich ein Taschentuch."

--

Der Vatent-^offer für Äfrikareisende.

l
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
Der Patent-Koffer für Afrikareisende
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Meggendorfer-Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
B 2529-158-1 Folio

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Meggendorfer, Lothar
Entstehungsdatum
um 1903
Entstehungsdatum (normiert)
1898 - 1908
Entstehungsort (GND)
Esslingen am Neckar

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift
Afrika
Reisender
Koffer
Schirm
Fernglas
Afrikaner
Schwarze
Versteck
Verstecken
Schutz

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Aufbewahrungsort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Meggendorfer-Blätter, 53.1903, Nr. 652, S. 141
 
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